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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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deiner Fantasie freien Lauf lässt noch irgendwelche Dummheiten anderer Personen außer dir selbst erzählst.«
    »Aber er wird mich hassen, Ant.«
    »Das ist ja das Unglaubliche daran, Amy. Er wird dich nicht hassen - jedenfalls nicht, wenn er tatsächlich in dich verliebt ist. Du sagst ihm, was Sache ist, und er wird in dir das verborgene Genie entdecken und - bingo! - erst recht Feuer fangen. Wahrscheinlich wird er dich zwar für ziemlich dämlich halten, weil du es ihm nicht schon früher gesagt hast, aber ich denke, das sieht er dir nach ... Okay? Glaubst du, du schaffst das?«
    Ich nicke, weil sich der Plan perfekt anhört... zumindest theoretisch.
    10.45 Uhr: »Scheiße, das kann ich unmöglich anziehen ... was ist mit dem blauen Rock? Ja, genau! Der blaue Rock ... Verflucht. Ich hab keine passenden Strümpfe dazu. Okay, okay, denk mal genau nach ... Ich hab‘s. Die schwarze Hose und dazu die graue Seidenbluse ... Die graue Seidenbluse, graue Seidenbluse, wo zum Henker ist meine graue Seidenbluse? ... Hab sie! ... Aaagh! Wo kommt dieser Scheißfleck her? Und natürlich genau vorne drauf...«
    Und so weiter.
    Aber zumindest bin nicht mehr ganz so hysterisch wie vorhin. Wenigstens beschäftigt mich jetzt die Frage, was ich anziehen und nicht wie ich mich umbringen soll.
    Definitv ein Fortschritt.
    11.21 Uhr: Es klingelt an der Tür. Ich stehe auf und überprüfe zum fünfzigsten Mal mein Aussehen im Spiegel. Zu guter Letzt habe ich mich für das figurbetonte rostrote Oberteil und die Jeans mit dem leichten Schlag entschieden, die ich beide in New York gekauft habe. Eigentlich zu neu und zu schick, um als Schluffi-Klamotten für zu Hause durchzugehen. Eher als Klamotten für zu Hause in der Hoffnung, dass der Angebetete auftaucht. Das perfekte Outfit, meinte Ant. Da mir in den letzten Monaten jegliche Objektivität abhanden gekommen ist, habe ich seinen Worten vertraut.
    Ich schleiche mich leise ans Fenster und spähe ganz vorsichtig hinaus. Er sieht wieder einmal umwerfend aus. Obwohl er eigentlich dieselben Klamotten trägt wie immer, aber er sieht nun einmal fantastisch aus. Ich kann nicht fassen, dass er tatsächlich vor meiner Tür steht. Und ich kann nicht fassen, worauf ich mich da eingelassen habe ... Was wahrscheinlich bedeutet, dass ich mich auf überhaupt nichts einlassen werde.
    Jetzt bedaure ich, dass Ant nicht hier ist. Dann könnte er mir nämlich meine Beichte vor Lewis abnehmen. Und danach
    könnte er sich dezent verkrümeln, damit wir wie die Tiere in der Küche übereinander herfallen können.
    Ich beobachte, wie Lewis sich vorbeugt und erneut auf den Klingelknopf drückt. Scheiße, ich muss ihn wohl reinlassen -Ants brillanter Plan wird nämlich nicht aufgehen, wenn Lewis vor meiner Haustür den Kältetod stirbt.
    11.22 Uhr: Ich warte an der Tür. Nervös? Ich mach mir praktisch in die Hosen. Mir wird plötzlich bewusst, dass ich dümmlich vor mich hin lächle. Rasch bringe ich meine Gesichtszüge unter Kontrolle und zwinge mich zu einem ... Welcher Gesichtsausdruck ist denn jetzt angebracht? Fieberhaft überlege ich, welches Gesicht für den bedeutenden ersten Moment beim (quasi) ersten Date mit dem potenziellen neuen Freund am besten passt. Ein strahlendes Lächeln oder ein verführerischer Schmollmund? Ein verführerisches Lächeln oder ein strahlender Schmollmund? Trockene Lippen? Ja ... Nein, besser sinnlich anfeuchten. Ich bin immer noch beim Lippenbefeuchten, als er auf dem Treppenabsatz erscheint und schnurstracks an mir vorbeimarschiert...
    Ohne Kuss.
    Fuck, so ein Mist. Vielleicht liege ich mal wieder völlig falsch - wäre schließlich nicht das erste Mal bei Lewis. Okay, denk nach, Amy. Er hat selbst gesagt, dass er dich sympathisch findet. Das ist schon einmal gut. Aber meint er sympathisch im Sinne von »Ich finde Sie so sympathisch, dass ich für ein Schäferstündchen mit Ihnen auf der Stelle alles stehen und liegen lassen und sogar das Wohl meiner auflagenschwachen Zeitschrift aufs Spiel setzen würde«? Oder meint er sympathisch im Sinne von »Ich finde Sie als Kollegin so sympathisch, dass ich mir die Zeit nehme, meiner Angestellten einen Hausbesuch abzustatten und ihr angesichts des Umstands, dass ihre leibliche Mutter in eine komplizierte Steueraffäre verwickelt ist, mit meinem Rat zur Seite stehe«?
    Ich finde keine Antwort. Aber besser, ich gehe auf Nummer sicher, zumal es, wie bereits erwähnt, bei mir schon Tradition hat, Lewis misszuverstehen.
    »Kaffee?«, biete

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