Marschfeuer - Kriminalroman
Einwurf des Kollegen angesäuert beiseite. »Dann hat sie
eben gesagt, dass er schon aufgestanden war. Das impliziert doch aber, dass er
neben ihr gelegen haben muss, oder?«
»Ja, schon«, stimmte
Thomas Martens ihm zu.
Lyn blickte von Berthold
zu Thomas Martens und schließlich zu der Vermissten-Akte.
»Darf ich mal?«, fragte
sie Thomas Martens und griff nach dem Protokoll von Margarethe Jacobsen. Sie
las es zweimal und blickte erst auf, als Karin Schäfer verkündete, dass sie die
Witwe Jacobsen jetzt aufsuchen würde.
»Ich würde dich gerne
begleiten, Karin«, sagte sie, den Blick wieder nachdenklich auf das Protokoll
gerichtet.
***
Kevin Holzbach drehte
seine Kreidler Supermoto voll auf. Er grinste, als zwei ältere Damen, die sich
vor dem Wewelsflether Topkauf-Markt unterhielten, missbilligend ihre Köpfe
schüttelten.
Er knatterte die
Dorfstraße hinunter, gab in der Humsterdorfer Straße noch mal richtig Gas und
brachte sein Moped im Weetenkamp mit einer Vollbremsung zum Stehen. Er lief die
paar Schritte zu Janas Haustür und klingelte an dem rot gestrichenen Holzhaus.
»Hi! Ist Jana da?«,
begrüßte er Janas Vater, dessen Blick keine Freude über den Anblick des Jungen
in dem ölverschmierten Blaumann ausstrahlte.
Ohne den Gruß zu
erwidern, rief Olaf Reimers über die Schulter: »Jana!«
Als seine Tochter den
Kopf aus der Wohnzimmertür streckte, verschwand er in der Küche.
»Gonzo!«, rief sie
überrascht. »Ich dachte, du hast heute keine Zeit. Komm rein!«
»Nee«, sagte der und
nickte mit seinem Kopf Richtung Küche, »dein Alter hat doch keinen Bock auf
mich … Ich fahr jetzt erst in meine Bude. Den Werftdreck runterwaschen. Ich
wollt dir nur schnell sagen, dass ich dich heut Abend abhol. Ich lad dich auf
‘ne Pizza ein. Glückstadt oder Wilster, kannst du dir aussuchen. Das Moped ist
vollgetankt.«
»Hä? Du lädst mich ein?
Haste im Lotto gewonnen, oder was?«
»Halt die F …und bleib
locker. Gonzo the King hat heut die Spendierhosen
an.«
***
»Sie scheint nicht da zu
sein«, sagte Lyn und blickte Karin Schäfer an.
Die drückte noch einmal
den Klingelknopf und blickte an dem pastellfarben verputzten Gebäude empor.
»Vielleicht ist sie einkaufen«, mutmaßte die Hauptkommissarin.
Lyn drehte sich um, als
hinter ihr auf der Straße ein silberfarbener Mercedes hielt. »Da kommt
Margarethe Jacobsen«, sagte sie und nickte Richtung Straße. »Und der Mann, der
ihr gerade aus dem Auto hilft, ist Paul Lindmeir, der Geschäftsführer der
Werft.«
Paul Lindmeir schloss
die Wagentür und nahm den Arm der älteren Frau. Beider Blicke hingen an den
beiden Kriminalbeamtinnen.
»Wiss …wissen Sie etwas
Neues über Hinrich?«, fragte Margarethe Jacobsen ohne ein Wort der Begrüßung.
Ihre Hand glitt in die Jackentasche, und sie holte ein Taschentuch hervor. Sie
presste es vor ihren Mund, noch bevor Lyn oder Karin ein Wort gesagt hatten.
»Lassen Sie uns ins Haus
gehen, Frau Jacobsen«, sagte Lyn, »wir bringen keine guten Neuigkeiten.«
Lyn beobachtete die
Gesichter von Margarethe Jacobsen und Paul Lindmeir, während Karin die beiden
im Wohnzimmer mit den Tatsachen konfrontierte.
Margarethe Jacobsen
hatte ihre Finger in Lindmeirs Arm gekrallt. Mit aufgerissenen Augen folgte sie
den Ausführungen der Hauptkommissarin. »Hinne … Mein Gott, Hinne«, stammelte
sie.
Paul Lindmeir, weiß wie
sein Hemd, streichelte unentwegt über die Hand der alten Dame. Sein Arm, in den
sie ihre Finger gebohrt hatte, schien schmerzunempfindlich.
»Der DNA -Abgleich ist eindeutig, Frau Jacobsen«, beendete
Karin ihren Bericht, »und darum interessiert uns jetzt natürlich vorrangig eine
Frage: Wie kann Ihr Mann neben Ihnen geschlafen und Ihnen das Frühstück
bereitet haben, wenn er bereits tot war? Denn genau das behaupten Sie!«
»Hinne … tot!«
Margarethe Jacobsen kniff die Augen zusammen, sodass ihre Augenbrauen fast eine
Linie bildeten. » …tot … tot!« Sie öffnete die Augen wieder und sah Lyn an.
»Ihnen … Ihnen hab ich doch alles gesagt. Er war im Bett. Er … er kann doch
nicht tot sein …« Ihre Stimme klang heiser.
»Er hat das Frühstück
gemacht … Ich habe ihn doch gehört unten … Habe die Tür gehört, wie sie ins
Schloss gefallen ist, als er losging, die Brötchen zu holen.« Sie löste ihre
Hand von Paul Lindmeirs Arm. »Paul … nun sag doch was! Er war bei mir. Am
Morgen. Er kann nicht in der Nacht verbrannt sein.«
Sie blickte wieder zu
Karin, dann zu Lyn. Ihre Miene
Weitere Kostenlose Bücher