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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Schritte.
    Jamie kam oben an. Die Stadt war da; er hatte es gewu ß t. Sie war prachtvoll. Senkrechte, saubere W ä nde aus neuen Adobeziegeln. Schicht um Schicht stiegen die H ä user zum h ö chsten Punkt der Spalte an, wo der ü berh ä ngende Felsen sie wie der sch ü tzende Arm Gottes beh ü tete.
    » Es ist gut « , sagte Jamie. » Ya ’ aa ’ tey. «
    Sein Gro ß vater erschien vor ihm, jung und stark und nackt wie Jamie selbst. » Es ist gut « , sagte sein Gro ß vater.
    Alle Menschen str ö mten aus ihren H ä usern und dr ä ngten sich auf den zentralen Platz, wo Jamie mit seinem Gro ß vater stand. Sie l ä chelten, sangen und hatten Blumenkr ä nze dabei, die sie Jamie um den Hals legten. Die Frauen waren sch ö n, die M ä nner stark und gutaussehend.
    Doch Jamie wandte sich an seinen Gro ß vater. » Ich kann nicht bleiben. Die anderen – sie brauchen mich. «
    » Ich wei ß« , sagte der alte Mann. » Geh in Sch ö nheit, mein Enkelsohn. «
    Jamie schlug abrupt die Augen auf.
    Der Traum war so lebhaft, so real gewesen. Er grub die H ä nde in die Taschen seines Overalls und tastete nach dem Fetisch darin, einem warmen, tr ö stenden Steinklumpen. Erst dann entspannte er sich in seiner Koje und machte sich f ü r den neuen Tag bereit.
    Ein dumpfer, verdrossener Schmerz, der ihm alle Kraft raubte, durchzog seinen ganzen K ö rper. Sein Sch ä del brummte, sein Pulsschlag pochte ihm in den Ohren wie eine Trommel, die langsam den Rhythmus des Todes schlug. Neben ihm st ö hnte Connors leise in seinem unruhigen Schlaf; sein Atem pfiff ein wenig.
    Leise schl ü pfte Jamie aus seiner Koje. Seine Beine waren fast zu schwach, um ihn zu tragen. Eine ganze Weile hielt er sich am Rand von Joannas Koje fest und wu ß te nicht, ob er es schaffen w ü rde, sich zwischen den Liegen durchzuzw ä ngen und zum Waschraum zu gehen. Joanna hatte sich wie ein F ö tus zusammengerollt. Ilona lag mit dem Gesicht nach unten und r ü hrte sich nicht. Einen Moment lang bef ü rchtete Jamie, sie k ö nnte tot sein, aber dann sah er den langsamen Rhythmus ihres Atems.
    Er schob sich zwischen den Kojen hindurch und hielt sich auf dem Weg zum Waschraum an den Griffen fest, die in die Schotts eingelassen waren. Aus dem polierten Metallspiegel ü ber dem winzigen Waschbecken starrte ihm sein Gesicht entgegen – ausgezehrt, unrasiert, hohl ä ugig. Mit der ü bertriebenen Sorgfalt eines Betrunkenen oder eines sehr alten Mannes wusch Jamie sich langsam das Gesicht und die H ä nde. Als er sich die Z ä hne putzte, war die Zahnb ü rste hinterher blutig. Er hatte das Gef ü hl, da ß die Z ä hne nur noch lose im Zahnfleisch steckten. Er zog den Nachtoverall aus und schl ü pfte in den Tagesoverall. Sie unterschieden sich nicht mehr sonderlich voneinander, stellte er fest. Beide waren zerknittert und stanken.
    Die anderen erwachten erst, als er sich ein Glas Orangensaft aus Konzentrat gemixt und einen Becher dampfenden Kaffee gemacht hatte. Sie standen langsam auf und sahen ebenso ersch ö pft und von Schmerzen gebeutelt aus, wie Jamie sich f ü hlte. Hohlwangige Gesichter, rote Augen, zitternde H ä nde, Beine, die sie fast nicht mehr trugen.
    Sie sprachen kaum ein Dutzend Worte miteinander. Gemurmel. Grunzlaute. Seufzer, die in keuchendes, m ü hsames Atmen ü bergingen.
    Jamie schl ü pfte mit dem Kaffeebecher in der Hand an ihnen vorbei und zwang sich, ins Cockpit zu gehen. Er lie ß sich auf den rechten Sitz fallen, schaltete die Kommunikationsanlage ein und rief die Kuppel.
    Paul Abells Gesicht erschien auf dem Bildschirm. Er l ä chelte – matt, aber immerhin. Seine Wangen und sein Kinn sahen frisch rasiert aus und waren ein bi ß chen ger ö tet. Seine vorquellenden Augen waren klarer, als Jamie sie in Erinnerung hatte.
    » Guten Morgen! « Abell war beinahe fr ö hlich.
    » Wie geht es Ihnen? « Jamies Stimme war ein schnarrendes Kr ä chzen.
    » Yangs Vitamindosen scheinen zu helfen «, sagte Abell munter. » Ich habe mich mal ordentlich ausgeschlafen. Hab mich schon seit Tagen nicht mehr so gut gef ü hlt wie heute morgen. Noch nicht wieder hundertprozentig, aber schon besser. «
    » Das ist gut. «
    Abell vermied es, Jamie zu fragen, wie es ihm ging. Er konnte es sehen. » Schon was von den Russkis geh ö rt? «
    » Von wem? «
    » Mikhail und Iwschenko. Sie m üß ten mittlerweile fast am Rand des Canyons sein. «
    » Nein. Noch kein Kontakt bisher. «
    » Heute vormittag, bestimmt « , sagte Abell. » Heute vormittag

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