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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Sonia.
    Ihr Telefon klingelte und klingelte und trieb mich zur Verzweif - lung. Ich kam mir vor wie ein verliebter Jüngling. Fiebrig. Unge - duldig die Stimme seiner Freundin herbeisehnend. Das war einer der Gründe, weshalb tragbare Telefone so großen Anklang fanden, dachte ich. Überall jederzeit mit dem liebsten Menschen Verbindung aufnehmen zu können. Sagen zu können, ja, ich liebe dich, ja, du fehlst mir, ja, bis heute Abend. Aber ich konnte mir nicht vorstellen, mit einem Ha ndy herumzulaufen, und ich wuss te nicht, wie mir mit Sonia geschah. Ehrlich gesagt konnte ich mich nicht einmal an den Klang ihrer Stimme erinnern.
    Ich kehrte zu meinem Tisch zurück und vertiefte mich wieder in Babettes Artikel. Sechs ihrer Reportagen hatte ich schon gelesen. Sie drehten sich alle um Gerechtigkeit, Vorstädte, Polizei. Und um die Mafia. Vor allem die Letztere. Für die Zeitung Aujourd'hui hatte Babette über die Pressekonferenz von sieben europäischen Richtern in Genf berichtet: Renaud Van Ruymbeke (Frankreich), Bernard Bertossa (Schweiz), Gherardo Colombo und Edmondo Bruti Liberati (Italien), Baltazar Garzon Real und Carlos Jimenez Villarejo (Spanien) und Benoît Dejemeppe (Belgien). Sieben Richter beklagen die Korruption lautete ihre Überschrift. Der Artikel stammte vom Oktober 1996.
    »Die Richter«, schrieb Babette, »sind empört über die Tatsache, dass es fast gar keine gerichtlichen Maßnahmen gibt oder dass diese von der Politik verzögert werden, dass eine kriminelle Organisation nur zweihunderttausend Dollar Kommission bezahlt, um zwanzig Millionen zu waschen, dass das Geld aus dem Drogenhandel (tausendfünfhundert Milliarden Francs im Jahr) ungehindert im internationalen Geldkreislauf zirkuliert und zu neunzig Prozent wieder in die westliche Wirtschaft zurückfließt.«
    »Für den Genfer Generalstaatsanwalt Bernard Bertossa«, fuhr Babette fort, › »ist es an der Zeit, ein gerechtes Europa zu schaffen, in dem nicht nur Verbrecher und das von ihnen manipulierte Kapital frei zirkulieren können, sondern auch die Beweise gegen sie ‹ .
    Aber die Richter sind sich im Klaren darüber, dass ihr Warnruf auf die schizophrene Haltung der europäischen Regierungen stößt. › Wir müssen den Steueroasen und der Geldwäscherei ein Ende setzen! Wir können nicht gleichzeitig Normen festlegen und Wege anbieten, sie zu umgehend, wettert Richter Baltazar Garzon Real, der jeden Fall, der in Gibraltar, Andorra oder Monaco landet, versanden sieht. › Man braucht heute nur Scheingesellschaften aus Panama zwischen - zuschalten und die Briefkastenfirmen zu vermehren, und wir können nichts machen, selbst wenn wir genau wissen, dass das Geld aus dem Drogenhandel stammt ‹, bemerkt Van Ruymbeke.«
    Der Abend brach herein, ohne jedoch Abkühlung zu bringen.
    Ich hatte genug. Vom Lesen und Warten. Auf die Art und Weise würde ich wieder besoffen sein, wenn ich Sonia traf. Wenn sie schließlich geruhte zu antworten.
    Wieder umsonst, eine Viertelstunde später.
    Ich rief Hassan an.
    »Wie gehts?«, fragte er.
    Im Hintergrund sang Ferré:
    Wenn die Maschine gestartet ist,
    Wenn man nicht mehr weiß, wo man ist,
    Und darauf wartet, was passiert ...
    »Wie soll es schon gehen?«
    »So benebelt wie du letzte Nacht warst.«
    »Hab ich viel Blödsinn erzählt?«
    »Hab nie jemand so senkrecht so viel schlucken sehen.«
    »Du bist zu gut, Hassan!«
    Und darauf wartet, was passiert ...
    »Sonia ist 'n süßes Mädchen, hm?«
    Jetzt fing Hassan auch noch damit an.
    »Sicher«, pflichtete ich ihm bei. »Sag mal, du weißt nicht zufällig, wo Sonia wohnt?«
    »Doooch ...«, sagte er und nahm einen großen Schluck von irgendetwas. »Rue Consolât. 24 oder 26, ich weiß nicht mehr. Aber 'ne gerade Zahl. Bestimmt. Die ungeraden kann ich mir immer merken.«
    Er lachte und genehmigte sich noch einen tiefen Zug.
    »Wobei bist du denn gerade?«, fragte ich aus Neugier.
    »Bier.«
    »Ich auch. Und wie heißt Sonia?«
    »De Luca.«
    Italienerin. Auch das noch. Es war schon Ewigkeiten her. Seit Babette mied ich Italienerinnen.
    »Du bist ihrem Vater hier ein paarmal begegnet. Er war Hafenarbeiter. Attilio. Weißt du, wen ich meine? Nicht sehr groß. Glatze.«
    »Verflucht, ja! Das ist ihr Vater?«
    »Aber ja.« Er nahm noch einen kräftigen Schluck. »Nun, soll ich Sonia sagen, dass du dich nach ihr erkundigt hast, wenn ich sie sehe?«
    Er lachte wieder. Ich hatte keine Ahnung, wann Hassan angefangen hatte, aber er hielt sich gut.
    »Genau. Na

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