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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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wenn man es geliebt hätte, o Gott! »Geh«, sagte Maya zu der Assistentin und befahl Athos mit einem Blick, Jackie zu helfen. Er würde gewiß Eindruck auf sie machen - auf eine oder andere Weise. Man führte sie weg. Sie hatte immer noch den schönsten Rücken der Welt und hielt sich wie eine Königin. Das würde sich ändern, wenn die Nachricht eindrang.
    Später befand Maya sich am südlichen Ende der Stadt, wo die Lichter sich verloren und hinter dem bestirnten Schimmer des Kanals schwarze Haufen von Schlacke lagen. Es sah aus wie die Akte eines Lebens, wie die Weltlinie eines Menschen. Helle Neonschnörkel, die sich über eine Landschaft auf den schwarzen Horizont zu bewegten. Über dem Kopf und unten Sterne. Eine schwarze Bahn, über die sie lautlos glitten.
    Sie ging zu ihrem Schiff zurück. Stapfte die Planke hoch. Es war bekümmernd, so für einen Feind zu empfinden, einen Feind durch dieses Unglück zu verlieren. »Wen soll ich jetzt hassen?« schrie sie Michel zu.
    »Na ja«, sagte Michel schockiert. Dann in tröstendem Ton: »Ich bin sicher, daß du jemanden finden wirst.«
    Maya lachte kurz, und Michel zwang sich zu einem kurzen Lächeln. Dann zuckte er mit finsterer Miene die Achseln. Er war weniger als sonst jemand durch die Behandlung beschwichtigt worden. Unsterbliche Geschichten in sterblichem Fleisch - darauf hatte er immer bestanden. Er hatte mit seiner morbiden Einstellung völlig recht. Hier eine weitere Illustration dieses Punktes.
    »So fordert das Allzumenschliche letztlich sein Recht«, sagte er.
    »Sie war eine Närrin mit all diesen Risiken, nach denen sie verlangte.«
    »Sie hatte nicht daran geglaubt.«
    Maya nickte. Zweifellos richtig. Es glaubten nur noch wenige an den Tod, besonders die Jungen hatten das nie getan, schon vor den Tagen der Behandlung nicht. Und jetzt weniger denn je. Aber ob man daran glaubte oder nicht, er wurde immer niederdrückender, am meisten" natürlich bei den Super-Alten. Neue Krankheiten oder alte Krankheiten, die zurückgekehrt waren oder gar ein rapider holistischer Verfall ohne erkennbare Ursache - der hatte Helmut Bronski und Derek Hastings in den letzten Jahren umgebracht. Leute, die Maya kennengelernt hatte, wenn auch nicht näher. Jetzt hatte ein Unfall jemanden betroffen, die so viel jünger war als sie. Es machte keinen Sinn, da nur jugendliche Sorglosigkeit als Grund in Frage kam. Ein Unfall. Ein Zufall.
    »Willst du immer noch, daß Peter herjcommt?« fragte Michel aus einem anderen Gedankengang heraus. War das seine Realpolitik? Ah, er wollte sie ablenken. Sie lachte beinahe wieder.
    Sie sagte: »Laß uns Kontakt mit ihm aufnehmen und sehen, ob er kommen kann«, erwiderte sie. Aber das war nur, um Michel zu beruhigen. Ihr Herz war nicht dabei.
    Das war erst der Anfang einer Reihe von Todesfällen.

A ber das wußte sie damals nicht. Damals bedeutete es nur das Ende ihrer Kanalreise.
    Das Brennen der Luftlinse hatte kurz vor dem östlichen Rand der Wasserscheide des Hellas-Beckens aufgehört; zwischen Dao und den Harmakhis-Tälern. Das letzte Segment des Kanals war mit konventionellen Mitteln gegraben worden und fiel so steil am östlichen Hang des Beckens ab, daß jede Menge Schleusen erforderlich waren. Sie fungierten hier als Damm, so daß der Kanal nicht mehr das klassische Aussehen wie in den Hochländern hatte, sondern eher eine Reihe von Stauseen bildete, die durch die breiten rötlichen Flüsse miteinander verbunden waren, die von jedem Damm ausgingen. Also fuhren sie mit dem Schiff in einer langsamen Parade von Frachtern, Segelbooten und Kabinenkreuzern von See zu See, immer weiter hinunter. Und wenn sie in die Schleusen einfuhren, konnten sie durch deren klare Wände über die Seenkette, die wie eine gigantische Folge blauer Treppenstufen in der Sonne lag, bis zu der fernen Bronzefläche des Hellas-Meeres blicken. Irgendwo rechts und links im öden Hinterland schnitten die Canyons Dao und Harmakhis, ihrem natürlichen Lauf die Große Böschung hinunter folgend, tief in das Plateau aus rotem Gestein. Aber da die Kuppeln verschwunden waren, konnte man die Canyons erst sehen, wenn man sich direkt über ihrem Rand befand. Vom Kanal aus war von ihnen nichts zu erkennen.
    An Bord des Schiffs ging das Leben weiter. Es war anscheinend ziemlich ähnlich wie auf dem Schiff des Freien Mars, wo es Jackie dem Vernehmen nach gut ging. Als die Schiffe an der gleichen Stadt anlegten, war Athos immer noch in Jackies Nähe. Man begrüßte sich freundlich,

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