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Marschfeuer - Kriminalroman

Marschfeuer - Kriminalroman

Titel: Marschfeuer - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heike Denzau
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Theorie stimmt und Lindmeir
wirklich Dreck am Stecken hat, wird er nicht zucken.«
    »Mit deiner Frage hast
du jedenfalls ordentlich Wind gemacht«, flüsterte Lyn weiter. »Ich habe gestern
Abend beim Kaufmann eine technische Zeichnerin der Jacobsen-Werft getroffen,
die auch auf der Betriebsversammlung war.« Lyn grinste schief. »Sie ist im
Gesangsverein. Ich kenne sie vom Maifeuer. Jedenfalls hat sie mir erzählt, dass
Lindmeir seinen Leuten verboten hat, etwaige Vermutungen bezüglich deiner
Leichenversteck-Frage zu äußern. Er soll sich fürchterlich über dich aufgeregt
haben. Von daher glaube ich schon, dass noch was kommt.«
    Nach einem kurzen
Klopfen öffnete sich die Tür des Besprechungszimmers. Birgit steckte ihren Kopf
herein. »Hendrik, Lyn, der Chef möchte euch sprechen. Sofort. In seinem Büro.«
Mit einem Lächeln gab sie der Tür einen Schubs, sodass sie offen stand, und
stakste auf lila Pumps davon.
    Alle starrten Lyn und
Hendrik an.
    »Ich hasse es, wenn du
immer recht hast«, murmelte Hendrik Lyn zu und stand auf.
    »Hä? Jetzt ist
Frühbesprechung«, sagte Thilo und tippte auf seine Armbanduhr. »Was will der
Chef euch sagen, was er hier nicht sagen kann?«
    »Spricht für seine
Führungsqualitäten, dass er Anschisse nicht vor versammelter Mannschaft
tätigt«, sagte Lyn und folgte Hendrik.
    Hauptkommissar Wilfried
Knebel nahm seine Brille ab, steckte sie in seine Hemdentasche und stand auf,
als die beiden sein Büro betraten.
    »Holt eure Jacken. Wir
sind zum Rapport bei Meier bestellt«, sagte er statt einer Begrüßung. »Paul Lindmeir
war gestern Nachmittag bei ihm.« Wilfried sah Hendrik an. »Das habt ihr doch
nicht wirklich gefragt, oder?«
    »Wir treten auf der
Stelle. Ich dachte, ein bisschen Bewegung in der Sache kann nicht schaden.«
    Wilfried Knebels Gesicht
färbte sich in Sekundenschnelle mohnrot. »Du dachtest?«, brüllte er los. »Ich
habe eher den Eindruck, dass du dein Hirn abgeschaltet hast. Wir sind hier
nicht bei ›Akte X‹. Und ihr seid nicht Mulder und Scully, verstanden? Hier
macht nicht jeder, was er will und was ihm gerade in den Kopf schießt.«
    Lyn warf Hendrik einen
schnellen Seitenblick zu. Sie hatte Wilfried noch nie laut erlebt. Verstehen
konnte sie ihn allerdings. Nicht einmal Praktikanten-Barbie hätte eine so
provozierende Frage gestellt.
    »Lyn kann gar nichts
dafür«, fing Hendrik an, »sie hat–«
    »Ist mir scheißegal, was
sie hat«, fuhr der Hauptkommissar ihm über den Mund und stapfte aus der
Bürotür, »mitgefangen, mitgehangen.«
    ***
    »Markus! Komm rein«,
sagte Paul Lindmeir, als sein Sohn mit einem »Störe ich?« den Kopf zur Bürotür
hereinsteckte.
    Markus Lindmeir schloss
die Tür hinter sich, ging langsam zum Schreibtisch seines Vaters und blieb
davor stehen.
    »Was gibt’s?«, fragte
Lindmeir senior lächelnd. »Keinen Bock mehr auf Praktikum, Sohnemann?
Extrawürste gibt’s nicht, das weißt du.«
    Markus drehte den blauen
Schutzhelm, den er abgenommen hatte, in seinen Händen. Schließlich legte er ihn
auf den Schreibtisch und setzte sich.
    »Ich geh Sonntag nicht
ins Internat zurück.«
    »Warum nicht? Liegt
irgendetwas an?« Paul Lindmeir griff nach einer Mappe, klappte sie auf und
unterschrieb den Brief darin, nachdem er ihn überflogen hatte. Er schlug die
nächste Seite der Unterschriftenmappe auf, sah aber hoch, weil keine Antwort
kam. »Meinetwegen fahr erst Montag. Aber sag mir bitte, warum.«
    »Ich will auch nicht
Montag fahren. Ich will gar nicht mehr nach Malente fahren, Papa. Ich möchte
das letzte Jahr in Glückstadt machen. Ich hab schon mit dem Direktor vom
Detlefsengymnasium gesprochen.«
    Paul Lindmeir fiel der
Füller aus der Hand. Tinte spritzte auf den Geschäftsbrief in der Mappe.
»Spinnst du? Du kannst doch nicht einfach … Was soll das, Markus?«
    »Ich will einfach wieder
hier sein. Freu dich doch, da sparst du ‘ne Menge Knete.«
    »Ich könnte drei Söhnen
ein Internat zahlen. Also rede keinen Unsinn. Natürlich machst du dein Abitur
in Malente.«
    »Nein.«
    Paul Lindmeir stand auf,
ging um den Schreibtisch herum und hockte sich vor seinem Sohn auf die
Schreibtischkante. »Markus, du bist ein guter Schüler. Warum willst du dir das
jetzt mit einem Wechsel verderben? Du hast dich doch immer wohlgefühlt im
Internat.«
    Markus sprang auf und
trat ans Fenster. »Ich hab mich dran gewöhnt. Dir zuliebe. Wohlgefühlt hab ich
mich nie, und das weißt du auch. Du hast mich da reingesteckt, weil

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