Marschfeuer - Kriminalroman
gern eine oder auch zwei Zigarren. Am letzten Freitag war nichts
davon zu riechen.«
»Interessant!«, murmelte
Karin. »Ein weiteres Zeichen dafür, dass Ihr Mann nicht hier war. Auf jeden
Fall brauchen wir die Spurensicherung hier. Vielleicht haben wir mehr Glück als
Verstand. Wenn der Täter tatsächlich das Bettzeug in Unordnung brachte, um Sie
zu täuschen, Frau Jacobsen, hat er uns vielleicht seine DNA hinterlassen.«
Margarethe Jacobsen sah
sie verwirrt an.
»Der Täter hat das
Bettzeug berührt«, klärte Lyn die alte Dame auf, »sich vielleicht sogar kurz
hineingelegt, um Sie zu täuschen. Dabei hat er mit Sicherheit winzige Haut-oder
Haarpartikel verloren. Wenn er wirklich so dumm war.«
»Das … das ist nicht das
Bettzeug von der vergangenen Woche«, erklang Margarethe Jacobsens Stimme.
Karins Stirn legte sich
in Falten. »Wieso?«
»Ich habe es gewaschen«,
sagte die alte Dame.
Karin starrte sie an.
»Sie haben was ?«
»Nun, ich habe es
gewaschen.« Margarethe Jacobsens Stimme wurde lauter. »Ich wasche Hinrichs
Bettzeug jeden Freitagmorgen. Ich … ich ertrage diesen Zigarrengeruch nicht.
Darum wasche ich sein Bett jede Woche. Meines alle vierzehn Tage. Wie es sich
gehört. Sehen Sie«, sie ging zum Kleiderschrank und öffnete ihn, »ich habe von
jeder Bettwäsche drei Paar. Damit beide Betten immer gleich bezogen sind.«
Akkurat gelegte
Bettwäsche füllte das mittlere Regal des Schrankes. Obenauf lag ein Bettbezug
mit dem Rosendekor, wie er jetzt auf beide Betten aufgezogen war.
Lyn deutete in den
Schrank. »Sie wollen damit sagen, dies ist die Bettwäsche, die am Freitagmorgen
noch aufgezogen war?«
Margarethe Jacobsen
nickte.
»Sie haben Freitagmorgen
die Bettwäsche gewaschen, obwohl sie nicht nach Rauch roch? Und obwohl Ihr Mann
verschwunden war? Ich dachte, Sie sind gleich los zum Bäcker, um ihn zu suchen,
und haben dann Paul Lindmeir angerufen«, fragte Lyn fassungslos nach.
Margarethe nickte. Ihre
Stimme wurde spitz. »Ich habe erst an der Wäsche gerochen, nachdem ich sie
bereits abgezogen hatte. Natürlich habe ich dann die frische aufgezogen. Das
mache ich immer so am Freitagmorgen. Wenn ich hinuntergehe, stopfe ich die
Sachen in die Waschmaschine und stelle sie an. Punkt. Dann gehe ich in die
Küche, um mit … Hinrich zu frühstücken. Nur dazu kam es ja leider nicht.«
Karin gab ein kurzes
Katzenjaulen von sich und sah aus, als würde sie gleich losweinen. » DNA ade.«
»Wenn ich gewusst hätte,
dass das wichtig sein könnte, hätte ich es natürlich nicht gemacht.« Margarethe
Jacobsen war wieder kurz vor dem Weinen.
»Schon gut«, sagte Lyn
lahm, »wir nehmen die Bettwäsche trotzdem mit. Vielleicht finden die bei der KTU im Landeskriminalamt doch noch Anhaftungen.«
»Ja, und der Mond ist
quadratisch«, grummelte Karin.
»Lassen Sie uns nach
unten gehen, Frau Jacobsen«, sagte Lyn, »wir haben noch jede Menge Fragen.« Sie
griff nach ihrem Handy. »Die Spurensicherung kann sich in der Zwischenzeit in
Ihrem Schlafzimmer umgucken.«
»Können Dora und Markus
sich nicht wieder zu uns gesellen?«, fragte Margarethe Jacobsen, nachdem sie
wieder im Wohnzimmer Platz genommen hatten. »Ich möchte die beiden nicht in der
Küche hocken lassen. Sie gehören quasi zur Familie.«
»Und genau darum bleiben
sie, wo sie sind«, sagte Karin, griff nach ihrem Block und sah die Witwe an.
»Frau Jacobsen, dass Ihr Mann immer vor Ihnen aufgestanden ist, dass er das
Frühstück zubereitet hat, dass er die Brötchen holte, all das sind sehr
detaillierte und persönliche Kenntnisse. Das weiß nicht jedermann. Für uns ist
es jetzt wichtig zu erfahren, wer davon Kenntnis hatte.«
Margarethe Jacobsen
zuckte hilflos die Schultern. »Nun, da fällt mir niemand ein, der außer uns und
den Lindmeirs darüber informiert war. Nur die Frau Kruck von nebenan, die
Nachbarin, die weiß, dass Hinrich das Frühstück macht.«
»Die Lindmeirs wussten
alle drei davon?«, fragte Lyn nach. »Auch Markus Lindmeir?«
Margarethe nickte. Ein
winziges Lächeln stahl sich um ihre Mundwinkel. Das erste, das Lyn an ihr sah.
»Wissen Sie«, sagte die
alte Dame, und das Lächeln vertiefte sich, »der Markus hat sich schon über uns
amüsiert. Geregelte Tagesabläufe sind doch für die jungen Leute heutzutage
unmodern. Wenn Hinne und ich über unsere Gewohnheiten gesprochen haben, bei
Geburtstagen oder so, wurden wir schon belächelt.«
»Gibt es noch Verwandte
oder gute Freunde, die über Ihre
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