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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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gewesen.
    Jetzt war das nördliche Meer nach Chryse zurückgeströmt; und es ergoß sich wieder Wasser in das untere Ende von Nilokeras und Kasei. Der Berg mit dem flachen Gipfel, der Sharanow-Krater, stand wie ein gigantisches Schloß auf dem hohen Vorgebirge über der Mündung dieses neuen Fjords. Draußen, mitten im Fjordwasser, lag eine lange, schmale Insel, eine der geschweiften Inseln der alten Flut, die jetzt wieder zur Insel geworden hartnäckig rot in dem Meer aus weißem Eis lag. Dieser Fjord würde schließlich einen noch besseren Hafen abgeben als die Botany Bay. Er hatte steile Wände, aber hier und da gab es Terrassen, die zu Hafenstädten werden könnten. Man würde sich natürlich wegen des Westwindes, der von Kasei wie durch einen Trichter hereinströmte, genau wie über katabatische Angriffe, die die Schiffe im Chryse-Golf draußen festhielten, Gedanken machen müssen...
    Sehr merkwürdig. Ann brachte die Gruppe schweigender Roter zu einer Rampe, und leitete sie hinunter auf eine breite Bank westlich des Eisfjords. Inzwischen war es Abend; sie verließen die Rover, und sie führte sie zu einem Spaziergang bei Sonnenuntergang hinaus ins Freie.
    Genau im Moment des Sonnenuntergangs standen sie in einem dichten mürrischen Haufen vor einem einzelnen Eisblock von etwa vier Metern Höhe. Dessen geschmolzene Einbuchtungen waren so glatt wie Muskeln. Sie standen so, daß die Sonne hinter dem Eisblock stand und durch ihn hindurchschien. Zu beiden Seiten des Blocks wurde das Licht von dem glasigen feuchten Sand zurückgeworfen. Eine Mahnung aus Licht. Unbestreitbar und blendend real. Was sollten sie damit machen? Sie standen unbewegt und schauten schweigend hin.
    Als die Sonne über dem schwarzen Horizont verschwand, entfernte sich Ann von der Gruppe und ging allein zu ihrem Rover hinüber. Sie schaute zurück auf den Abhang. Die Roten waren noch bei dem Eisberg am Strand. Er wirkte zwischen ihnen wie ein weißer Gott, orange getönt wie das runzlige Eisfeld der Bucht. Weißer Gott, Bär, Bucht, ein Dolmen aus Mars-Eis. Der Ozean würde für immer mit ihnen sein, so real wie dieser Fels.

A m nächsten Tage fuhr sie Kasei Vallis nach Westen empor, auf Echus Chasma zu. Sie fuhr immer weiter aufwärts, ließ eine breite Bank nach der anderen hinter sich und kam leicht voran bis zu dem Punkt, wo Kasei nach links und auf den Boden von Echus abbog. Diese Biegung war eines der größten von Wasser ausgetieften Gebilde auf dem Planeten. Jetzt entdeckte Ann, daß der flache Boden des Arroyos von Zwergbäumen bedeckt war, so klein, daß sie wie Gestrüpp wirkten. Schwarze Rinde, dornig, die dunkelgrünen Blätter so glänzend und messerscharf wie die von Stechpalmen. Moos bedeckte den Boden unter diesen schwarzen Bäumen, sonst aber fast nichts. Es war ein monokultureller Wald, der Kasei Vallis von Wand zu Wand der Canyons bedeckte und die große Biegung ausfüllte wie ein übergroßer Schmutzfleck.
    Notwendigerweise fuhr Ann direkt durch die niedrigen Bäume, und der Rover kippte hin und her, wenn die Zweige, zäh wie Bärentrauben, unter den Rädern nachgaben und dann wieder zurückwippten, wenn sie freigelassen wurden. Es war unmöglich geworden, diesen Canyon zu Fuß zu begehen, dachte Ann, diesen Canyon mit den tiefen Wänden, so rund und eng wie eine Art von Phantasie Utah; zumindest war er das gewesen, jetzt wirkte er eher wie der schwarze Wald im Märchen, unentrinnbar, voll fliegender schwarzer Wesen und mit einer weißen Gestalt, die gesehen wurde, wie sie im Dunkel durch die Gegend rannte. Es gab keine Spur mehr von dem UNTA-Sicherheitskomplex, der früher die Biegung des Tales besetzt gehalten hatte. Ein Fluch über dein Haus bis in die siebte Generation und auch ein Fluch für das unschuldige Land. Sax war hier gefoltert worden und hatte damals Feuer in den Boden gesät und die Stelle verbrannt; dadurch war ein Dornenwald gewachsen und sie bedeckt. Und sie bezeichneten Wissenschaftler als rationale Kreaturen! Ein Fluch auch auf ihr Haus, dachte Ann mit zusammengebissenen Zähnen. Bis in die siebte Generation und noch sieben danach!
    Sie zischte zwischen den Zähnen und fuhr weiter, Echus hinauf, zu dem steilen Vulkankegel von Tharsis Solis. Dort war eine Stadt. An die Seite des Vulkans geklebt, wo der Abhang flacher wurde. Der Bär hatte ihr gesagt, daß Peter dorthin wollte, und darum mied sie sie. Peter, das Land überschwemmt; Sax, das Land verbrannt. Einst hatte er ihr gehört. Auf diesen Felsen will

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