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Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars

Titel: Mars-Trilogie 2 - Grüner Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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erreichte, bat Nirgal mit einer Handbewegung um Ruhe. Aber die Rufe hörten nicht auf, sondern änderten sich völlig zu »Nir-gal, Nir-gal, Nir-gal« mit einem Enthusiasmus, der greifbar war und im Schall dieser großen kollektiven Stimme vibrierte, als ob jeder einzelne Mensch da draußen ein Freund von ihm wäre und kolossal über seine Erscheinung erfreut. Und Maya dachte, daß er in seinem Leben so viel gereist war, daß das nicht sehr von der Wahrheit entfernt wäre.
    Allmählich verstummten die rhythmischen Rufe, bis das Geräusch der Menge ein allgemeines Summen war, ziemlich laut, über dem aber Nirgals verstärkte Begrüßung recht gut zu hören war. Während er sprach, bewegte sich Maya weiter durch die Menge zum Buckel. Und als das Volk ruhiger wurde, war es für sie leichter, durchzukommen. Als dann Nirgal zu sprechen begann, blieb sie auch stehen und beobachtete ihn bloß noch. Manchmal fiel ihr wieder ein, sich während der Hochrufe und des Applauses, womit manche Sätze endeten, weiter nach vorn zu bewegen.
    Sein Redestil war gedämpft, freundlich und ruhig. Man konnte ihn leichter hören. Er sagte: »Für jene von uns, die auf dem Mars geboren sind, ist dies unsere Heimat.«
    Er mußte fast eine Minute pausieren, als die Menge jubelte. Nadia sah wieder, daß es meistens Eingeborene waren. Maya war kleiner als fast alle da draußen.
    Nirgal fuhr fort: »Unsere Körper bestehen aus Atomen, die kürzlich noch ein Teil des Regoliths waren. Wir sind durch und durch Marsmenschen. Wir sind menschliche Wesen, die mit diesem Planeten dauernd biologisch verbunden sind. Er ist unsere Heimat. Wir sind hier zu Hause, nicht auf der Erde. Es führt kein Weg zurück.« Weitere Hochrufe ertönten bei diesem sehr gut bekannten Schlagwort.
    »Nun, was jene angeht, die auf der Erde geboren wurden, da gibt es allerhand verschiedene Arten. Wenn Menschen an einen neuen Ort umziehen, so beabsichtigen manche dazubleiben und ihn zu ihrer neuen Heimat zu machen. Diese nennen wir Siedler. Andere kommen, um hier eine Weile zu arbeiten und dann wieder dorthin zu gehen, woher sie gekommen sind. Diese nennen wir Besucher.
    Jetzt sind Eingeborene und Siedler natürliche Verbündete. Schließlich sind Eingeborene auch nur die Kinder früherer Siedler. Dies hier ist Heimat für uns alle. Was Besucher angeht, so ist auch für sie auf dem Mars Raum. Wenn wir sagen, daß der Mars frei ist, soll das nicht heißen, daß Erdenmenschen nicht mehr herkommen können. Keineswegs! Wir alle sind Kinder der Erde, so oder so. Sie ist unsere Mutterwelt, und wir werden ihr in jeder Weise helfen, soweit wir können.«
    Der Lärm nahm ab. Die Menge schien etwas überrascht zu sein durch diese Aussage.
    Nirgal fuhr fort: »Aber es liegt auf der Hand, daß das, was hier geschieht, nicht von Kolonialisten entschieden werden sollte oder von irgend jemand unten auf der Erde.« Es kamen Hochrufe auf, die etwas von dem, was er sagte, übertönten, »...eine einfache Feststellung unseres Verlangens nach Selbstbestimmung ... unser natürliches Recht... die treibende Kraft der menschlichen Geschichte. Wir sind keine Kolonie und wollen auch nicht als eine solche behandelt werden. So etwas wie eine Kolonie gibt es nicht mehr. Wir sind ein freier Mars.«
    Weitere Hochrufe, lauter denn je, gingen über in weitere Skandierung von: »Freier Mars! Freier Mars!«
    Nirgal unterbrach den Chor: »Was wir jetzt als freie Marsmenschen zu tun beabsichtigen, ist, daß wir jeden Erdenmenschen willkommen heißen, der zu uns kommen will. Ob er hier eine Weile leben und dann zurückkehren will oder sich hier auf Dauer niederlassen will. Und wir beabsichtigen auch, alles zu tun, womit wir der Erde in ihrer jetzigen Umweltkrise helfen können. Wir haben einige Erfahrung mit Überschwemmungen (Beifall), und wir können helfen. Aber diese Hilfe wird von jetzt an nicht mehr durch Metanationale vermittelt werden, die nur ihre Profite daraus ziehen wollen. Sie wird als freies Geschenk kommen. Sie wird dem Volk der Erde mehr nützen als alles, was man von uns als einer Kolonie herausziehen kann. Das gilt ganz wörtlich für die Menge an Ressourcen und Arbeit, die vom Mars zur Erde überführt werden wird. Und wir hoffen und vertrauen darauf, daß ein jeder auf beiden Welten das Erstarken eines freien Mars begrüßen wird.«
    Nirgal trat zurück und schwenkte die Hand; und die Hochrufe und Rezitationen brachen wieder aus. Nirgal stand auf der Plattform lächelnd und winkend. Er sah

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