Marschfeuer - Kriminalroman
gefälscht hat oder in dubiose Geschäfte verstrickt ist, findet das
K3 es heraus.«
»Dann hätten wir auch
unser Motiv«, sagte Jochen Berthold, während er aufstand und seine Hose
Richtung Bauchnabel zog, »und mehr wollen wir doch nicht.«
»Doch, ich will noch
was. Von euch allen«, sagte Karin im Aufstehen, nahm einen sauberen
Kaffeebecher aus der Tischmitte und hielt ihn Jochen vor die Brust. »Ein paar
Euro für einen Blumenstrauß. Ich besuche nachher unseren kranken Chef.«
»Vielleicht solltest du
ihm lieber Baldrian mitbringen«, sagte Thilo und stopfte einen Fünfeuroschein
zu Jochen Bertholds vier Fünfzigcentstücken in den Becher. »Es wird ihn nicht
freuen, dass wir noch keine Ergebnisse haben.«
»Birgit, ich brauche den
Schlüssel für den Dienstwagen.« Hendrik stand vor dem Schreibtisch der
Kommissariatssekretärin und streckte die Hand aus. Sein Blick blieb an ihrer
Hochsteck-Frisur hängen. »Ääh … Hast du da Stricknadeln im Haar?«
»Ich konnte meine
Haarnadeln nicht finden. Wer weiß, vielleicht wird’s ein neuer Modetrend.« Sie
öffnete die obere Schreibtischschublade und nahm einen Autoschlüssel heraus.
Hendrik legte den Kopf
schief. »Unbedingt. Dazu eventuell ein paar kleine Wollknäuelchen als
Ohrringe.«
»Können wir starten?«
Lyn lehnte wartend im Türrahmen.
»Wenn Trendsetterin
Birgit mir endlich den Schlüssel gibt.« Hendrik hielt die Hand auf.
Birgit zögerte, den
Schlüssel hineinzulegen. »Vielleicht sollte Lyn fahren. Immerhin ist es der
neue Mondeo. Er hat noch keine Schramme und ist Eigentum der Steuerzahler.«
»Bist du das Sprachrohr
von Wolfgang Schäuble, oder was?« Angesäuert riss Hendrik der Sekretärin den
Schlüsselbund aus der Hand.
»Ich mahne und warne ja
nur.« Birgit wandte sich wieder ihrem Computer zu. »Das Ausbeulen des Passats
war nicht gerade billig.«
»Du hast also ein
Dienstauto kaputt gefahren?«, grinste Lyn zwanzig Minuten später, während sie
die Umgehungsstraße bei Wilster verließen und Richtung Beidenfleth fuhren.
Hendrik warf ihr einen
kurzen Seitenblick zu. »War ja klar, dass du nachhakst, elendes Weib … Eine
meiner schwärzesten Stunden. Eigentlich habe ich sogar zwei Wagen zerdeppert.
Ich bin bei einem Einsatz mit dem Passat in einen Streifenwagen gefahren. Thilo
wär damals fast an seinem Lachen erstickt.«
»Ist doch nur Blech.«
Hendrik jaulte auf. »Da
geht es nicht um den materiellen Schaden, sondern um die männliche Ehre. Nur
Frauen fahren Beulen in Autos.«
»Gleich kotz ich. Aber,
apropos Frau. Hat Paul Lindmeir eigentlich eine Beziehung? Eine Freundin?«
»Davon ist nichts
bekannt. Er lebt allein seit dem Tod seiner Frau.«
»Was hältst du von ihm?
Würde er vom Typ her als Täter für dich in Frage kommen?«
Hendrik überholte einen
Laster, der nach rechts auf das Firmengelände von Trede & von Pein abbiegen
wollte.
Lyn blickte auf den
Tacho. »Herr Oberkommissar, hier ist siebzig! Irgendwann bist du deinen Lappen
los. Das garantiere ich dir.«
Hendrik ignorierte die
Bemerkung. »Ich finde Lindmeir ganz sympathisch. Er wirkte bei der Vernehmung
etwas gestresst, aber das kann man auf die Umstände schieben. Der alte Jacobsen
ist so eine Art Vater für ihn gewesen. Lindmeir ist mit fünfundzwanzig Jahren
auf der Werft als Maschinenschlosser angefangen, hat dann gleich seinen
Techniker gemacht und sich seine Sporen verdient. Er hat voller Hochachtung von
Jacobsen gesprochen. Er müsste ein genialer Schauspieler sein, wenn das gelogen
war.«
SIEBEN
Der Parkplatz der
Jacobsen-Werft war bis auf den letzten Platz belegt. Selbst die schmale
Zufahrtsstraße hinter der Beidenflether Mühle war mit Fahrzeugen zugepflastert.
»Lass uns am Fähranleger
parken«, sagte Lyn, »da finden wir einen Platz.«
»Ich lauf doch nicht.
Wir sind die Polizei.« Hendrik lenkte den Mondeo direkt vor das Eingangstor und
ließ die Scheibe auf der Beifahrerseite herunterfahren. Als der Pförtner aus
seiner kleinen Loge trat, beugte Hendrik sich über Lyn und hielt dem Mann
seinen Kripo-Ausweis hin. »Guten Tag. Öffnen Sie bitte das Tor. Wir möchten zu
Herrn Lindmeir.«
Kurz darauf saßen sie
Paul Lindmeir in seinem Büro gegenüber.
»Kaffee?«, fragte der
Geschäftsführer.
Lyn lehnte ab. »Danke,
nein. Wir würden uns gern auf dem Werftgelände umsehen und einige Ihrer
Mitarbeiter befragen.«
»Was … ich meine, wozu
soll das gut sein?« Paul Lindmeir stand auf. »Was sollen Ihnen unsere Leute
schon sagen
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