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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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erreichen konnte. Sie fühlte sich wie Frank 2061 und bediente die Telefone in wilder Eile. Erst jetzt waren sie in Verbindung mit dem ganzen Mars; und sie hatte den klaren Eindruck, daß sie, wenn sie auch keineswegs die Führung hatte, doch zumindest ein gutes Gefühl dafür besaß, was vor sich ging. Und das war wirklich Gold wert. Die eiserne Walnuß in ihrem Magen fing an, sich mehr in so etwas wie Holz zu verwandeln.
    Nach einigen Stunden begann sie, zwischen einem Anruf und dem nächsten für Sekunden in Schlaf zu fallen. In Underhill und Shalbatana war jetzt Mitternacht; und sie hatte seit dem Anruf von Sax wegen Antarctica nicht viel geschlafen. Das bedeutete vier oder fünf Tage ohne Schlaf - nein, halt -, sie rechnete nach: drei Tage. Obwohl es sich schon wie drei Wochen anfühlte.
    Sie hatte sich gerade auf einer Couch hingelegt, als es ein Geschrei gab und alle in den Korridor rannten und dann hinaus auf die mit Steinen gepflasterte Plaza vor den Mangalavidbüros. Nadia torkelte hinter Sax her, der sie am Arm packte und half, Balance zu halten.
    Offenbar gab es ein Loch im Kuppeldach. Die Leute zeigten hin, aber Nadia konnte es nicht erkennen.
    »Hier sind wir jetzt besser dran«, sagte Sax mit einem leicht befriedigten Zug um den Mund. »Der Druck unter dem Dach ist nur um hundertfünfzig Millibar höher als außen.«
    »Darum zerplatzen die Dächer nicht wie angestochene Ballons«, sagte Nadia und erinnerte sich schaudernd an einige überkuppelte Krater von 2061.
    »Und selbst wenn etwas Außenluft eindringt, ist es zumeist Sauerstoff und Stickstoff. Es gibt noch zu viel Kohlendioxid, aber nicht so viel, daß wir alle sofort vergiftet würden.«
    »Wenn das Loch aber größer wäre«, sagte Nadia.
    »Gewiß.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wir müssen den ganzen Planeten sichern, um wirklich in Sicherheit zu sein.«
    »Gewiß.«
    Nadia ging gähnend wieder hinein. Sie setzte sich wieder an ihre KI und verfolgte die vier Mangalavidkanäle, zwischen denen sie rasch hin und her schaltete. Die meisten großen Städte waren entweder offen für Unabhängigkeit oder in verschiedenen Pattsituationen, bei denen die Sicherheit die Kontrolle über die physikalischen Versorgungsanlagen hatte, aber nichts passierte und ein großer Teil der Bevölkerung in den Straßen wartete, um zu sehen, was als nächstes geschehen würde. Es gab eine Anzahl von Städten und Camps der Firmen, die noch ihre Metanationalen unterstützten. Aber im Falle von Bradbury Point und Huo Hsing Vallis, benachbarten Städten auf der Großen Böschung, hatten sich ihre metanationalen Eltern Amexx und Mahjari auf der Erde bekämpft. Welchen Einfluß das auf diese nördlichen Städte haben würde, war nicht klar; aber Nadia war sicher, daß es ihnen nicht helfen könnte, ihre Lage zu klären.
    Es gab noch etliche wichtige Städte im Griff von Subarashii und Amexx, und diese dienten als Magnete für isolierte Sicherheitseinheiten von Metanationalen und UNTA. Burroughs war offenbar unter ihnen führend; aber das galt auch für Cairo, Laßwitz, Sudbury und Sheffield. Im Süden kamen die Menschen aus den Zufluchtsstätten, welche nicht aufgegeben oder vom Expeditionscorps zerstört worden waren, aus ihren Verstecken heraus; und in Vishniac bauten die Bogdanovisten eine Oberflächenkuppel über dem alten Parkplatz für Robotfahrzeuge dicht bei ihrem Mohole. Also würde der Süden ohne Zweifel wieder seine Position als Bollwerk des Widerstandes gewinnen, soviel das wert war. Nadia hielt nicht viel davon. Und die nördliche Polkappe war in ihrer Umwelt so ungeordnet, daß es kaum eine Rolle spielte, wer sie innehatte. Das meiste von ihrem Eis wurde nach Vastitas abgeführt, aber die Polkappe bedeckte sich in jedem Winter mit frischem Schnee. Sie war die ungastlichste Gegend auf dem Mars, und es waren fast gar keine Dauersiedlungen dort übriggeblieben.
    Also bestand die umstrittene Zone hauptsächlich in den gemäßigten und äquatorialen Breiten, in dem Band um den Planeten, das vom Vastitas-Eis im Norden und den zwei großen Becken im Süden begrenzt wurde. Und dazu gehörte natürlich auch der Weltraum. Aber Saxens Angriff auf metanationale orbitale Objekte war offenbar erfolgreich gewesen, und seine Entfernung von Deimos aus der Nähe sah jetzt wirklich wie ein glücklicher Schlag aus. Indessen war der Aufzug noch immer in Händen der Metanationalen, und Verstärkungen von der Erde waren jederzeit fällig. Und Sax in Da Vinci hatte offenbar seine

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