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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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durchgestellt werde, bete ich insgeheim, dass ihre Mailbox anspringt - bei der fällt es mir nämlich leichter zu kündigen.
    »Hallo, Working Girl , Deedee am Apparat.«
    Scheiße. Das ist bereits das zweite Mal in nicht einmal einer Woche, dass sie sich dazu herablässt, ans Telefon zu gehen.
    »Hi, Deedee, hier ist Amy.«
    »Amy, was macht dein Hautausschlag?«
    Hautausschlag? Ach ja, die Windpocken.
    »Du hast dich doch hoffentlich nicht gekratzt. Davon können nämlich ganz hässliche Narben zurückbleiben.«
    »Geht schon wieder - und Narben scheinen auch nicht zurückzubleiben.«
    »Wann kommst du wieder?«
    »Genau deswegen rufe ich an, Deedee, ich komme nicht wieder.«
    »Oh ... um Himmels willen ...«
    Als würde sie das kratzen.
    »... Was ist denn passiert?«
    Verflucht. Mit dieser Frage war zu rechnen, und ich habe mir nichts zurechtgelegt.
    »Es ist... ähm ... ich bin ... äh ...«
    Ach, Scheiß drauf. Dann soll sie eben die Wahrheit erfahren. Schließlich muss ich denen nie mehr unter die Augen treten, nicht wahr?
    »Es ist wegen meiner Mutter, Deedee. Sie ist verhaftet worden.«
    »Mein Gott, weswegen denn?«
    »Ach ... eine ziemlich komplizierte Geschichte ... Ich blicke da selbst nicht richtig durch ... Irgendwelche Insider-Geschäfte oder so.«
    Ant prustet den Kaffee wieder aus der Nase heraus. Mit »die Wahrheit erfahren« meinte ich vorhin eben nicht die ganze Wahrheit. Schließlich kann ich ihr unmöglich sagen, dass meine Mutter im Knast sitzt, weil sie schwulenfeindliche Sprüche auf ein Kirchenportal gesprüht hat, oder? Das würde sich ja völlig krank anhören.
    »Mensch, Amy, du kannst einem richtig Leid tun«, entgegnet Deedee, und ihr besorgter Ton klingt zur Abwechslung einmal aufrichtig. »Ich habe vollstes Verständnis dafür, dass du kündigst. Schließlich braucht sie dich jetzt an ihrer Seite. Mein Gott, das muss ja ein richtiger Schock für dich sein, wo du auch noch die Windpocken hast... Hör zu, mach dir mal keinen Kopf wegen der Arbeit hier...«
    Verflucht, die hört sich ja plötzlich richtig menschlich an, sodass sich sofort mein schlechtes Gewissen meldet.
    »Ich gebe der Lohnbuchhaltung Bescheid und sorge dafür, dass du diesen Monat noch dein volles Gehalt bekommst...«
    Jetzt habe ich richtige Gewissensbisse.
    »... und dein Urlaubsanspruch berücksichtigt wird. Und mach dir wegen Lewis keine Sorgen. Ich kümmere mich selbst um ihn. Hey, da kommt mir eine Idee. Lewis kennt doch jede Menge Anwälte. Vielleicht kann er dir helfen. Warum wendest du dich nicht einfach ...«
    »Schon gut, wirklich, Deedee«, fahre ich eilig dazwischen, »das ist nicht nötig. Trotzdem danke. Hör mal, ich muss wieder. Ich glaube, die Kripo steht vor der Tür.«
    Und mit einem neuen Geschwindigkeitsrekord lege ich auf.
    Ant krümmt sich mittlerweile mit Krämpfen am Boden.
    »Insider-Geschäfte«, bringt er unter Gelächter hervor. »Allein dafür hat sich der Preis für das Flugticket hierher gelohnt. Ich bin übrigens richtig froh, dass du meinen Rat befolgst und keine weiteren Lügenmärchen mehr erzählst.«
    »Ha ha, sehr witzig. Ich leg mich jetzt in die Badewanne. Warum machst du dich in der Zwischenzeit nicht nützlich und besorgst Milch?«
    10.12 Uhr: Ich frage mich, ob meine Haut weiter zusammenschrumpelt, wenn ich nie mehr aus der Wanne steige. Ich frage mich, ob ich mich selbst ertränken könnte, indem ich einfach den Kopf unter Wasser drücke und ihn vielleicht mit irgendeinem Gewicht beschwere? ... Beispielsweise mit dem Klodeckel. Könnte klappen.
    In diesem Moment klopft es an der Tür.
    »Ich hab frischen Kaffee für dich«, sagt Ant. »Mit Milch.«
    Milch! Vielleicht geht es von nun an ja aufwärts. Mein Kater lässt auch allmählich nach, wegen meines Jobs muss ich jetzt keine Albträume mehr haben, und nun bekomme ich auch noch einen Milchkaffee serviert. Ja, es geht definitiv aufwärts. Muss mich nur noch mit diesem Kleinkram wegen meiner Mutter und meinem Vater und einem erotischen Roman herumschlagen.
    Ich stemme mich aus der Wanne und hülle mich in meinen Bademantel. Als ich das Wohnzimmer betrete, fängt das Telefon an zu klingeln.
    »Geh du dran, Ant«, flüstere ich hektisch.
    Er nimmt den Hörer ab.
    »Hallo ...ja ... doch, sie ist hier«, sagt er trotz des Umstands, dass ich wie eine Bekloppte den Kopf schüttle. »Ich hol sie mal eben.«
    Er legt die Hand über die Sprechmuschel und flüstert: »Es ist Lewis.«
    »Ich kann jetzt nicht mit ihm

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