Mars
spricht mit gespaltener Zunge. «
Reed lachte auf dem ganzen Weg bis zum vorderen Salon.
In diesem Abteil gab es keine Fenster. Falls n ö tig, konnten die Piloten oben im Cockpit den gesamten vorderen Teil des Raumschiffes abtrennen, auf eine Wiedereintrittsbahn bringen und damit im Meer landen. Das galt jedoch nur f ü r einen Notfall; der Missionsplan sah vor, da ß die Raumschiffe in die Erdumlaufbahn zur ü ckkehrten und die Besatzung dort f ü r den letzten Flug zur Erdoberfl ä che in Shuttles umstieg. Aber eine Wasserlandung war m ö glich, falls sie erforderlich werden sollte.
Jamie hatte den von den Missionsplanern verlangten Schwimmkurs nur mit Ach und Krach hinter sich gebracht. Er h ä tte gern gewu ß t, wie die sieben anderen Wissenschaftler, die sich jetzt auf ihren gepolsterten Sesseln anschnallten, bei einem solchen Notfall reagieren w ü rden. Oder die vier Astronauten und Kosmonauten im Cockpit. Es w ä re Ironie, bis zum Mars und zur ü ck zu fliegen und dann bei der Landung zu ertrinken.
» Start in drei ß ig Sekunden « , kam Wosnesenskis Stimme aus dem Cockpit. » Ich lege eine Aufnahme der Au ß enkamera auf den Bildschirm. «
Ins vordere Schott des Abteils war ein kleiner Bildschirm eingebaut. Er flackerte kurz, dann zeigte er ein gro ß es, gerundetes St ü ck der blau-wei ß en Erde, das sich an der Kamera vorbeidrehte. Jamie nahm den letzten verbliebenen Sitz und zurrte den Sicherheitsgurt ü ber seinem Scho ß fest, damit er nicht aus dem Sessel emporstieg. Reed hatte den Sessel neben Joanna genommen.
» F ü nf Sekunden … vier, drei, zwei, eins – Z ü ndung. «
Die Stimme des Russen war ausdruckslos und ruhig. Jamie sp ü rte, wie ihn ein wachsender Druck gegen die Lehne des Sessels pre ß te. Nichts Aufregendes; er hatte Sportwagen mit st ä rkerer Beschleunigung gefahren. Das Bild der Erde auf dem Monitor ver ä nderte sich nicht merklich.
Aber Wosnesenskis Stimme sagte: » Wir sind unterwegs, genau nach Plan. Die Schubaggregate von Mars 2 haben ebenfalls p ü nktlich gez ü ndet. «
Eine eindeutig amerikanische Stimme fiel ihm ins Wort: » Wir sind auf dem Weg zum Mars! «
Keiner der Wissenschaftler brach in Jubel aus. Jamie h ä tte es gern getan, aber es war ihm zu peinlich. Ein Bild von Edith tauchte vor seinem geistigen Auge auf, das merkw ü rdig traurige L ä cheln auf ihrem h ü bschen Gesicht, als sie sich zum letzten Mal voneinander verabschiedet hatten. Nein, nicht zum letzten Mal, sagte sich Jamie. Ich komme zur ü ck. Ich werde sie besuchen, wenn ich zur ü ckkomme.
Er merkte nicht, daß Tony Reed ihn anstarrte und dabei dachte: Ich habe dafür gesorgt, daß wir diesen Musterknaben Hoffmann losgeworden sind, und weder unser Navajo-Geologe noch die hübsche Joanna haben sich dafür auch nur bei mir bedankt. Vielleicht habe ich einen Fehler gemacht. Sie interessiert sich für diesen Indianer. Solange er bei uns ist, wird Joanna mich nicht einmal eines Blickes würdigen.
SOL 3
NACHT
An diesem Tag nahmen sie das Abendessen nicht gemeinsam ein. Joanna und die anderen beiden Frauen hockten am Biologietisch und untersuchten den grüngestreiften Stein, ohne sich um das Essen zu kümmern. Tony Reed und ein paar weitere Männer schauten bei ihnen vorbei, aber die Frauen scheuchten sie weg.
Jamie stocherte in seiner Mahlzeit herum und machte sich mehr Gedanken über die idiotischen Nachrichtenmedien daheim als über den Marsstein. Es ist Kupfer, sagte er sich. Es muß Kupfer sein.
Aber wenn nicht? Ein Teil von ihm wollte, daß der Stein Leben trug. Wenn sie wirklich Leben gefunden hatten, würde das die Aufmerksamkeit der Medien mit Sicherheit von diesem Indianerthema ablenken, erkannte er, als er allein am Eßtisch in der Messe saß und sich methodisch durch das fade Mikrowellengericht arbeitete.
Er stand auf und brachte seine halbleere Schale zum Recycler, kratzte das Essen in den Abfallschacht und stellte Schale und Besteck dann in den Spülständer. Jemand hatte ein Band aus der Swing-Ära eingelegt: Eine Klarinette klagte herzerweichend eine alte bekannte Ballade.
Gel ä chter stieg von der anderen Seite der Kuppel auf; M ä nner, die miteinander scherzten. Er erkannte Patels hohe, schrille Stimme. Sein Geologenkollege hatte etwas lustig gefunden. Mit wem am ü sierte er sich da? Mit Reed? Naguib? Toshima? Es klang, als w ä ren sie alle zusammen in einem der Laborbereiche.
Wosnesenski und die drei anderen Piloten sa ß en an einer der
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