Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
Solarressourcen des Merkur unbedeutend geworden. Merkur war wieder einmal nicht mehr als ein metallreicher, aber furchtbar heißer und gleichzeitig kalter Ort geworden, eine mühsame Aufgabe. Und nicht einmal terraformbar, um ihn auszubeuten.
    Ein erheblicher Absturz in ihrem Wohlstand, wie Zo den jungen Mann ohne große Feinheit erinnerte. Das bedeutete, sie müßten mit ihren günstiger plazierten Verbündeten im System zusammenarbeiten. »Sonst besteht ein sehr reales Risiko, daß die Terraner wieder die Vorherrschaft übernehmen.«
    »Die Erde ist viel zu sehr in ihre eigenen Problemen verstrickt, um jemand andern zu gefährden«, erwiderte der junge Mann.
    Zo schüttelte entschieden den Kopf. »Je größer die Schwierigkeiten sind, in denen Terra steckt, desto größer ist die Gefahr für uns übrige. Wir sind besorgt. Darum denken wir, daß wir, wenn ihr kein Abkommen mit uns treffen wollt, ein eigenes Stadt- und Schienensystem auf dem Merkur werden errichten müssen, unten in der südlichen Hemisphäre, das dort im Terminator fahren wird, wo es einige der besten Metallvorkommen gibt.«
    Der junge Mann war schockiert. »Das könntet ihr nicht ohne unsere Erlaubnis tun!«
    »Wirklich?«
    »Auf dem Merkur kann es keine Stadt geben, wenn wir das nicht wünschen.«
    »Wieso, was wollt ihr machen?«
    Der junge Mann schwieg.
    »Jeder kann tun, was er will, oder?« sagte Zo. »Das gilt für jeden.«
    Der junge Mann überlegte. »Es gibt nicht genug Wasser.«
    »Nein.« Der gesamte Wasservorrat des Merkur bestand aus ein paar kleinen Eisablagerungen innerhalb von Kratern an den beiden Polen, aber viel mehr gab es nicht. »Immerhin würden ein paar direkt zu den Polen gelenkte Kometen helfen.«
    »Und ihr Aufprall das Wasser an den Polen wegsprengt! Nein, das würde nicht funktionieren. Das in diesen polaren Kratern ist nur ein winziger Teil des Wassers aus Jahrmillionen von Kometen, die mit dem Planeten kollidiert sind. Das meiste Wasser ging beim Aufschlag in den Weltraum verloren oder ist weggebrannt. Das selbe würde geschehen, wenn jetzt Kometen hier aufschlügen. Es wäre für euch ein Nettoverlust.«
    »Die Computermodelle schlagen Möglichkeiten aller Art vor. Wir könnten es immerhin versuchen und abwarten.«
    Der junge Mann trat gekränkt zurück. Und richtig so. Man konnte eine Drohung nicht viel deutlicher ausdrücken, als es gerade geschehen war. Aber bei Sklavenmoral waren das Gute und das Dumme oft dasselbe. Darum mußte man deutlicher werden. Zo änderte ihre Miene nicht, obwohl die Empörung des jungen Mannes fast eine Qualität von Commedia dell'arte angenommen hatte, die recht komisch war. Sie trat näher an ihn heran und betonte damit den Größenunterschied zwischen ihnen. Sie überragte ihn um einen halben Meter.
    Er sagte zwischen den Zähnen: »Ich werde dem Löwen Ihre Mitteilung überbringen.«
    »Vielen Dank!« sagte Zo und beugte sich hinunter, um ihn auf die Wange zu küssen.
    Diese Sklaven hatten für sich eine herrschende Kaste von Physiker-Priestern geschaffen, die für Außenstehende ein Buch mit sieben Siegeln waren, aber wie alle guten Oligarchien vorhersehbar und stark in ihrem äußeren Handeln. Es würde eine Allianz geben. So verließ Zo ihr Büro und ging vergnügt die Stufen der Dämmerungswand hinunter. Ihre Arbeit war getan, und so würde die Gesandtschaft höchstwahrscheinlich bald zum Mars zurückkehren.
    Sie betrat das Konsulat des Mars auf halbem Weg durch die Wand und schickte einen Anruf an Jackie, um ihr mitzuteilen, daß der nächste Zug getan war. Danach ging sie auf den Balkon, um zu rauchen.
    Ihr Farbsehvermögen steigerte sich unter dem Einfluß der chromotropischen Substanzen, die ihrer Zigarette beigemischt waren; und die kleine Stadt unter ihr wurde ganz phänomenal, wie die Phantasie eines Fauvisten. Vor der Dämmerungswand erhoben sich die Terrassen in immer schmaleren Steifen, bis die höchsten Gebäude (natürlich die Amtsräume der Stadtherrscher) nur noch eine Linie von Fenstern unter den Großen Toren und der klaren Kuppel darüber waren. Die Dächer und Balkone drängten sich unter den grünen Baumwipfeln unter ihr. Die Balkone hatten alle Mosaikfußböden und -wände. Unten auf der ovalen Fläche, die den größeren Teil der Stadt einnahm, waren die Dächer größer und dichter beisammen; das Grünzeug war in bebauten Feldern zusammengefaßt, die unter dem Licht schimmerten, das von gefilterten Spiegeln in der Kuppel herunterkam. Alles zusammen sah wie

Weitere Kostenlose Bücher