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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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gelangen.
    »Ja, morgen«, sagte er und war weg.
    Und so löste Nadia die Revolution aus.
     
    Sie fand eine Nachrichtensendung mit dem Satellitenfoto aus der Antarktis und sah es verstört an. Kleine Stimmen auf dem Bildschirm plapperten rasch dahin. Die eine behauptete, die Katastrophe wäre ein Sabotageakt seitens Praxis, die angeblich Löcher in die Eisdecke gebohrt und Wasserstoffbomben auf dem antarktischen Urgestein angebracht hätte. Sie rief angewidert: »Immer noch damit beschäftigt!« Kein anderer Nachrichtendienst stellte diese Behauptung auf oder widersprach ihr. Es war ohne Zweifel ein Teil des Chaos und wurde von allen anderen Berichten über die Flut weggespült. Aber der Metanatricid dauerte an. Und sie waren ein Teil davon.
    Alle Existenz reduzierte sich sofort darauf in einer Weise, die stark an 2061 erinnerte. Maya fühlte, daß sich ihr Magen wie früher verkrampfte, über alle gewöhnlichen Spannungszustände hinaus zu einer Walnuß im Zentrum ihres Wesens, schmerzhaft und zusammenpressend. Sie hatte kürzlich Medizin eingenommen, um Geschwüren vorzubeugen; aber die war für diesen Anfall jämmerlich unzureichend. Ruhig sein! Dies ist der Moment. Du hast ihn erwartet, du hast dafür gearbeitet. Du hast die Basis dafür gelegt. Jetzt kam das Chaos. Im Herzen jedes Phasenwechsels gab es eine Zone von herabstürzendem, rekombinierendem Chaos. Aber es gab Methoden, die zu verstehen und damit umzugehen.
    Maya ging durch das kleine mobile Habitat und blickte kurz hinab auf die idyllische Schönheit des Canyonbodens von Shalbatana mit seinem kiesroten Fluß und den neuen Bäumen sowie Streifen von Baumwolle auf den Ufern und Inseln. Wenn die Dinge drastisch schiefgingen, war es möglich, daß nie wieder jemand in Shalbatana wohnen würde, daß dies eine leere Blasenwelt bleiben würde, bis Schlammstürme das Dach eindrückten oder in der mesokosmischen Ökologie etwas versagte. Nun ...
    Sie zuckte die Achseln, weckte ihre Crew und wies sie an, sich fertig zu machen, um nach Underhill aufzubrechen. Sie sagte ihnen, warum; und da sie alle auf die eine oder andere Art zur Widerstandsbewegung gehörten, jubelten sie.
    Es war knapp nach der Dämmerung an einem vermutlich warmen Frühlingstag, an dem sie in leichten Schutzanzügen mit Kapuzen und Gesichtsmasken hätten arbeiten können, wobei nur die isolierten harten Stiefel Nadia an die plumpe Kleidung der frühen Jahre erinnerten. Freitag, Ls 101, 2. Zweitjuli im M-Jahr 52, irdisches Datum (sie sah auf ihr Armband) 12. Oktober 2127. Irgendwie nahe dem hundertsten Jahrestage ihrer Ankunft, obwohl niemand dieses Datum zu feiern schien. Hundert Jahre! Das war ein bizarrer Gedanke.
    Also eine neue Julirevolution und zudem auch noch eine Oktoberrevolution. Eine Dekade nach dem zweihundertsten Jahrestag der bolschewistischen Revolution, wie sie sich zu erinnern glaubte. Das war noch ein seltsamer Gedanke. Nun, aber auch sie hatten es versucht. Alle Revolutionäre im ganzen Verlauf der Geschichte. Zumeist verzweifelte Bauern, die für das Leben ihrer Kinder kämpften. Wie in ihrem Rußland. So viele in jenem bitteren zwanzigsten Jahrhundert, die alles wagten, um ein besseres Leben zu schaffen. Aber dennoch hatte es zur Katastrophe geführt. Das war erschreckend, als ob die Geschichte eine Folge von Wellen menschlicher Angriffe gegen Elend wäre, die immer mißlangen.
    Aber die Russin in ihr, das sibirische Kleinhirn, beschloß, das Oktoberdatum als gutes Omen anzusehen. Oder als eine Mahnung, was man nicht tun dürfe, im Hinblick auf 2061. Sie konnte in ihrem sibirischen Geist dies ihnen allen widmen. Dem heroischen Leid der sowjetischen Katastrophe, allen ihren Freunden, die 2061 gestorben waren, Arkady, Alex, Sasha, Roald, Janet, Evgenia und Samantha, allen denen, die noch in ihren Träumen und ihren abgeschwächten schlaflosen Erinnerungen spukten, wie Elektronen um die eiserne Walnuß in ihrem Innern kreisten und sie mahnten, nichts zu verkrampfen, sondern es diesmal richtig zu machen und den Sinn ihrer Leben und ihrer Tode wiedergutzumachen. Sie entsann sich, daß jemand ihr gesagt hatte: »Wenn ihr das nächste Mal eine Revolution habt, dann versucht es lieber auf eine andere Art.«
    Und jetzt waren sie soweit. Aber es gab Guerillaverbände der MarsErsten unter Kaseis Befehl, ohne Kontakt mit dem Hauptquartier in Burroughs, sowie tausend andere Faktoren, die ins Gewicht fallen würden und deren meiste völlig außer ihrer Kontrolle waren. Ein

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