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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Stanley Robinson
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glatten Plateaus, die sich zwischen den Canyons befanden. Sie sahen aus wie Inseln. Sie schienen angenehme Orte zu sein, um dort zu leben - irgendwie Cairo ähnlich, dort auf dem Nordrand, wie das Modell einer Stadt in einer Glasflasche.
    Die Besatzung des Flugzeugs diskutierte über die Trennung der Atmosphäre; und Sax hörte aufmerksam zu. Obwohl diese Leute es mit Revolutionswaffen und Grundlagenforschung zu tun gehabt hatten, während sie abgetrennt gewesen waren - >sep<, wie sie es nannten -, und mit der weltlicheren Aufgabe mesokosmischen Managements beschäftigt waren, hatten sie doch immer einen gesunden Respekt davor gehabt. Die Gestaltung starker Kuppeln und deren Wartung war eine Aufgabe, deren Scheitern sehr ernste Konsequenzen hätte, wie einer von ihnen hervorhob. Allenthalben lauerten Gefahren und jeden Tag ein potentielles Abenteuer.
    Sep hatte offenbar mit Praxis zu tun; und jede Kuppel oder jeder überdachte Canyon wurde von einer eigenen Organisation geleitet. Sie tauschten Informationen aus und teilten sich reisende Berater und Bauteams. Da sie sich für Erbringer notwendiger Dienstleistungen hielten, betrieben sie nach dem Mondragon-Plan auf kooperativer Basis eine, wie man sagte, gemeinnützige Version; obwohl sie dafür sorgten, daß ihre Mitglieder mit sehr angenehmen Lebensverhältnissen und viel Freizeit versorgt wurden. »Sie glauben auch, daß sie das verdienen. Denn wenn etwas schiefgeht, müssen sie auf jeden Fall rasch handeln.« Viele überdachte Canyons hatten Notanrufe gehabt, manchmal wegen Meteoriteneinschlägen oder anderer dramatischer Ereignisse; zu anderen Zeiten wegen gewöhnlicher mechanischer Fehler. Es war üblich, daß bei überdachten Canyons die physikalischen Anlagen am oberen Ende des Canyons untergebracht waren. Sie sogen die entsprechenden Mengen von Stickstoff, Sauerstoff und Spurengasen aus den Oberflächenwinden ein. Die Zusammensetzung der Gase und Druck wurden in den Mesokosmen unterschiedlich gehalten, betrugen aber durchschnittlich etwa 500 Millibar, was den Kuppeldächern einen gewissen Auftrieb verlieh und ziemlich genau der Norm für Innenräume auf dem Mars entsprach; in einer Art von Beschwörung des endgültigen Ziels für die Oberfläche am Nullniveau. Aber an sonnigen Tagen war die Ausdehnung der Luft innerhalb der Kuppeln beträchtlich, und zu den Standardverfahren, damit umzugehen, gehörte, daß man einfach wieder Luft in die Atmosphäre entließ. Oder sie durch Kompression in riesige Containerkammern, die aus den Klippen der Canyons gehöhlt worden waren, strömen ließ und dort lagerte. Einer der Techniker sagte: »Eines Tages war ich in Dao Vallis, und die Überschußluftkammer explodierte, zertrümmerte das Plateau und verursachte einen großen Erdrutsch, der auf Reullgate fiel und die Kuppel aufriß. Der Druck fiel auf den der lokalen Umgebung von etwa 260, und alles fing an zu gefrieren. Sie hatten die alten Panzerschotts für den Notfall.« Die waren zwar nur wenige Moleküle dick, aber sehr stark, wie Sax sich erinnerte. »Und als die automatisch um das Leck herum ansprangen, wurde eine Frau auf dem Boden festgeklemmt, mit dem Kopf auf der falschen Seite! Wir rannten zu ihr, machten einen raschen Schnitt, verklebten das Leck und bekamen sie frei. Aber sie wäre fast gestorben.«
    Sax erschauerte und dachte an sein eigenes kürzliches Erlebnis mit der Kälte; und 260 Millibar war exakt der Druck, den man auf dem Gipfel des Everest antreffen würde. Die anderen redeten schon über andere berühmte Druckverluste, einschließlich der Zeit, als die Kuppel von Hiranyagarbha unter starkem Eisregen zusammengebrochen war; immerhin war damals niemand ums Leben gekommen.
    Dann stiegen sie über die große verkraterte Hochebene von Xanthe hinab und gingen auf der großen sandigen Rollbahn auf dem Boden des Kraters von Da Vinci nieder, die gerade während der Revolution in Betrieb genommen wurde. Die ganze Gemeinde hatte sich seit Jahren auf den Tag vorbereitet, an dem das Versteckspiel nicht mehr nötig sein würde; und jetzt war im Bogen des südlichen Kraterrandes eine große konkave Kurve von mit Kupfer verspiegelten Fenstern installiert worden. Auf dem Boden des Kraters lag eine dicke Schneeschicht, aus der der zentrale Buckel recht dramatisch herausragte. Es war möglich, daß sie einen Teich im Boden des Kraters zustandebringen könnten, mit einer Insel in der Mitte und als Horizont ringsum die Berge des Kraterandes. Ein Ringkanal könnte direkt

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