Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
Vom Netzwerk:
Ich habe jahrelang dafür gekämpft, hierher versetzt zu werden, nach Marseille. Marseille ist nicht Algier. Aber es ist, als könnte ich den Hafen dort von hier aus sehen. Auch ich habe so schwimmen gelernt: mich hoch oben vom Kai ins Wasser stürzen. Um die Jungs zu beeindrucken. Draußen im Meer haben wir uns an Bojen ausgeruht. Die Jungs kamen um uns herum - geschwommen und riefen sich untereinander zu: › He! Hast du die hübsche Möwe gesehen! ‹ Wir waren alle hübsche Möwen.«
    Sie drehte sich zu mir um, und ihre Augen glänzten im Glück der Vergangenheit.
    »Es sind oft die heimlichen Lieben ...«, begann ich.
    »... die man mit einer Stadt teilt«, machte sie weiter, ein Lächeln auf den Lippen. »Auch ich liebe Camus.«
    Ich bot ihr eine Zigarette an und gab ihr Feuer. Sie sog den Rauch ein und blies ihn langsam mit zurückgeworfenem Kopf in die Luft. Dann sah sie mich wieder an, durchdringend. Ich sagte mir, dass ich jetzt endlich erfahren würde, warum sie mich heute Morgen treffen wollte.
    »Aber Sie haben mich nicht hergebeten, um mir all das zu erzählen, oder?«
    »Das stimmt, Montale. Ich möchte, dass Sie mir von der Mafia er zählen.«
    »Von der Mafia!«
    Ihr Blick wurde stechend. Hélène war wieder Kommissar Pessayre.
    »Sind Sie nicht durstig?«, fragte sie.

Siebtes Kapitel
    In dem es Fehler gibt, die nicht
wieder gutzumachen sind

    Ange umarmte mich.
    »Teufel auch, ich dachte schon, du würdest nie mehr vorbeikommen!«
    Er zwinkerte mir zu, als er sah, wie Hélène es sich auf der Terrasse unter den herrlichen Platanen bequem machte.
    »Schöne Frau, alle Achtung!«
    »Und Kommissarin.«
    »Nein!«
    »Wenn ich es dir sage. Du siehst«, fügte ich lachend hinzu, »ich bringe dir neue Kundschaft.«
    »Du spinnst! Echt.«
    Hélène bestellte eine Mauresque. Ich einen Pastis.
    »Wollt ihr etwas essen?«, fragte Ange.
    Ich warf Hélène einen fragenden Blick zu. Vielleicht blieb zwischen den Fragen, die sie mir stellen wollte, kein Platz für Anges einfaches, aber immer wieder köstliches hausgemachtes Tagesgericht.
    »Ich habe kleine Rotbarben«, schlug er vor. »Sie sind erstklassig. Kurz gegrillt, mit etwas scharfer Sauce dazu. Als Vorspeise empfeh - le ich Sardinen in Blätterteig, frisch, versteht sich. Bei dieser Hitze gibt es nichts Besseres als Fisch, nicht wahr?«
    »Einverstanden«, sagte sie.
    »Hast du noch den Rosé aus Puy-Sainte-Réparde?«
    »Und ob! Ich bring euch eine kleine Karaffe für den Anfang.«
    Wir stießen an. Mir war, als hätte ich diese Frau schon immer gekannt. Eine Vertrautheit hatte sich vom ersten Moment an zwischen uns aufgetan. Seit ihrem Handschlag gestern Abend. Und unsere Unterhaltung am Meer hatte sie nur noch vertieft. Ich wuss-te nicht, wie mir geschah. Aber in achtundvierzig Stunden war es zwei Frauen, so unterschiedlich wie Tag und Nacht, gelungen, in mein Herz zu dringen. Zweifellos hatte ich mich seit Loles Fortgang zu sehr von ihnen und der Liebe fern gehalten. Sonia hatte die Tür zu meinem Herzen aufgestoßen, und jetzt konnte kommen, wer wollte. Das heißt, nicht jede x-Beliebige. Hélène Pessayre war bei weitem nicht x-beliebig, davon war ich überzeugt.
    »Ich bin ganz Ohr«, sagte ich.
    »Ich habe Sachen über Sie gelesen. Im Büro. Offizielle Berichte. Sie waren zweimal in Mafiageschichten verwickelt. Das erste Mal nach dem Tod Ihres Freundes Ugo in dem persönlichen Krieg zwischen Zucca und Batisti. Das zweite Mal aufgrund des Killers Narni, der nach Marseille gekommen war, um hier aufzuräumen.«
    »Und der einen sechzehnjährigen Jungen erschossen hat. Ich weiß, ja. Ein Zufall. Und weiter?«
    »Aller guten Dinge sind drei, oder?«
    »Ich verstehe nicht, was Sie wollen«, sagte ich naiv, aber ohne zu sehr den Idioten zu spielen.
    Weil ich nur zu gut verstand. Und ich fragte mich, wie es ihr so schnell gelungen war, eine solche These aufzustellen. Sie sah mich ziemlich hart an.
    »Sie spielen gern den Idioten, was, Montale?«
    »Wie kommen Sie darauf? Nur, weil ich nicht weiß, worauf Sie hinauswollen?«
    »Montale, Sonia ist keinem Sadisten zum Opfer gefallen. Auch keinem Geisteskranken oder Messerhelden.«
    »Vielleicht ihr Mann«, warf ich so unschuldig wie möglich ein. »Ich meine den Vater des Kindes.«
    »Natürlich, natürlich ...«
    Sie suchte Blickkontakt mit mir, aber ich sah auf mein Glas hinab. Ich leerte es in einem Zug, um einen Anschein von Haltung zu wahren.
    »Noch eine Mauresque?«, fragte ich.
    »Nein,

Weitere Kostenlose Bücher