Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
hörte auf, streckte beide Hände aus; und die Menge jubelte ihr zu.
     
    Durch den Lärm der Sprechchöre versuchte Nadia, zu Maya, die noch auf der Bühne stand, durchzudringen, aber sie konnte sie offenbar nicht hören. Aber endlich blickte Maya auf ihr Armband. Das Bild vibrierte. Ihr Arm zitterte.
    »Maya, das war großartig! Ich bin so stolz auf dich.«
    »Na ja, jeder kann Geschichten erfinden.«
    Art sagte laut: »Sieh zu, ob du sie dazu bringen kannst, sich zu zerstreuen!«
    »Richtig!« sagte Maya.
    »Sprich mit Nirgal!« schlug Nadia vor. »Veranlasse ihn und Jackie, es zu tun! Sag ihnen, sie sollen den Leuten versichern, daß es keinen Angriff auf Table Mountain oder dergleichen geben wird. Überlaß das ihnen beiden!«
    »O ja!« rief Maya. »Wir werden Jackie das machen lassen, nicht wahr?«
    Danach schwenkte das kleine Bild am Armband überall hin, und der Lärm war so groß, daß die angeschlossenen Beobachter nichts erkennen konnten. Die Mangalavidkameras zeigten einen großen Volkshaufen auf der Bühne in Beratung.
    Nadia ging weg und setzte sich auf einen Stuhl. Sie fühlte sich so ausgedörrt, als ob sie die Rede hätte selbst halten müssen. Sie sagte: »Maya war großartig. Sie hat sich an alles erinnert, was ich ihr gesagt habe. Jetzt müssen wir es nur noch verwirklichen.«
    »Das bloße Aussprechen macht es real«, sagte Art. »Zum Teufel, ein jeder auf beiden Welten hat das gesehen. Praxis wird schon dran sein. Und die Schweiz wird uns sicher decken. Nein, wir werden es in die Tat umsetzen.«
    »Es kann sein, daß die Übergangsbehörde nicht einverstanden ist«, wandte Sax ein. »Hier ist eine Nachricht von Zeyk gekommen. Rote Kommandos sind von Syrtis heruntergekommen. Sie haben das westliche Ende des Deichs besetzt und bewegen sich schnell darauf nach Osten. Sie sind nicht weit vom Raumhafen entfernt.«
    Nadia schrie: »Genau das haben wir vermeiden wollen! Wissen die überhaupt, was sie da anrichten?«
    Sax zuckte die Achseln.
    »Der Sicherheit wird das gar nicht behagen«, sagte Art.
    »Wir sollten direkt mit denen reden«, sagte Nadia und überlegte. »Ich habe öfters mit Hastings gesprochen, als er die Mission Control leitete. Ich kann mich nicht sehr gut an ihn erinnern, glaube aber nicht, daß er ein eklatant verrückter Typ war.«
    »Es könnte nicht schaden herauszufinden, was er denkt«, sagte Art.
     
    Also ging Nadia in ein ruhiges Zimmer, setzte sich vor einen Schirm, rief das UNTA-Hauptquartier in Table Mountain an und wies sich aus. Obwohl es schon zwei Uhr morgens war, kam sie in ungefähr fünf Minuten zu Hastings durch.
    Sie erkannte ihn sofort wieder, obwohl sie sein Gesicht längst vergessen zu haben glaubte. Ein kleiner gequälter Technokrat mit schmalem Gesicht und einigem Temperament. Als er sie auf dem Schirm sah, schnitt er eine Grimasse. »Wieder ihr Leute. Wir haben die falschen Hundert geschickt. Das habe ich immer gesagt.«
    »Ohne Zweifel.«
    Nadia studierte sein Gesicht und suchte sich vorzustellen, was für ein Mann im vorigen Jahrhundert Mission Control geleitet haben könnte und dann im nächsten die Übergangsbehörde. Er hatte sich mit ihnen oft gestritten, als sie auf der Ares waren. Er hatte ihnen jede kleine Abweichung von den Regeln vorgeworfen und war richtig wütend geworden, wenn sie bei Verspätung unterwegs eine Zeitlang aufgehört hatten, Videos zurückzusenden. Ein sturer Bürokrat von der Art, die Arkady verabscheut hatte. Aber ein Mann, mit dem man vernünftig reden konnte.
    Oder so schien es ihr zuerst. Sie diskutierte mit ihm zehn oder fünfzehn Minuten lang und sagte ihm, daß die Demonstration, die er gerade draußen im Park erlebt hatte, nur ein Teil von dem war, was überall auf dem Mars geschehen war. Und daß sie frei wären, zum Flughafen zu gehen und sich zu entfernen.
    Hastings sagte: »Wir werden nicht gehen.«
    Seine UNTA-Kräfte kontrollierten, wie er ihr sagte, die Versorgungsanlage, und deshalb gehöre ihm die Stadt. Die Roten könnten vielleicht den Deich erobern; aber es gäbe keine Chance, daß sie ihn brechen würden, da es in der Stadt zweihunderttausend Menschen gäbe, die praktisch Geiseln wären. Mit dem nächsten Shuttle von der Erde sei das Eintreffen von fachmännischen Verstärkungen fällig, die in den nächsten vierundzwanzig Stunden in den Orbit eintreten sollten. Also seien die Reden bedeutungslos und nur eine Pose.
    Er war ruhig, als er Nadia dies sagte. Wäre er nicht so mürrisch gewesen, hätte Nadia ihn

Weitere Kostenlose Bücher