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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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doch keine zu große Mühe.
    So hockte er sich im Windschatten eines Felsblocks hin und versuchte diese Methode. Die Theorie dahinter war offenbar korrekt, aber die Instrumentierung ließ etwas zu wünschen übrig. Der Bildschirm am Handgelenk war nur fünf Zentimeter groß, so klein, daß er die Punkte darauf kaum erkennen konnte. Endlich fand er einen Wegpunkt, ging eine Weile und nahm einen anderen Fixpunkt. Aber merkwürdigerweise zeigten seine Resultate, daß er etwa in einem rechten Winkel zu der Richtung ging, die er kurz zuvor gewählt hatte.
    Das war entnervend bis zum Wahnsinn. Sein Körper bestand darauf, daß er den richtigen Weg ging. Sein Verstand (jedenfalls ein Teil davon) war sich ziemlich sicher, daß es besser war, den Anzeigen des Handys zu vertrauen und anzunehmen, daß er irgendwo vom Kurs abgekommen war. Aber sein Gefühl widersprach dem. Der Boden war immer noch geneigt, was das Gefühl seines Körpers bestätigte. Der Widerspruch war so stark, daß er einen Anfall von Schwindel bekam. Das innere Drehmoment verkrampfte ihn so, daß es tatsächlich schwer war zu stehen, als ob jede Zelle seines Körpers sich zur Seite krümmte entgegen dem Druck, welchen ihm das Armband angab. Die physiologischen Effekte einer rein kognitiven Dissonanz. Es war erstaunlich. Es ließ einen fast an die Existenz eines inneren Magneten im Körper glauben, wie in der Epiphyse von Zugvögeln. Aber es gab kein nennenswertes Magnetfeld. Vielleicht war seine Haut für Sonnenstrahlen in dem Maße empfindlich, daß sie die Stellung der Sonne auf den Punkt genau angeben konnte, selbst wenn der Himmel überall ein dickes Grau zeigte. Es mußte etwas derartiges sein; denn sein Gefühl, richtig orientiert zu sein, war so stark!
    Endlich verging die Übelkeit der Desorientierung, und schließlich stand er auf und ging in die vom Armband angezeigte Richtung, nur um es zu versuchen und sich besser zu fühlen. Dabei fühlte er sich schrecklich, mit leichter Schlagseite nach rechts, aber man mußte den Instrumenten mehr vertrauen als den Instinkten. Das war Wissenschaft. Und so kämpfte er sich weiter, überquerte den Hang und wandte sich, ungeschickter denn je, etwas aufwärts. Seine fast gefühllosen Füße stießen an Felsen, die er nicht sah, selbst wenn sie direkt unter ihm waren. Er stolperte ab und zu. Es war erstaunlich, wie sehr Schnee die Sicht behindern konnte.
    Nach einer Weile hielt er an und versuchte wieder, den Rover durch APS zu orten. Sein Armband schlug jetzt eine völlig neue Richtung vor - nach hinten links.
    War es möglich, daß er an dem Wagen vorbeigegangen war? War es das? Er wollte nicht wieder zurückgehen, diesmal gegen den Wind. Aber jetzt war das offenbar der Weg zum Rover. Also duckte er den Kopf in die beißende Kälte und machte weiter. Seine Haut war in einem seltsamen Zustand. Sie schmerzte unter den Heizelementen, die im Zickzack seinen Anzug durchzogen, und war überall taub. Auch seine Füße waren gefühllos. Das Gehen wurde immer schwieriger. Auch in seinem Gesicht hatte er kein Gefühl mehr. Er brauchte einen Schutzraum.
    Er hatte eine neue Idee. Er rief Aonia auf Pavonis an und bekam augenblicklich Verbindung.
    »Sax! Wo bist du?«
    Er sagte: »Deshalb rufe ich ja an. Ich befinde mich in einem Sturm in Daedalia. Ich kann meinen Wagen nicht finden. Ich überlegte, ob du nach meinem APS und dem meines Rovers schauen kannst. Und sehen, ob du mir sagen kannst, in welche Richtung ich gehen soll!«
    Er hielt das Armband direkt ans Ohr. »Ka jetzt, Sax.« Das klang, als ob auch Aonia riefe. Sie sei gesegnet! Ihre Stimme war eine seltsame Ergänzung zur Szene. »Nur eine Sekunde, laß mich nachsehen... Okay! Da bist du. Und dein Wagen auch! Was machst du so weit im Süden? Ich glaube nicht, daß ich sehr schnell zu dir kommen kann. Besonders, wenn ein Sturm tobt.«
    »Es stürmt fürchterlich. Darum habe ich ja angerufen«, erwiderte er.
    »Okay! Du befindest dich ungefähr dreihundertfünfzig Meter westlich von deinem Wagen.«
    »Genau westlich?«
    »...und etwas südlich. Aber wie willst du dich zurechtfinden?«
    Sax überlegte. Das Fehlen eines Magnetfelds auf dem Mars hatte ihn vorher nie so sehr als Problem betroffen. Aber jetzt war es soweit. Er konnte annehmen, daß der Wind direkt von Westen kam. Aber das war bloß eine Vermutung. »Kannst du die nächsten Wetterstationen fragen und mir sagen, aus welcher Richtung der Wind kommt?« sagte er.
    »Sicher; aber für lokale Variationen würde

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