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MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition)

Titel: MARS (XUN Ebook-Edition) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: W. Berner , Lily Beier , Isabella Birnbaum , Dieter Bohn , Markus Cremer , Sven Klöpping , Gerhard Fritsch , Tantius Tobias
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der Unterwelt.  
    Der laute Knall, mit dem die Barackentür hinter ihm zuschlug, wurde vom wütenden Heulen eines Marssturmes verschluckt. Mit kleinen Schritten betrat Ko seinen Unterschlupf am Stadtrand. Dabei hinterließ er eine schmale Spur zimtroten Sandes, welche ihm bis in die Mitte des Raumes folgte. Diese Stadt war wie eine brandige Wunde in der Seite des Planeten. Desto weiter man sich an ihren Rand bewegte, desto mehr stank es nach Fäulnis und abgestorbenem Fleisch. Ein perfektes Schlupfloch, um nach getaner Arbeit vor etwaigen Schnüfflern unterzutauchen. Die Beine hochzulagern und sich vom kratzigen Sound einiger Schellackplatten in den Schlaf der Ungerechten wiegen zu lassen.  
    Genau so empfand auch Ko an diesem Abend. Sein blutiges Tagwerk war mit der üblichen Beharrlichkeit zu Ende geführt worden. Schon in dem Moment, in welchem er über die Schwelle getreten war, hatte er die leblosen Augen seines Opfers vergessen. Den erschlaffenden Puls. Den sauren Angstschweiß. Alles war unter seinen Händen in ein lichtloses Erdgeviert gestürzt. Für immer begraben im harten Boden des Mars. Er fühlte nichts. Sein Herz schlug einzig um seinen Körper am Leben zu erhalten.  
     
    Schwielige Handflächen klopften roten Staub aus löchriger Kleidung. Ein nicht deutbares Schaudern durchfuhr ihn. Die kalte Berührung der eigenen Hand auf einem Teil seines Unterbauches war ihm so … An der Stelle hatte sein Opfer ihm ein Stück Stoff aus dem abgetragenen Hemd gerissen. Ungläubig blickte er auf das nackte Fleisch. Seine Hand lag flach darauf. Die Berührung war ihm so fremd. Er konnte sie kaum zuordnen. Galliger Speichel sammelte sich in seinen Wangentaschen. Schwindel ließ das von einer einsamen Gasglühbirne beleuchtete Innere seines Einraum-Eigenheims rotieren. Er sah die leeren, fensterlosen Wände. Das Bett, welches gleichzeitig eine Couch war. Sah das dreckige Lacken unter einer karierten Tagesdecke. Das metallene Nachtkästchen mit dem Grammofon darauf. Einige Schallplatten mit vergilbten Außenhüllen darunter. Er sah den verstaubten Gasofen. Ein rußgeschwärztes Ofenrohr. Das Waschbecken, in welchem sich Sand und Blechtassen stapelten. Die schmutzige Toilettenschüssel daneben und ein vom Rost angefressener Kühlschrank, von dem er nicht einmal wusste, was sich darin befand. Es roch nach Abfall und alter Hundescheiße.
     
    Tock, Tock, Tock!
    Ungeduldiges Klopfen zerstäubte den akuten Vertigo zwischen seinen Schläfen. Geistesgegenwärtig schoss eine Hand auf Höhe des Hüftgürtels, an dem für bevorzugt sein Werkzeug hing. Die Abwesenheit des Stahls brachte keine Verzögerung mit sich. Natürlich war er kein Profi. Er war ein Mörder. Doch was ihm an Expertise fehlte, machte er mit animalischen Instinkten wett. Beim Betreten der Wohnung hatte er die Klinge geistesgegenwärtig auf dem Türsims abgelegt. Nun lag seine Hand wie eine fette Tarantel darauf. Das Ohr an die Tür gepresst, lauschte er schwer atmend dem Heulen und Jammern des Planeten.  
    »Wer ist da? « Seine Stimme war zittrig und bourbon trocken. Man hörte sofort, dass sie nicht gewohnt war, seinen Mund zu verlassen.
    »Empfängst du so deine Gäste Kostatin Mc' Slain? «
    Ein kalter Schauer tanzte über Ko's Rückgrat. Schon lange hatte ihn niemand mehr mit diesem Namen angesprochen. Er hatte ihn wie alles andere auch auf der Erde zurückgelassen. Seine gesamte Persönlichkeit am Terminal der Sträflingsflotte abgegeben. Er hatte diesen gottverdammten Staubball schon als gebrochener Mann betreten.  
    »Ich empfange um diese Zeit keine Gäste«, knurrte er durch braunmelierte Zahnreihen. Seine fleischige Hand schloss sich um den ledergebundenen Schaft seiner Klinge. Die lauernde Tarantel wurde zu einem tötungsbereiten Skorpion. Der Tod war nichts, vor dem er sich fürchtete. Aber eine intime Sache, welche er sich lieber selbst, als einem bezahlten Halsabschneider überließ.  
    »Man sagte mir, dass du niemals Gäste empfängst. «Ein Husten, das sich als kehliges Lachen entpuppte. Ko hielt den Atem an und schloss die Augen. Vor seinem Inneren manifestierte sich das Bild eines Messermannes. Ein Mann, welcher ihm das Leben rauben sollte. Genau wie er lehnte dieser an der Außenseite seiner Türe. Das Ohr lauschend an das fingerdicke Blech gepresst. Den Atem aus der Lunge ausschließend. Die leicht feuchte Hand um den Griff eines improvisierten Dolches geschlossen. Das Herz in mordlüsterner Erwartung trommelnd. Er sah sich selbst,

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