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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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besser, als sie gehofft hatte. Das war irgendwie auch eine Sache der Demographie. Es schien, daß fast jede Person, die auf dem Mars geboren war, sich jetzt in den Straßen befand oder städtische Ämter besetzte, sowie Bahnhöfe, Raumflughäfen - all dies, nach den Interviews in Mangalavid zu schließen, völlig (und unrealistisch, wie Nadia meinte) unduldsam der Idee gegenüber, daß Mächte auf einem anderen Planeten sie in irgendeiner Weise kontrollieren könnten. Das war hier fast die Hälfte der jetzigen Bevölkerung des Mars. Und auch ein guter Prozentsatz der Oldtimer war auf ihrer Seite, sowie einige der neuen Emigranten. »Nenn sie Immigranten!!« riet Art über das Telefon. »Oder Neuankömmlinge. Nenne sie Siedler oder Kolonisten, je nachdem, ob sie mit uns sind oder nicht. Das hat Nirgal gemacht; und ich denke, daß es den Leuten hilft, über die Lage nachzudenken.«
    Auf der Erde war die Situation weniger klar. Die Metanationalen von Subarashii kämpften noch mit denen im Süden, waren aber im Rahmen der großen Überschwemmung zu einer bitteren Episode geworden. Es war schwer zu sagen, was die Menschen auf der Erde im allgemeinen über den Konflikt auf dem Mars dachten.
    Aber was auch immer sie denken mochten, ein schnelles Shuttle würde bald mit Verstärkungen für die Sicherheit eintreffen. Darum wurden die Widerstandsgruppen von überall her mobilisiert, sich auf Burroughs zusammenzuziehen. Art tat, was er konnte, um dieses Unternehmen aus dem Innern von Burroughs her zu unterstützen, indem er all jenen, die unabhängig daran gedacht hatten zu kommen (es lag ja schließlich nahe), sagte, daß ihre Idee gut wäre und sie Gegnern des Plans zureden sollten. Er war in Nadias Augen ein subtiler Diplomat - groß, sanft, unprätentiös, ohne Anmaßung und >undiplomatisch<. Er neigte den Kopf, wenn er mit Leuten konferierte, und gab ihnen den Eindruck, daß sie es wären, die den Fortschritt vorantrieben. Wirklich unermüdlich. Und sehr schlau. Bald kamen viele Gruppen zu ihm, einschließlich der Roten und der Guerilleros von MarsErst, die sich ihr Anrücken immer noch als eine Art von Attacke oder Belagerung vorzustellen schienen. Nadia hatte den deutlichen Eindruck, daß, während die Roten, die sie kannte - Ivana, Gene, Raul, Kasei -, mit ihr in Verbindung blieben und zustimmten, sie als Schiedsrichter anzuerkennen, es da draußen radikalere Gruppen von Roten und MarsErst-Leuten gab, für die sie irrelevant oder sogar ein Hindernis war. Dies machte sie wütend, weil sie sicher war, daß die radikaleren Elemente, wenn Ann sie völlig unterstützte, auch kommen würden. Sie beklagte sich darüber bitterlich bei Art, nachdem sie eine Verlautbarung der Roten gesehen hatte, die die westliche Hälfte der >Konvergenz< auf Burroughs regelte. Art ging ans Werk, überredete Ann dazu, einen Anruf entgegenzunehmen, und verband sie mit Nadia.
    Und da war sie wieder, wie eine Furie der Französischen Revolution, so kalt und grimmig wie immer. Ihr letztes Gespräch über Sabishii lag schwer zwischen ihnen. Dieses Thema war strittig geworden, als die UNTA Sabishii wiedererobert und niedergebrannt hatte. Aber Ann war offenbar immer noch ärgerlich, was Nadia beunruhigend fand.
    Nach kümmerlicher Begrüßung artete ihr Gespräch fast sofort in eine Auseinandersetzung aus. Ann sah die Revolte deutlich als eine Chance, alle Bemühungen für Terraformung zu beseitigen und so viele Städte und Menschen wie möglich vom Planeten zu entfernen, notfalls durch direkten Angriff. Erschreckt von dieser apokalyptischen Vision, diskutierte Nadia mit ihr erst scharf und dann wütend. Aber Ann hatte sich in eine ihr eigene Welt zurückgezogen. Sie erklärte kühl: »Ich wäre ebenso glücklich, wenn Burroughs zerstört würde.«
    Nadia knirschte mit den Zähnen. »Wenn du Burroughs zerstörst, zerstörst du alles. Wohin sollten wohl die Leute darin gehen? Du wärst nicht besser als eine Mörderin, eine Massenmörderin. Simon würde sich schämen.«
    Ann machte ein mürrisches Gesicht. »Ich sehe, daß Macht korrumpiert. Verbinde mich mit Sax! Ich bin dieser Hysterie überdrüssig.«
    Nadia gab den Anruf an Sax weiter und ging fort. Es war nicht Macht, die die Menschen verdarb, sondern es waren die Narren, welche die Macht korrumpierten. Nun, es könnte sein, daß sie sich zu schnell aufgeregt hatte und zu grob gewesen war. Aber sie war erschreckt von jener finsteren Stelle in Anns Innerem, dem Teil, der zu allem fähig war; und Angst

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