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Mars

Mars

Titel: Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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endlich einen gewissen Erfolg hatte, bezweifelte aber, ob das ganze Unternehmen wirklich sinnvoll war.
    Beim Abendessen sagte sein Vater: » Ich habe mich nie zu der Ü berzeugung durchringen k ö nnen, da ß der Mars all das Geld wert ist, das wir f ü r ihn ausgeben. «
    Jamie sp ü rte, wie ihn eine Woge der Erleichterung ü berlief. Es war leichter, ü ber nationale Politik zu diskutieren, als seiner Mutter dabei zuzusehen, wie sie die Tr ä nen zur ü ckzuhalten versuchte.
    Sie gingen das ganze F ü r und Wider durch, alle Argumente, die sie bei jedem seiner Besuche hin und her diskutiert hatten. Ohne Polemik. Ohne die Stimmen zu erheben oder in Wallung zu geraten. Wie bei einer Seminar ü bung. W ä hrend Jamie ruhig und logisch wie ein guter Debattierer die Marsfrage er ö rterte, erkannte er, da ß sein Vater der vollendete Akademiker geworden war: Nichts ber ü hrte ihn mehr wirklich; er betrachtete alles nur noch abstrakt; nicht einmal der offensichtliche Schmerz seiner Frau, die auf der anderen Seite des Tisches sa ß , keinen Meter von ihm entfernt, konnte ihn aus dem bequemen Kokon herausrei ß en, den er um sich gewoben hatte.
    Mein Gott, dachte Jamie, Dad ist alt geworden. Blutleer und alt. Ob es mir wohl auch einmal so gehen wird? Hoffentlich nicht.
    Erst lange nach dem Essen, als er sich auf den Weg nach oben zu dem Zimmer machte, in dem er seit seiner Kindheit schlief, fragte seine Mutter: »Mußt du wirklich morgen schon abreisen? Kannst du nicht noch ein bißchen bleiben?«
    Ich halte das keinen Tag l ä nger aus, dachte Jamie. So sanft er konnte, erkl ä rte er seiner Mutter: » Ich mu ß am Montag ganz fr ü h im Raumfahrtzentrum sein. «
    » Aber du mu ß t doch nicht schon so bald wieder abreisen, oder? «
    Er z ö gerte. » Ich m ö chte auf jeden Fall noch Gro ß vater Al besuchen. «
    » Oh. « In der einen Silbe schwangen lebenslanger Kummer und Abscheu mit.
    Sein Vater hatte ihnen zugeh ö rt und kam nun auf den Flur heraus. » Du m ö chtest lieber bei deinem Gro ß vater sein als bei deiner Mutter? « fragte er scharf.
    Das ü berraschte Jamie; es freute ihn beinahe.
    » Er ist der einzige Gro ß elternteil, den ich noch habe. Ich f ä nde es nicht richtig zu fliegen, ohne ihm auf Wiedersehen zu sagen. «
    Jerome Waterman schnaubte, sagte aber nichts mehr.
     
    3
     
    Jamie mußte sich mit einem Linienflug von Oakland International nach Albuquerque zufriedengeben. Al wartete am Flughafen auf ihn – mit einem gemieteten Hubschrauber samt Piloten.
    »Was hast du denn vor?« fragte Jamie, als er in den kleinen Chopper mit der Glaskanzel stieg.
    Al grinste breit. Sein ledriges Gesicht war eine geologische Karte des Gl ü cks.
    » Du hast nur ein paar Stunden Zeit, stimmt ’ s? Dachte, wir machen einen kleinen Flug rauf zur Mesa Verde, statt im Haus rumzusitzen. «
    » Mesa Verde? « br ü llte Jamie ü ber das Heulen des anlaufenden Triebwerks hinweg. » Du wirst mir doch nicht mystisch, oder? «
    Al lachte. » Vielleicht. Wir werden sehen. «
    In den Bergen lag bereits der erste Schnee, und Jamie fror in seiner leichten Windjacke, als er und Al auf dem gut markierten Weg vom Hubschrauberlandeplatz zum Rand des Canyons marschierten.
    » Ich h ä tte ein paar M ä ntel mitnehmen sollen « , murmelte Al. Er trug eine abgenutzte alte Jeansjacke und die dazugeh ö rige Hose.
    » Ist schon okay. Die Sonne w ä rmt uns auf. «
    Der Himmel war wolkenlos blau. Gro ß e Klumpen feuchten Schnees fielen aus den Goldkiefern und Pinien, tropften wie Eiskremkleckse herunter und platschten spritzend auf den Kiesweg. Jamies High-Tech-Reeboks wurden durchn äß t. Al trug seine ü blichen strapazierf ä higen und bequemen Stiefel. Und sein Hut mit der breiten, herunterh ä ngenden Krempe sch ü tzte seinen Kopf vor dem herabfallenden Schnee. Der barh ä uptige Jamie mu ß te die B ä ume im Auge behalten und den Schneeklumpen ausweichen.
    Die Luft war d ü nn so hoch oben. Jamie h ö rte seinen Gro ß vater pfeifend atmen. Er hatte die Anasazi-Ruinen nat ü rlich schon fr ü her gesehen, aber aus irgendeinem Grund wollte Al, da ß er sie noch einmal sah, bevor er zu einer anderen Welt aufbrach.
    Sie erreichten den Kamm des hohen Berggrats, gingen ein paar Minuten lang stumm und schweratmend am Rand entlang und kamen dann aus einem Kieferw ä ldchen heraus.
    Hinter einer Biegung des Kammes duckten sich die alten Ruinen drei ß ig Meter unter ihnen in eine Spalte des uralten, massiven Gesteins. Bis auf den

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