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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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Es bedeutet, daß man vielleicht Leute hinaus und ins Hochland schafft, damit sie sehen können, um was es überhaupt geht. Es bedeutet, daß man sich überallhin bewegen kann und Besitz- und Betreuungsrechte einführt, damit wir für dieses Land sprechen können. Und sie werden zuhören müssen. Rechte für Wanderer, Areologen und Nomaden. Das könnte Areoformierung bedeuten. Versteht ihr?«
    Sie hielt inne. Die jungen Eingeborenen waren noch aufmerksam. Sie sahen jetzt besorgt um sie aus oder besorgt wegen dem, was sie gesagt hatte.
    Ein junger Mann sagte: »Wir haben diese Diskussion schon oft geführt. Und es gibt Leute, die machen das so. Manchmal tun auch wir es. Aber wir halten den aktiven Widerstand für einen notwendigen Teil des Kampfes. Wir werden sonst einfach plattgewalzt. Die werden alles grün machen.«
    »Nicht, wenn es uns gelingt, die Grüne Sache zu diskreditieren. Direkt von innen her und auch von ihren Herzen aus. Aber Sabotage und Mord - aus all dem entspringt Grün. Glaubt mir, ich habe das gesehen. Ich kämpfe schon so lange wie ihr und habe es erlebt. Wenn ihr versucht, das Leben zu schädigen, kommt es nur stärker zurück.«
    Der junge Mann war nicht überzeugt. »Sie haben uns das Sechs-Kilometer-Limit gegeben, weil sie Angst vor uns hatten, da wir die treibende Kraft hinter der Revolution waren. Hätten wir nicht gekämpft, so würden die Metanats hier immer noch alles beherrschen.«
    »Das war ein anderer Gegner. Als wir gegen die Terraner gekämpft haben, waren die Grünen des Mars beeindruckt. Wenn wir aber gegen die Grünen des Mars kämpfen, sind sie nicht beeindruckt, sondern wütend. Und die Grünen gewinnen mehr Macht denn je.«
    Die Gruppe saß schweigend da, in Gedanken versunken, vielleicht entmutigt.
    »Aber was sollen wir tun?« fragte eine grauhaarige Frau.
    »Geht zu einem Land, das gefährdet ist«, schlug Ann vor. Sie zeigte aus dem Fenster. »Gerade hier wäre nicht schlecht. Oder irgendwo nahe der Sechskilometergrenze. Siedelt euch an, gründet eine Stadt, macht sie zu einer erstklassigen Zufluchtsstätte und zu einem schönen Ort! Wir werden wieder vom Hochland herunterkriechen.«
    Sie erwogen das in trüber Stimmung.
    »Oder geht in die Städte und bildet eine Gruppe, die Tours anbietet, und einen legalen Fonds! Zeigt den Leuten das Land! Setzt jede Änderung durch, die sie vorschlagen!«
    »Mist!« sagte der junge Mann kopfschüttelnd. »Das klingt fürchterlich.«
    »Allerdings«, sagte Ann. »Es gibt viel zu tun, das nicht angenehm ist. Aber wir müssen auch diese Leute von innen her anpacken. Und das funktioniert nur dort, wo sie leben.«
    Lange Gesichter. Sie saßen herum und diskutierten weiter. Über ihre jetzige Lebensweise und wie sie zu leben wünschten. Was sie tun könnten, um von dem einen zum anderen überzugehen. Die Unmöglichkeit des Guerillalebens nach dem Ende des Krieges. Und so weiter. Es gab viele tiefe Seufzer, einige Tränen, Beschuldigungen und Ermutigungen.
    »Kommt morgen mit mir«, schlug Ann vor, »und werft einen direkten Blick auf dieses Eismeer!«
    Am nächsten Tag fuhr die Guerillagruppe mit ihr auf dem sechzigsten Längengrad nach Süden, einen schwierigen Kilometer nach dem anderen. Die Araber nannten dieses leere Land Khala. Auf der einen Seite war es schön. Eine vorzeitliche Einöde von Steingebilden, die ihre Herzen erfüllte. Dennoch waren die Guerilleros still und bedrückt, wie auf einer Pilgerreise mit Ungewissem Begräbnischarakter. Sie kamen zu dem großen Canyon namens Nilokeras Scopulus und fuhren über eine breite natürliche Rampe hinein. Im Osten lag Chryse Planitia, eisbedeckt, ein weiterer Arm des Nordmeeres. Dem waren sie nicht entkommen. Vor ihnen im Süden lagen die Nilokeras Fossae, das Ende eines Canyonkomplexes, der im Süden, in der enormen Senke von Hebes Plasma, seinen Ursprung hatte. Hebes Plasma hatte keinen Ausgang, aber man nahm an, daß der Canyon durch den Ausbruch des Wasserreservoirs auf der Höhe von Echus Chasma entstanden war. Eine sehr große Wassermenge war von Echus gegen die harte Westseite von Lunae Planum heruntergebrochen und hatte die hohe steile Klippe bei Echus Overlook unterhöhlt. Dann war die riesige Klippe in den Canyon gestürzt; und das Wasser war hinab- und hindurchgerauscht und hatte dabei die große Biegung von Kasei Vallis zerrissen und einen tiefen Kanal zu den Tiefländern von Chryse gegraben. Das war einer der größten Wasserreservoirausbrüche in der Geschichte des Mars

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