Marschfeuer - Kriminalroman
schnellen Blick.
»Herr Lindmeir«, ergriff
Hendrik das Wort, »wir haben noch einige Fragen an Sie. Einfachheitshalber
könnten wir das hier und sofort erledigen. Und Sie würden sich den Weg nach
Itzehoe sparen.«
Markus Lindmeir nickte
zögerlich.
»Gibt’s hier eine
Kantine?«, fragte Hendrik Hanno Borchert.
Der deutete auf die Tür
hinter sich. »Die Treppe rauf, dann rechts.«
»Vielleicht finden wir
dort einen freien Tisch, wo wir uns ungestört unterhalten können?«, wandte sich
Hendrik an Markus Lindmeir.
Der nickte. »Da ist
jetzt nichts los.«
Lyn reichte Hanno
Borchert die Hand. »Dann vielen Dank für Ihre Hilfe, Herr Borchert. Den Weg
hinaus finden wir später selbst.«
Lyn blickte sich um, als
sie fünf Minuten später mit Markus Lindmeir an einem der langen schmucklosen
Tische in der Werft-Kantine saß. Hendrik holte Kaffee am Automaten. Die Kantine
war zweckmäßig und ohne jede Dekoration eingerichtet. Hart arbeitende Männer in
ölverschmierten Overalls brauchten keinen Schnickschnack.
»Welches Problem haben
Sie mit Kevin Holzbach, Herr Lindmeir?«, fragte Lyn, nachdem Hendrik drei
Plastikbecher auf den Tisch gestellt und sich neben Lyn gesetzt hatte.
»Gibt keinen besonderen
Grund. Ist einfach nur ein Idiot.«
»Ah ja … Sagen Sie, Herr
Lindmeir, haben Sie in den Ferien schon öfter auf der Werft gearbeitet?«
»Mach ich seit zwei
Jahren. In den Sommer-und den Winterferien. Ich will nach dem Abi Schiffbau
und Meerestechnik studieren.«
»Dann kannten Sie
bestimmt auch Waldemar Pankratz? Er hat hier im Herbst Laub gefegt.«
Er zuckte mit den
Schultern. »Ja, klar. Den kannte hier jeder.«
»Wo waren Sie in der
Nacht von Donnerstag auf Freitag, Herr Lindmeir?«, übernahm Hendrik das Wort.
»Im Internat. Bin
Freitagmittag nach Hause gefahren … Was soll das Gefrage? Ich hab mit dem
ganzen Scheiß nichts zu tun.« Auf Markus Lindmeirs Hals zeigten sich rote
Flecken.
»Das kann bestimmt
jemand bezeugen?«, fragte Hendrik. »Ich meine, dass Sie erst am Freitag
gefahren sind?«
»Welchen der
hundertfünfzig Schüler, die mit mir mittags in der Kantine gegessen haben,
hätten Sie gerne?«
Hendrik lächelte. »Zwei,
drei Namen reichen.«
Lyn notierte die Namen
der Mitschüler. »Sind Sie gern auf dem Internat, Herr Lindmeir?«
Er hob die Schultern.
»Ich hab mich dran gewöhnt. Ist okay.«
Lyn nickte. »Gibt oder
gab es außerhalb der Werft für Sie Berührungspunkte mit Kevin Holzbach, Herr
Lindmeir?«, kam sie noch einmal auf das Thema Gonzo zurück.
Die roten Flecken an
seinem Hals intensivierten ihre Farbe erneut. »Das ist privat.«
»Die Farbe Ihrer
Unterhose ist für den Moment privat«, sagte Hendrik, »und mehr nicht. Also …«
Er machte eine auffordernde Handbewegung.
»Mein Gott!« Markus
Lindmeir schmiss sich in den Stuhl zurück. »Der Typ hat mir meine Freundin
ausgespannt. Ist ‘n Jahr her. Und ist mir echt egal jetzt. Die sollen machen,
was sie wollen. Aber sein Fuckface kann ich immer noch nicht sehn.«
»Jana Reimers?«, fragte
Lyn erstaunt nach.
Markus Lindmeir nickte.
»Nun gut«, sagte Lyn und
stand nach einem Blick zu Hendrik auf, »vielen Dank, Herr Lindmeir. Wenn noch
Fragen auftauchen, melden wir uns.« Sie wies in Richtung Kantinentür. »Nebenan
war die Brennmaschinenhalle, richtig?«
»Wenn Sie zu Gonzo
wollen, haben Sie Pech gehabt«, antwortete Markus Lindmeir mit erhobener
Stimme, denn von draußen drang ein lauter Heulton durch das Gebäude. »Das ist
die Feierabendsirene. Und Gonzo ist immer der Erste, der draußen ist. Die faule
Sau.«
***
Kevin Holzbach bockte
sein Moped zufrieden neben der Eingangstür seines Wohnblocks auf. Er sah auf
seine Armbanduhr. Neue Bestzeit. Neun Minuten dreißig vom Heulen der
Feierabendsirene bis nach Wewelsfleth. Pfeifend nahm er die Treppenstufen zu
seiner Wohnung. Sein Gesicht verzog sich kurz, als er seine Freundin auf dem
Treppenabsatz hocken sah.
»Was willst du denn
schon? Ich hab doch gesagt, wir sehen uns morgen.«
Jana stand auf. »Boah,
ich kann auch wieder gehen! Ich dachte, du freust dich.« Sie machte Anstalten,
an ihm vorbeizugehen.
Er griff nach ihrem Arm.
»Nun bleib schon hier. Aber nächstes Mal nicht so früh. Ich hab ganz gern nach
der Arbeit ‘n paar Minuten für mich. Das weißt du doch, Mäuschen. Zum Duschen
und Bierchen zischen.«
»Ja, schon klar, aber
morgen Abend hab ich keine Zeit. Oma hat Geburtstag. Und wir wollten doch deine
Bude mal ‘n bisschen aufräumen.«
»
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