Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
ein Faberge-Ei aus, fein ausgeführt, bunt und hübsch in der Art, wie alle Städte es waren. Aber in einer davon gefangen zu sein... Nun, man konnte nichts weiter damit anfangen, als die Stunden möglichst unterhaltsam zu verbringen, bis es hieß heimzukehren. Ein Teil der Vornehmheit war ja schließlich aufopfernde Pflichterfüllung.
    So schlenderte sie die Treppenstraße der Wand hinunter zu Le Dome, um sich gesellig mit Miguel, Arlene und Xerxes zu treffen und der Schar von Komponisten, Musikern, Autoren und anderen Künstlern und Ästheten, die sich in dem Cafe herumtrieben.
    Das war ein wilder Haufen. Die Krater des Merkur waren vor Jahrhunderten alle nach den berühmtesten Künstlern in der Geschichte der Erde benannt worden. Und so rollte Terminator vorbei an Dürer und Mozart, Phidias und Purcell, Turgenjev und Van Dyke. Anderswo auf diesem Planeten waren Beethoven, Imhotep, Mahler, Matisse. Murasaki, Milton und Mark Twain. Homer und Holbein berührten sich mit den Rändern, Ovid schmückte den Rand des viel größeren Puschkin, Goya überlappte Sophokles. Van Gogh lag innerhalb von Cervantes, Chao Meng-Fu war voller Eis und so weiter in höchst kapriziöser Weise, als ob das Nominierungskomitee der Internationalen Astronomischen Union eines Abends betrunken gewesen wäre und fröhlich Wurfpfeile mit Namen auf eine Karte geschleudert hätte. Es gab sogar einen Hinweis zur Erinnerung an diese Party: eine große Böschung namens Pourquoi Pas.
    Zo billigte dieses Verfahren durchaus. Aber die Auswirkungen auf die derzeit auf dem Merkur lebenden Künstler war äußerst katastrophal gewesen. Da sie ständig mit dem unbestreitbaren Kanon der Erde konfrontiert waren, hatte sie eine überwältigende Besorgnis um Beeinflussung verkrüppelt. Immerhin hatten ihre Parties eine entsprechende Großartigkeit gewonnen, die Zo durchaus genoß.
    An diesem Abend zog die Schar nach einem ausgiebigen Trinkgelage in der Kuppel, während die Stadt gerade zwischen Strawinski und Vyasa durchrollte, durch die engen Gassen der Stadt auf der Suche nach Krawall. Einige Blocks entfernt platzten sie in eine Zeremonie von Mithraverehrern oder Zoroastriern - auf jeden Fall Sonnenanbetern - hinein, die in der lokalen Regierung Einfluß hatten und vielleicht sogar ihr Kern waren. Ihr schrilles Pfeifen löste rasch die Versammlung auf und führte zu einem Handgemenge. Sie mußten rasch verschwinden, um eine Arrestierung durch die lokalen Ordnungskräfte zu vermeiden, die die Menge in der Kuppel als Spaßpolizei bezeichnete.
    Danach gingen sie zum Odeon, wurden aber wegen ungebührlichen Benehmens rausgeworfen. Dann kreuzten sie die Gassen des Vergnügungsviertels und tanzten vor einer Bar, wo lauter schlechter Kommerz gespielt wurde. Aber es fehlte einfach etwas. Zo fand ihre erzwungene Heiterkeit zu traurig, als sie ihre verschwitzten Gesichter ansah. Sie schlug vor: »Laßt uns hinaus auf die Oberfläche gehen und an den Toren der Dämmerung Dudelsack spielen!«
    Niemand außer Miguel zeigte Interesse. Sie waren Würmer in einer Büchse. Sie hatten vergessen, daß es einen Boden gab. Aber Miguel hatte versprochen, sie oft nach draußen zu führen. Und jetzt, da ihre Zeit auf Merkur nur noch kurz war, war er schließlich fast gezwungen, sie zu begleiten.
     
    Die Gleise von Teminator waren zahlreich. Jeder glatte graue Zylinder erfaßte etliche Meter über dem Boden eine endlose Reihe dicker Pfeiler und bewegte sich daran entlang. Während die Stadt majestätisch nach Westen glitt, passierte sie kleine Plattformen, die zu unterirdischen Transferbunkern führten, gehärteten Rollbahnen für Raumschiffe ä la Ballard und Schutzräumen in Kraterrändern. Das Verlassen der Stadt wurde streng überwacht, was nicht überraschend war. Aber Miguel hatte einen Paß, und so aktivierten die beiden damit das südliche Stadttor, traten in die Schleuse und in eine U-Bahnstation namens Hammersmith. Dort zogen sie sperrige, aber geräumige Schutzanzüge an und gingen durch eine Schleuse in einen Tunnel und hinauf auf den versengten Staub des Merkur.
    Nichts hätte sauberer und karger sein können als diese schwarzgraue Wüste. In diesem Zusammenhang war Zo das betrunkene Kichern von Miguel noch lästiger als sonst; und sie drehte das Interkom ihres Helm so weit herunter, bis es nur noch ein Flüstern war.
    Es war gefährlich, von der Stadt nach Osten zu gehen. Selbst stillzustehen war gefährlich. Aber sie hatten vor, den Rand der Sonne zu sehen. Zo trat

Weitere Kostenlose Bücher