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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Claude Izzo
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Leben Besitz ergreift. Und ... Wie soll ich sagen? Wenn man es merkt, ist es, als ob man im Dunkeln steht. Man erkennt nichts mehr. Nicht einmal das Gesicht des Geliebten. Und dann halten dich alle um dich herum für mehr tot als lebendig.«
    Ich sagte mir, wenn ich sie jetzt küsste, wäre es hoffnungslos. Ich hatte es auch gar nicht wirklich vor. Es war nur so ein Gedanke, vielleicht nur ein wenig verrückt, um mich nicht von der Schwindel erregenden Spirale ihrer Worte davontragen zu lassen. Ich kannte das, wo sie hinging. Ich war x-mal dort gewesen.
    Ich begann zu verstehen, was sie sagen wollte. Und dass es etwas mit Sonias Tod zu tun hatte. Sonias Tod führte sie zu ihrem Vater und auf einen Schlag zu dem, was sein Leben gewesen war. Zu all dem, was mit der Zeit abnutzt, wenn man vorankommt, Ent - scheidungen trifft. Und je weniger Zugeständnisse man dem Leben macht, desto näher holt man sich den Tod. Vierunddreißig Jahre. Genauso alt wie Sonia. Sie hatte es mehrfach wiederholt an dem Mittag auf der Terrasse von Chez Ange.
    Sonias brutaler Tod in dem Augenblick, als sich mit mir eine mögliche Zukunft vor ihr abzeichnete, verliebt ‒ und das ist vielleicht die einzige Zukunft, die uns noch möglich ist ‒ , führte Hélène zurück in ihre Sackgassen. Zu ihren Misserfolgen. Ihren Ängsten. Jetzt verstand ich besser, warum sie darauf bestanden hatte, zu erfahren, was ich in jener Nacht für Sonia empfunden hatte.
    »Wissen Sie ...«, fing ich an.
    Aber ich ließ meinen Satz in der Luft hängen.
    Für mich war klar, dass Mavr os' Tod mir das, was meine Kind heit gewesen war, für immer vollständig geraubt hatte. Meine Jugend. Auch wenn wir als Kinder weniger zusammen erlebt hatten, hatte ich Manus Tod und schließlich Ugos Tod dank Mavros ertragen können.
    »Was?«, fragte sie.
    »Nichts.«
    Jetzt hatte ich mit der Welt abgeschlossen. Mit meiner. Ich hatte keine Ahnung, was das genau zu bedeuten hatte oder was für Fol - gen es in den nächsten Stunden haben mochte. Ich stellte es fest. Und wie Hélène, wie sie vor wenigen Augenblicken gesagt hatte, stand auch ich im Dunkeln. Ich konnte nichts unterscheiden. Nur die nahe Zukunft. In der ich zweifellos einige nicht wieder gut - zumachende Taten zu vollbringen hatte. Wie diesen Schweinehund von der Mafia umzubringen.
    Sie zog ein letztes Mal an ihrer Zigarette und drückte sie aus. Beinahe wütend. Ich sah ihr in die Augen, und sie gab den Blick zurück.
    »Ich glaube«, fuhr sie fort, »dass wir in dem Moment, in dem etwas Wichtiges passiert, ein wenig aus unserer gewöhnlichen Verfassung herausgehen. Unsere Gedanken ... Unsere Gedanken, ich meine Ihre und meine, beginnen sich gegenseitig anzuziehen ... Ihre fühlen sich zu meinen hingezogen und umgekehrt. Und ... Verstehen Sie?«
    Ich mochte ihr nicht mehr zuhören. Nicht wirklich. Mein Bedürfnis, sie in die Arme zu nehmen, wurde überwältigend. Ich war nur knapp einen Meter von ihr entfernt. Ich hätte ihr leicht eine Hand auf die Schulter, in den Rücken und um die Taille legen können. Aber ich war mir immer noch nicht sicher, ob es das war, was sie wollte. Was sie von mir erwartete. Jetzt. Zwei Leichen trennten uns wie ein Abgrund. Wir konnten uns nur die Hand reichen. Und dabei aufpassen, nicht in diesen Abgrund zu stürzen.
    »Ja, ich denke schon«, sagte ich. »Weder Sie noch ich halten es in unseren Köpfen aus. Es macht zu viel Angst. Meinen Sie das?«
    »So ungefähr, ja. Sagen wir, dass es uns zu sehr entblößt. Wenn ich ... Wenn wir miteinander schlafen würden, wären wir zu verletzlich ... Danach.«
    Danach, das waren die Stund en, die uns bevorstanden. Babet tes Ankunft. Die Konfrontation mit den Typen von der Mafia. Die Entscheidungen, die getroffen werden mussten. Babettes. Meine. Nicht unbedingt miteinander vereinbar. Hélène Pessayres Ent - schlossenheit, alles unter Kontrolle zu haben. Und im Hintergrund Honorine und Fonfon. Mit ihrer Angst, auch sie.
    »Das hat alles keine Eile«, antwortete ich dümmlich.
    »Das sagen Sie nur so. Sie wollen es genauso wie ich.«
    Sie hatte sich zu mir gedreht, und ich sah, wie ihre Brust sich langsam hob. Ihre halb geöffneten Lippen warteten nur auf meinen Kuss. Ich rührte mich nicht. Wir wagten uns nur mit Blicken zu streicheln.
    »Ich habe es vorhin am Telefon gespürt. Diese Lust ... Oder nicht? Täusche ich mich?«
    Ich brachte kein Wort heraus.
    »Sagen Sie schon ...«
    »Ja, es stimmt.«
    »Na bitte.«
    »Ja, ich habe Sie begehrt. Ich

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