Marschfeuer - Kriminalroman
euer Eindruck?«
»Ich traue ja
grundsätzlich niemandem und jedem so etwas zu«, sagte Karin und zuckte die
Schultern. »Ich habe ihn für morgen früh, acht Uhr, hierherbestellt. Wir drehen
ihn durch den Fleischwolf und schauen, was rauskommt.«
»Apropos Wolf. Wo bleibt
Hendrik mit den Burgern?«, fragte Thilo. »Ich könnte ‘n ganzes Wildschwein verdrücken,
so ‘n Kohldampf hab ich.«
»Und ich würde jetzt
gern nach Haus zu meinen Mädels fahren«, sagte Lyn mit Blick auf ihre
Armbanduhr. »Oder starten wir noch mit Befragungen?«
Karin verneinte. »Zu
spät. Wir beginnen morgen mit Lindmeir, anschließend fahren wir beide noch mal
zu Frau Jacobsen, Lyn.«
Lyn griff nach ihrer
Lederjacke. »Dann gute Nacht, Kollegen.«
An der Tür lief sie in
Hendrik und zwei große McDonalds-Tüten hinein.
»Willst du schon
gehen?«, fragte er und streifte mit seiner Hand kurz ihren Arm.
Lyn nickte nur, formte
mit den Lippen aber ein »Love you«.
Hendrik lächelte. »Und
was mach ich mit den zwei Chickenburgern, die ich für dich eingeplant habe, Kollegin ?«
»Gib sie Obelix, der ist
am Verhungern.«
SECHS
»Ich habe die ganze
Nacht kein Auge zugetan.« Margarethe Jacobsen wiegte ihren grauhaarigen Kopf,
während sie vor Lyn und Karin in ihr Wohnzimmer ging. »Ich kann das immer noch
nicht glauben. Mein Hinne. Erschlagen und verbrannt. Das … das will nicht in meinen
Kopf. Er war ein so aufrechter und redlicher Mensch. Sein Leben lang. Warum tut
jemand so etwas Schreckliches?«
»Das werden wir
herausfinden, Frau Jacobsen«, sagte Lyn, »wir …« Sie brach ab, als sie das
Wohnzimmer betraten. Auf dem Sofa saß eine ältere Frau. Auf dem Sessel ein
Jugendlicher, über dessen kräftiger Brust sich ein Bayern-München-T Shirt
spannte.
»Sie haben Besuch?«,
fragte Karin Margarethe Jacobsen.
Die nickte und deutete
auf die Frau im Sofa. »Das ist Dora Lindmeir. Pauls Mutter. Und das«, sie
deutete zu dem jungen Mann, »das ist Markus. Pauls Sohn.«
Karin und Lyn warfen
sich einen Blick zu.
»Ich muss Sie bitten,
uns mit Frau Jacobsen allein zu lassen«, sagte Karin, nachdem sie und Lyn den
beiden die Hand gegeben hatten.
Markus Lindmeir sprang
sofort auf. Dora Lindmeir zögerte. »Paul … mein Sohn ist zur Polizei gefahren.
Heute Morgen. Er soll eine Aussage machen.«
Lyn nickte. »Das ist
richtig, Frau Lindmeir. Unsere Kollegen verhören ihn zurzeit.«
»Verdächtigen Sie meinen
Vater etwa?« Markus Lindmeirs braune Augen starrten aus seinem blassen Gesicht
von Karin zu Lyn. »Mein Vater und Tante Margarethe haben gesagt, dass Sie den
Täter im Kreis der Freunde oder Verwandten der Jacobsens vermuten?«
»Die Umstände legen
diesen Schluss nahe«, sagte Karin nur. »Wir werden auch Ihnen einige Fragen
stellen, Herr Lindmeir.«
Lyn musterte sein
Gesicht, das keinerlei Ähnlichkeit mit dem seines Vaters aufwies.
»Ich kann gar nichts
dazu sagen«, antwortete er, Lyns Blick ausweichend, und nahm den Arm seiner
Großmutter.
»Sie wohnen nicht in
Glückstadt?«, fragte Lyn.
»Eigentlich schon. Das
heißt, wenn ich nicht im Internat bin. Und da bin ich nun mal die meiste Zeit.«
Er tätschelte kurz Margarethe Jacobsens Wange. »Wir warten in der Küche, Tante
Margarethe.«
»Und wir möchten mit
Ihnen noch einmal den genauen Ablauf des Freitagmorgens durchspielen, Frau
Jacobsen«, sagte Karin. »Würden Sie uns bitte Ihr Schlafzimmer zeigen?«
»Dort … dort hat er
gelegen.« Margarethe Jacobsens Stimme klang brüchig, ihre faltige Hand hatte
sie an den Hals gepresst, während sie auf die linke Doppelbettseite deutete.
Beigefarbene Bettwäsche mit Rosendekor war auf die ordentlich gefalteten Decken
und Kissen aufgezogen.
Lyn musterte das Gesicht
der alten Dame. Glaubte sie immer noch, ihr Mann hätte neben ihr gelegen? Oder
meinte sie mit »er« den Mörder ihres Mannes?
»Der … der Täter wird
das Bett nur kurz mit den Händen zerwühlt haben«, sagte Lyn und strich kurz
über den Arm von Margarethe Jacobsen, »um Sie am Morgen zu täuschen. Er wird
kaum dort gelegen und geschlafen haben.«
»Hmm.« Margarethe
Jacobsen schloss kurz die Augen.
Lyn sah, dass sie
grübelte. »Fällt Ihnen noch irgendetwas ein, Frau Jacobsen?«
»Tja, etwas war schon
merkwürdig am Freitagmorgen.«
»Erzählen Sie’s uns!«
»Normalerweise riecht
Hinrichs Bettwäsche am Freitagmorgen immer nach Zigarre. Auch sein Pyjama.
Wissen Sie, er spielt doch jeden Donnerstag mit Paul Lindmeir Schach. Dann
rauchen beide
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