Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
Vom Netzwerk:
als sie merkte, daß Michel sie anstarrte.
    Er seufzte. »Kann sein.«
    Wieder kamen die meisten der noch überlebenden Mitglieder der Ersten Hundert zur Trauerfeier nach Odessa, die Michel organisiert hatte. Maya erfuhr durch diese Anrufe viel über Yeli, das meiste von Nadia. Er hatte Underhill verlassen und war schon früh nach Lasswitz gezogen. Er hatte geholfen, die zerstörte Stadt wieder aufzubauen und war ein Experte für Reservoir-Hydrologie geworden. Im Jahre '61 war er mit Nadia gewandert. Bestrebt, Reparaturen auszuführen und sich aus den Unruhen herauszuhalten. Aber in Cairo, wo Maya ihn kurz gesehen hatte, wurde er von den anderen getrennt und es gelang ihm nicht, hinab durch Marineris zu fliehen. Zu jener Zeit hatte man angenommen, er sei damals getötet worden wie Sasha. Aber tatsächlich hatte er überlebt, so wie die meisten Menschen in Cairo. Und nach der Revolte war er nach Sabishii hinuntergezogen, hatte mit dem Untergrund Verbindung aufgenommen und geholfen, Sabishii zur Hauptstadt der Demimonde zu machen. Er hatte eine Weile mit Mary Dunkel zusammengelebt; und als Sabishii von der UNTA geschlossen wurde, waren er und Mary durch Odessa gekommen. Sie waren zur Feier des fünfzigsten Marsjahres dort gewesen. Das war das letzte Mal, daß Maya sich erinnern konnte, ihn gesehen zu haben, genau wie alle Russen in der Gruppe, die die alten Trinksprüche ausgebracht hatte. Danach waren er und Mary aufgebrochen, wie Mary sagte; und war nach Senzeni Na gezogen und dort einer der Anführer in der Zweiten Revolution geworden. Als Senzeni Na sich in der Allianz von Ost-Tharsis mit Nicosia, Sheffield und Cairo zusammenschloß, war er hinaufgegangen, um in Sheffield zu helfen. Dann war er nach Senzeni Na zurückgekehrt und hatte im ersten unabhängigen Stadtrat gedient und war langsam einer der Großväter der dortigen Gemeinschaft geworden, wie viele der Ersten Hundert anderswo auf dem Mars. Er hatte eine Nisei aus Nigeria geheiratet, und sie hatten einen Jungen gehabt. Er war zweimal nach Moskau gereist und war ein beliebter Kommentator für russische Videos gewesen. Zuletzt hatte er mit Peter am Projekt des Argyre-Beckens gearbeitet und einige große Reservoirs unter den Charitum Montes geleert, ohne die Oberfläche zu schädigen. Eine auf Callisto lebende Urenkelin war schwanger. Dann war er eines Tages bei einem Picknick auf der Halde des Moholes von Senzeni Na zusammengebrochen, und sie hatten ihn nicht wiederbeleben können.
    So gab es nur noch die Ersten Achtzehn. Obwohl Sax eine provisorische Vermutung wagte, daß es noch sieben mehr sein könnten, wenn Hirokos Gruppe noch irgendwo existierte. Maya hielt das für eine Phantasievorstellung, für ausgesprochenes Wunschdenken; aber andererseits neigte Sax nicht zu so etwas. Vielleicht war also doch etwas daran. Jedenfalls waren es mit Sicherheit noch achtzehn, und die jüngste von ihnen, Mary, (sofern nicht Hiroko noch am Leben war) zählte jetzt 212 Jahre. Ann, die älteste, war 226. Maya selbst war 221, eine deutliche Absurdität; aber so stellte es sich im Jahr 2206 nach den terranischen Nachrichten dar...
    »Es gibt aber Menschen in ihren zweihundertfünfzigern«, erklärte Michel, »und die Behandlungen könnten sehr wohl noch recht lange wirken. Es könnte auch nur ein ungünstiger Zufall sein.«
    »Vielleicht.«
    Jeder Todesfall schien ein Stück von ihm abzuschneiden. Er wurde immer finsterer, was Maya irritierte. Ohne Zweifel dachte er immer noch, er hätte in der Provence bleiben sollen, die die Erfüllung seiner Wünsche darstellte. Diese imaginäre Heimat, welche es immer noch gab, entgegen der offenkundigen Tatsache, daß der Mars seine Heimat war und es vom Augenblick ihrer Landung an gewesen war. Oder von dem Moment an, da er Hiroko traf oder da er ihn als Junge das erste Mal am Himmel gesehen hatte! Niemand konnte sagen, wann das geschehen war. Aber der Mars war seine Heimat, und das war allen außer ihm selbst klar. Und dennoch sehnte er sich nach der Provence. Maya war beides für ihn: sein Exil und sein Land im Exil. Ihre Brüste waren die Berge, ihr Leib das Tal, ihr Geschlecht der Strand und das Meer der Provence. Natürlich war es ein unmögliches Projekt, daß die Heimat auch der sexuelle Partner eines Menschen sein konnte; aber das war sowieso alles Nostalgie, und da Michel unmögliche Projekte für gut hielt, kamen sie im allgemeinen auch immer zustande. Ein Teil ihrer Beziehung. Wenn auch manchmal eine schreckliche Last für

Weitere Kostenlose Bücher