Mars
daraus geworden, und so wird es von den westlichen Medien seither genannt.
Fr ü her einmal war es eine kleine Stadt gewesen, nicht mehr als eine Handvoll Wohnblocks und ein Dutzend gro ß e Betonbauten, die das Trainingszentrum der Kosmonauten beherbergten; man hatte sie absichtlich in die kahle Ein ö de zwischen einem dichten Kiefernwald und einer Ansammlung kleiner Seen gestellt.
Als Alberto Brumados Wagen nun an dem Wachposten in der Umz ä unung vorbeifuhr, stellte er fest, da ß sie zu einer gr öß eren Stadt herangewachsen war. Wissenschaftler und Astronauten aus aller Welt trainierten hier f ü r den Mars. Die Medien der Welt konzentrierten ihre Aufmerksamkeit auf diesen Ort. Um die klaren blauen Seen herum war eine richtige Stadt mit H ä usern f ü r die im Trainingszentrum t ä tigen Arbeiter sowie mit L ä den, M ä rkten und Unterhaltungskomplexen entstanden. Nah beim Haupttor des Trainingszentrums selbst stand das Raumfahrtmuseum, ein anmutig geschwungenes Betongebilde, das den Geist des Fluges einfing.
Brumado hatte das Geheimnis der Reisenden schon vor Jahren kennengelernt: Schlaf, wann immer du kannst. Als die Limousine nun vor dem gro ß en Verwaltungsgeb ä ude des Trainingszentrums hielt, erwachte er aus seinem Nickerchen, bereit, auszusteigen und sich seinen Aufgaben zu stellen, wach, wenn auch nicht richtig erfrischt.
Dr. Li Chengdu kam mit seinen langen Beinen beinahe die Vortreppe des Geb ä udes herabgesprungen, um Brumado zu begr üß en und zu dem B ü ro zu f ü hren, das die Russen ihm zur Verf ü gung gestellt hatten. Dr. Li trug einen teuer aussehenden kastanienbraunen und schiefergrauen Trainingsanzug. Der senkrechte wei ß e Streifen an den Beinen machte ihn noch gr öß er und d ü nner, als er ohnehin schon war. Sein Gesicht wirkte gestresst, gr ä ulich, ungesund. Vielleicht liegt es an diesem kastanienbraunen Oberteil, dachte Brumado. Es ist nicht gut f ü r seine Hautfarbe. Er selbst trug noch den dunkelblauen Gesch ä ftsanzug aus Washington. Die Krawatte hatte er schon vor Stunden abgenommen und in die Tasche seines Jacketts gestopft. Das Hemd war schlaff und zerknittert von der langen Reise.
Das B ü ro, in das Li ihn f ü hrte, war ger ä umig und mit einem gro ß en, polierten Konferenztisch ausgestattet, sah Brumado. Gut. Und es hatte eine eigene Toilette. Noch besser. Die zweite Regel des Gewohnheitsreisenden: Geh nie an einer Toilette vorbei, ohne sie zu benutzen.
Drei Minuten sp ä ter hatte Brumado seine Blase entleert, sich das Gesicht gewaschen und die Haare gek ä mmt. Er zog sich einen Stuhl am Konferenztisch heraus, ohne den massiven Schreibtisch und den hochlehnigen Drehsessel dahinter zu beachten. Brumado war der Ansicht, da ß er hier war, um bei der L ö sung eines pl ö tzlich aufgetretenen Problems zu helfen, und nicht, um andere mit den Insignien der Macht zu beeindrucken.
Au ß erdem habe ich hier keine echte Macht, sagte er sich, keine Autorit ä t ü ber diese M ä nner und Frauen. Meine St ä rke liegt in moralischer Ü berzeugungsarbeit, das ist alles.
Dr. Li marschierte in dem B ü ro auf und ab, von den mit Vorh ä ngen versehenen Fenstern zum Kopfende des Konferenztisches und wieder zur ü ck. Brumado hatte ihn noch nie so nerv ö s erlebt.
» Bitte nehmen Sie hier neben mir Platz « , sagte Brumado milde. » Ich bekomme ein steifes Genick davon, wenn ich immer zu Ihnen aufschauen mu ß.«
Lis d ü nnes, asketisches Gesicht nahm f ü r einen Moment einen Ausdruck der Verbl ü ffung an, dann schaute er reum ü tig drein. Er setzte sich auf den Stuhl neben Brumado.
» Sie scheinen sehr aufgeregt zu sein « , sagte Brumado. » Was ist los? «
Li trommelte mit seinen langen Fingern auf den Tisch, bevor er antwortete. » Es sieht so aus, als h ä tten wir es mit einer waschechten Meuterei zu tun. Und Ihre Tochter, Sir, ist offenbar die Anf ü hrerin. «
» Joanna? «
» Als sich herausstellte, da ß DiNardo nicht mitfliegen kann, forderten Ihre Tochter und andere, da ß Professor Hoffmann ebenfalls ausgewechselt werden sollte. «
Brumado war verwirrt. So etwas w ü rde Joanna niemals tun. Niemals!
» Ich verstehe nicht « , sagte er.
» Ihre Tochter und mehrere andere Wissenschaftler hier haben sich geweigert, an der Mission teilzunehmen, wenn Hoffmann zum Team geh ö rt. Es ist schlicht und einfach Meuterei. «
» Meuterei « , sagte Brumado ungl ä ubig. Er war wie bet ä ubt und hatte das Gef ü hl, begriffsstutzig zu sein, als k ö
Weitere Kostenlose Bücher