Mars
kaum noch geschafft, die Luke der Luftschleuse aufzudrücken; dann war der Astronaut auf dem Boden der Luftschleuse zusammengesackt. Er hatte vor Schwäche nicht mehr weitergekonnt. Jamie hatte ihn dort in einem Haufen hereingewehtem, lockerem Staub sitzen lassen und war die in die Seitenwand des Rovers eingelassene Leiter hinaufgestiegen, um sich einen Überblick über ihre Lage zu verschaffen.
Er hatte es nicht gewagt, auf den Sand selbst hinauszutreten, weil er Angst hatte, so tief in den pulvrigen Staub einzusinken, da ß er sich nicht mehr mit eigener Kraft daraus befreien konnte.
Dar ü ber steht nichts im Buch mit den Missionsvorschriften, hatte Jamie sich gesagt, w ä hrend er langsam und vorsichtig die Leiter hinaufkletterte. Er war dabei wie ein Bergsteiger vorgegangen, das hie ß , er achtete darauf, da ß er immer an drei Punkten festen Halt hatte. Eine behandschuhte Hand zur n ä chsten Sprosse heben. Sie packen, dann die andere Hand heben. Zupacken, dann einen gestiefelten Fu ß . Sich vergewissern, da ß er fest auf der Sprosse steht, dann den anderen nachziehen. Der Staub machte ihm Angst. Er stellte sich vor, wie er darin versank, als w ä re es Treibsand.
Nun stand er endlich auf dem Dach. Wenn du auch nur die geringste Macht hast, uns zu helfen, sagte er stumm zu dem Fetisch, dann ist jetzt der richtige Zeitpunkt, sie einzusetzen.
» Wie sieht ’ s aus? « kam Connors ’ Stimme aus seinen Helmlautsprechern.
» Nicht gut « , erwiderte Jamie und lie ß den Blick ü ber die Szenerie schweifen. » Der Rover steckt bis ü ber die Kotfl ü gel drin, nur die letzte H ä lfte des hinteren Moduls ist im Freien. Nicht genug Bodenhaftung, um uns rauszuziehen. «
Connors sagte nichts, aber Jamie h ö rte seinen schweren Atem.
» Wie geht es Ihnen? « fragte er.
» Gut. Ich komme nur nicht auf die Beine, das ist im Augenblick alles. «
Jamie war so schwindlig, da ß sich alles um ihn drehte. Er hatte Schmerzen am ganzen K ö rper und war derart m ü de, da ß er versucht war, sich einfach dort drau ß en hinzulegen und einzuschlafen. Der Canyon war so breit, da ß er tats ä chlich den Sonnenuntergang miterlebte; die Felsw ä nde auf der anderen Seite waren zu weit entfernt, als da ß man sie h ä tte sehen k ö nnen, so hoch sie auch waren. Er betrachtete die Sonne, sah, wie sie den felsigen Horizont ber ü hrte, und sp ü rte, wie sich der Schatten der t ö dlichen, eisigen Nacht nach ihm ausstreckte. Er erschauerte im Innern seines Anzugs, fast wie ein Hund, der Wasser abzusch ü tteln versucht.
Im schwindenden Licht schaute er auf den winzigen steinernen B ä ren hinunter. Das Lederband, das die winzige Pfeilspitze und die Feder hielt, war von seinem Gro ß vater liebevoll drum herum gewickelt worden. Eine Adlerfeder, sagte sich Jamie. Ein Symbol der Kraft. Die k ö nnte ich jetzt wirklich brauchen.
In sein Helmmikrofon sagte er: » Ich glaube, ich komme jetzt runter. Hier oben kann ich nichts tun, und die Sonne geht unter. «
Jamie steckte den winzigen steinernen B ä ren wieder in die Tasche am rechten Bein seines Anzugs und machte sich an den Abstieg. Als er sich m ü hsam wieder in die Luftschleuse zur ü ckgeschleppt hatte, war es dunkel drau ß en. Connors sa ß in dem aufgeh ä uften Sand. Sein wei ß er Anzug war ü ber und ü ber von rotem Staub ü berzogen.
Jamie bem ü hte sich, seiner Stimme einen munteren Klang zu verleihen. » Sie sehen wie ein Schneemann aus, den man mit Rost beschmiert hat. «
» Ich f ü hle mich auch wie ein verdammter Schneemann – im Juli « , knurrte Connors.
M ü hsam wie zwei arthritische alte M ä nner schaufelten sie den gr öß ten Teil des Sandes nach drau ß en und schlossen dann die Au ß enluke.
» Wir m ü ssen jetzt noch die Anz ü ge saubermachen « , murmelte Connors.
» Zuerst m ü ssen wir Sie mal auf die Beine bringen « , erwiderte Jamie.
Es kam ihm so vor, als w ü rde er stundenlang an ihm ziehen und schieben, aber schlie ß lich stand Connors wieder, und sie saugten routinem äß ig den Staub von ihren Anz ü gen. Die Anz ü ge hatten jedoch immer noch rostrote Flecken, als sie sich schlie ß lich aus ihnen heraussch ä lten. In der Luftschleuse roch es so stark nach Ozon, da ß Jamies Augen brannten und tr ä nten.
Schlie ß lich taumelten sie durch die Innenluke und lie ß en sich auf die B ä nke in der Mitte fallen. Die beiden Frauen waren vorn im Cockpit. Joanna hatte sich einen Kopfh ö rer ü ber den Kopf gezogen.
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