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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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treffen können. Ist jetzt nicht so ‘n
geselliger Typ, aber immer höflich. Hat mir schon leidgetan damals, als seine
Frau starb. Seitdem arbeitet der nur noch.«
    »Und Hinrich Jacobsen?«
    »War ‘n guter Chef.
Streng, aber fair. Faulheit hat er nicht geduldet. Hat vollen Einsatz von
seinen Mitarbeitern erwartet. Hatte aber immer ein persönliches Wort für
unsereins auf den Lippen.« Sein Schritt verlangsamte sich. »Bis auf
Donnerstag.«
    Lyn blieb stehen. »Was
war Donnerstag?«
    »Na, da hab ich ihn von
der Bahn abgeholt. In Pinneberg. Weil der Anschlusszug nach Glückstadt schon
weg war. Da hat er die ganze Rückfahrt nicht ein Wort mit mir geschnackt. Hat
nur aus dem Fenster gestarrt und tief geatmet. Und seine Finger haben
gezittert. Der war bannig in Brass. Hat wohl die Aufträge nicht gekriegt, hab
ich gedacht. Sei man lieber ruhig, Hanno, hab ich mir gesagt. Mit dem Alten ist
heut nicht gut Kirschen essen.«
    Lyn und Hendrik warfen
sich einen Blick zu. Noch jemand, der bestätigte, dass Hinrich Jacobsen hoch
erregt von seiner Reise zurückkam.
    »Unsereins erfährt ja
immer zuletzt, ob noch neue Aufträge reingekommen sind oder nicht«, fuhr Hanno
Borchert fort, während sie ein Stück zur Seite ausweichen mussten, um für einen
mit Stahlplatten beladenen Gabelstapler Platz zu machen. »Einen Neubau haben
wir noch. Liegt auf dem Helgen. Ist man grad die Doppelbodensektion drauf.
Wollen Sie mal gucken?«
    Lyns »Muss nicht sein«
und Hendriks »Ja, möchte ich gern mal sehen« überschnitten sich. Lyn verdrehte
die Augen. Männer.
    Wortlos folgte sie den
beiden. An der linken Seite begrenzte ein zwei Meter hoher Eisenzaun, direkt am
butterblümchengespickten Stördeich, das Werftgelände, an der rechten passierten
sie die große Schiffbauhalle. Dahinter schlängelte sich die Stör Richtung Elbe.
Auf dem Helgen war kaum etwas zu erkennen. Nur eine Handvoll Arbeiter waren zu
sehen.
    Hanno Borchert nickte
andächtig vor sich hin. »Wenn das fertige Schiff dann rausfährt, Richtung Elbe,
und hinter der Störschleife verschwindet, ist das immer ‘n büschen so, als wenn
ein Kind ausm Haus geht.«
    Hendrik nickte
verständnisvoll. Lyns Blick glitt von Borchert zu dem Stahlhaufen auf dem
Helgen. Es wollten keine mütterlichen Gefühle aufkommen.
    »Ist Kevin Holzbach
dabei?«, fragte sie stattdessen und deutete auf die Arbeiter, deren Gesichter
unter Schutzbrillen und Sicherheitshelmen nicht zu erkennen waren.
    »Nee«, Borchert
schüttelte den Kopf, »der müsste in der Brennmaschinenhalle sein. Wenn er denn
da ist. Spielt auch gern mal krank.«
    »Als Großneffe vom Chef
hat man eben Privilegien«, sagte Hendrik wie beiläufig.
    Hanno Borchert sprang
an. »Nee, nee, da war Schluss mit lustig. Der Alte hat ihn bei seinem letzten
Gang über die Werft ganz schön zusammengefaltet. Vor seinen Kollegen. Hat
gedroht, ihn rauszuschmeißen, wenn er noch ein einziges Mal blaumacht … So
klein mit Hut war der Junge da.« Borchert zeigte mit Daumen und Zeigefinger
zwei Zentimeter an.
    Als sie die
Schiffbauhalle erreichten, öffnete sich direkt neben ihnen eine Tür. Ein
Arbeiter, der ihnen den Rücken zuwandte, trat heraus und rief in den Raum
zurück: »Komm mir nie wieder blöde, Alter, dann bist du hier eher raus, als du
bis drei zählen kannst. Wenn du dämlicher Ossi das überhaupt kannst!«
    Er knallte die metallene
Tür zu und drehte sich um. Einen Moment wirkte er verunsichert, als er sah,
dass er nicht allein war. Er stülpte seinen Sicherheitshelm auf und murmelte
»Moin«, bevor er Richtung Bürogebäude lief.
    Lyn brauchte zwei
Sekunden, um das Gesicht des jungen Mannes einzuordnen. »Einen Moment«, rief
sie ihm hinterher, »Herr Lindmeir?«
    Als der junge Mann
stehen blieb und sich umdrehte, blickte Hendrik irritiert Lyn an. »Lindmeir?«
    »Das ist Markus
Lindmeir.« Sie ging dem Sohn des Werft-Geschäftsführers entgegen. »Herr
Lindmeir. Sie erinnern sich an mich? Harms, Kripo Itzehoe.«
    Markus Lindmeir blickte
irritiert von ihr zu den anderen beiden. »Ach ja. Hab Sie gar nicht erkannt.«
    »Darf ich fragen, was
Sie hier machen? Ich denke, Sie sind Internatsschüler?«
    »Bewegliche Ferientage
und Praktikum. Da verdien ich mir hier ‘n bisschen Kohle.«
    »Tatsächlich … Und wer
ist der ›dämliche Ossi‹, von dem Sie sich gerade lautstark verabschiedet
haben?«
    Seine Wangen färbten
sich rot. »Das war Kevin Holzbach. Ein Lehrling. Ist ‘n Freak.«
    Lyn und Hendrik
wechselten einen

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