Mars
und Frauen der Wissenschaft sind, keine Politiker oder Stra ß enh ö ker. Ich erwarte eine rationale Diskussion, bei der die ü blichen Anstands- und H ö flichkeitsregeln strikt beachtet werden. «
Wie m ü rrische, schuldbewu ß te Studenten verlie ß en die Wissenschaftler nacheinander den gro ß en Saal. Sie waren allesamt f ü hrend auf ihren Gebieten, wie DiNardo wu ß te. Forscher von Weltrang. Nach der inoffiziellen Z ä hlung des Priesters waren mindestens vier Nobelpreistr ä ger in der Gruppe. Die Besten der Besten.
Er ging eine Treppe hinunter zur Herrentoilette. Als er sich durch die Menge am Erfrischungstresen dr ä ngte, registrierte er zerstreut, welche Nationalit ä ten sich f ü r Kaffee anstellten und welche f ü r Tee. Die Amerikaner tranken gr öß tenteils Saft. Mit viel Eis nat ü rlich.
Valentin Gretschko stand schon an einem der Urinale. Der russische Physiker hatte den Ruf, fortw ä hrend Unmengen von Tee zu trinken und dann auf die Toilette zu laufen. Als Gretschko sich zu den Waschbecken wandte und den Rei ß verschlu ß seiner dunkelblauen Hose hochzog, tat DiNardo so, als w ä re er fertig.
Gretschko l ä chelte mit teebraunen Z ä hnen, als er DiNardo sah. Die beiden M ä nner b ü ckten sich, um sich nebeneinander die H ä nde zu waschen. Der Priester sah im Spiegel ü ber seinem Waschbecken, da ß er sich h ä tte rasieren sollen, bevor er zu dieser Konferenz gekommen war. Sein Unterkiefer und der Sch ä del waren dunkel von Stoppeln. Dann warf er einen Blick auf Gretschkos Gesicht.
Der Direktor des russischen Raumforschungsinstituts war weit ü ber sechzig, und sein sch ü tteres Haar war v ö llig grau. Das Jackett seines dunklen Anzugs schien an ihm zu schlackern, als ob er in letzter Zeit Gewicht verloren h ä tte. DiNardo fragte sich, ob er krank war. Das seltsame kleine L ä cheln, das Gretschko stets zur Schau trug, war noch da; die Welt schien ihn best ä ndig zu verwirren. Dennoch hatte er sich mit Z ä hnen und Klauen an die Spitze der wissenschaftlichen Hierarchie in Ru ß land hochgek ä mpft; er war Mitglied ihrer Akademie und Chef des Instituts, das ihre Raumforschung leitete.
Als sie gemeinsam die Toilette verlie ß en, fragte Gretschko: » Haben Sie sich von Ihrer Operation wieder gut erholt? «
» O ja « , sagte DiNardo und fuhr sich unbewu ß t mit der Hand ü ber die Seite. » Solange ich aufpasse, was ich zu mir nehme, geht es mir bestens. «
Der Russe nickte. DiNardo bemerkte, da ß ihre Anz ü ge beinahe denselben Farbton hatten. Abgesehen von meinem Kollar h ä tte unsere Kleidung aus demselben Laden stammen k ö nnen, dachte er.
» Von Konferenzen wie dieser bekomme ich Magengeschw ü re « , sagte Gretschko leise, als sie sich in der Teeschlange anstellten. » Hier schafft es nicht einmal Brumado, f ü r Ordnung zu sorgen. «
» Wir haben eine gewichtige Entscheidung zu treffen: ob wir eine weitere Exkursion zum Grand Canyon erlauben sollen oder nicht. Wenn wir es tun, werden alle anderen Exkursionen verk ü rzt werden m ü ssen. «
» Oder ganz ausfallen. «
» Wie stehen Sie dazu? « fragte DiNardo.
» In wissenschaftlicher Hinsicht habe ich keine definitive Meinung « , sagte der Physiker. Er senkte die Stimme so weit, da ß DiNardo sich nahe zu ihm beugen mu ß te, um ihn trotz des Stimmengewirrs der Menge zu h ö ren. » Aber ich kann Ihnen sagen, da ß unsere Missionsleiter die Politiker bereits ü berredet haben, den Amerikaner noch einmal nach Tithonium fahren zu lassen. «
» Wirklich? «
Gretschko nickte. Sein immerw ä hrendes L ä cheln wich f ü r einen Moment einem Gesichtsausdruck, der fast schon unmutig wirkte.
» Ich m ö chte wissen, wie die Amerikaner dar ü ber denken « , sagte DiNardo nachdenklich.
» Da ist Brownstein. Den k ö nnen wir fragen. «
Murray Brownstein war ein ganzes St ü ck gr öß er als der italienische Priester und der russische Physiker, aber sein R ü cken war derart gebeugt, da ß er in seinem grauen Jackett und der grauwei ß en Khakihose fast schon wieder klein und schm ä chtig wirkte. Sein Gesicht war von der Sonne Kaliforniens gebr ä unt, sein einstmals goldblondes Haar ergraute allm ä hlich und war so d ü nn, da ß er es nach vorn k ä mmte, um seine hohe Stirn so weit wie m ö glich zu verdecken. W ä hrend DiNardo wie ein dunkelh ä utiger, zu alter Ringer aussah und Gretschko einem freundlichen, verwirrten ä lteren Herrn glich, strahlte Brownstein eine intensive Unzufriedenheit aus,
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