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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wieder ganz wie 2061.« Je mehr sie darüber nachdachte, desto wütender wurde sie. »Was können die denken?«
    »Macht es einfach als eine Drohung!« sagte Art über den Schirm.
    »Drohungen wirken nicht, wenn die Leute, denen man droht, glauben, daß man sie nicht ausführen kann.«
    »Vielleicht werden sie es glauben.«
    Nadia schüttelte den Kopf. »So dumm ist Hastings nicht. Zum Teufel, er könnte seine Truppen über den Raumhafen evakuieren und die Bevölkerung ersaufen lassen! Und dann werden wir zu Ungeheuern, und die Erde würde noch sicherer über uns kommen. Nein! Auf keinen Fall!«
    Sie stand auf und sah sich nach etwas Frühstück um. Als sie dann die Reihe von Backwaren in der Küche anschaute, stellte sie fest, daß ihr der Appetit vergangen war. Sie nahm eine Tasse Kaffee und ging wieder ins Büro zurück. Sie sah, daß ihr die Hände zitterten.
    Im Jahre 2061 war Arkady mit einer Splittergruppe konfrontiert gewesen, die einen kleinen Asteroiden auf Kollisionskurs mit der Erde geschickt hatte. Das sollte nur eine Drohung sein. Aber der Asteroid war explodiert in der größten von Menschen bewirkten Explosion der Geschichte. Und danach war der Krieg auf dem Mars plötzlich so tödlich geworden wie nie zuvor. Und Arkady war hilflos gewesen, dem Einhalt zu gebieten.
    Und das könnte wieder geschehen.
    Sie ging wieder ins Büro und sagte zu Sax: »Los! Wir müssen nach Burroughs.«

I n Revolutionen gelten Sitten so wenig wie Gesetze. Da aber die Natur vor einem Vakuum zurückschreckt, schrecken die Menschen vor Anarchie zurück.
    So machen Gewohnheiten ihre ersten Exkursionen in das neue Gelände wie Bakterien in Gestein. Danach folgen Prozeduren, Protokolle und ein ganzes Feld sozialer Erörterungen auf dem Wege zu dem Hochwald das Gesetzes ... Nadia sah, daß Leute (manche Leute) tatsächlich zu ihr kamen, um Streitfälle zu klären, wobei sie sich ihrem Urteil unterwarfen. Vielleicht hatte sie nicht die Führung, aber sie war ihr ganz nahe. Das Allgemeine Lösungsmittel, wie Art sie nannte, oder General Nadia, wie Maya boshaft über ihr Armband gesagt hatte. Das verursachte Nadia nur Schaudern, was Maya beabsichtigt hatte. Nadia zog etwas vor, das sie Sax über Armband seiner getreuen Schar von Technikern sagen gehört hatte, die alle im Begriff waren, junge Saxe zu werden: »Nadia ist der ernannte Schiedsrichter, sprecht mit ihr darüber!« Das war die Macht der Namen. Schiedsrichter anstatt General. Sie hatte den Auftrag, das zustande zu bringen, was Art den >Phasenwechsel< nannte. Sie hatte gehört, wie er diesen Ausdruck bei einem langen Interview für Mangalavid brauchte, mit seiner ausdruckslosen Miene, die es sehr schwer machte zu sagen, ob er scherzte oder nicht. »Oh, ich meine nicht, daß es wirklich eine Revolution ist, was wir erleben, nein. Es ist hier ein völlig natürlicher Schritt. Darum ist es mehr eine evolutionäre oder Entwicklungsangelegenheit, oder das, was man in der Physik als Phasenwechsel bezeichnet.«
    Seine nachfolgenden Bemerkungen zeigten Nadia, daß er eigentlich gar nicht wußte, was ein Phasenwechsel war. Aber sie wußte es und fand den Gedanken verlockend. Verdampfung irdischer Autorität, Kondensation lokaler Macht, schließlich der Tau ... wie man auch darüber denken mochte. Schmelzen trat ein, wenn die thermische Energie der Teilchen groß genug war, um die intrakristallinen Kräfte zu überwinden, die sie in Position hielten. Wenn man also die Ordnung der Metanationalen als die kristalline Struktur ansah... Aber dann machte es einen großen Unterschied, ob die zusammenhaltenden Kräfte inter-ionisch oder intermolekular waren. Natriumchlorid schmilzt inter-ionisch bei 801 °C; Methan schmilzt intermolekular bei -183 °C. Was für eine Art von Kräften war es also? Und wie hoch lag die Temperatur?
    An dieser Stelle zerschmolz die Analogie selbst. Aber Namen waren im menschlichen Kopf ohne Zweifel mächtig. Phasenwechsel, integrierte Seuchenbekämpfung, selektive Arbeitslosigkeit - alle diese Ausdrücke zog sie dem alten tödlichen Wort Revolution vor; und sie freute sich, daß man sie bei Mangalavid und in den Straßen allgemein gebrauchte.
    Aber sie erinnerte sich, daß es in Burroughs und Sheffield fünftausend schwerbewaffnete Sicherheitstruppen gab, die sich immer noch für eine Polizei hielten, die mit bewaffneten Aufständischen konfrontiert war. Und um damit fertig zu werden, würde man mehr brauchen als Semantik.
    Aber zum größten Teil liefen die Dinge

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