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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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arbeiten, oder? Ich bin heute Morgen nicht gut drauf. Muss wohl daran liegen, dass mir soeben eingefallen ist, dass ich Jacobsons Offerte über 800 Riesen und ein paar Zerquetschte abgelehnt habe.
    Ich lasse Ant schnarchend im Bett zurück und stapfe in die Küche. Dort schalte ich den Wasserkocher ein, fülle etwas Pulver in eine Tasse und mache den Kühlschrank auf. Keine Milch.
    Scheiße, warum ist das Leben so beschissen?
    Nicht nur, dass ich die Chance ausgeschlagen habe, eine Beinahe-Millionärin zu werden, dass mich eine überregionale Tageszeitung als verdammte Pornoqueen brandmarkt und die zudem noch wissen, wo ich wohne , dass meine Mutter im Knast sitzt, dass mein Vater mich hasst (und dabei weiß er das Schlimmste noch gar nicht), jetzt ist auch KEINE VERFLUCHTE MILCH mehr da.
    9.25 Uhr: Ich sitze auf meinem Sofa und versuche, den schwarzen Kaffee herunterzubekommen. Ich hasse Kaffee ohne Milch. In diesem Moment erscheint Ant in der Schlafzimmertür.
    »Noch nicht angezogen?«, fragt er.
    Verdammt gut beobachtet.
    »Ich nehme mal an, du gehst heute nicht arbeiten«, fügt er hinzu.
    Arbeiten. Mensch. Ich gehöre ja zur arbeitenden Klasse. Aber daran will ich jetzt nicht denken. Weder an Deedee noch an Julie mit ihrer bevorstehenden Hochzeit noch an Lewis ... Oh Gott, Lewis.
    In letzter Zeit war ich ziemlich erfolgreich darin, mich wie ein kompletter Vollidiot zu verhalten, aber was mir im Nachhinein am meisten die Schamröte ins Gesicht treibt, wofür ich definitiv den Preis für den Obertrottel des Jahres verdient habe, war jener Abend mit Lewis in der Bar. Wie kann man sich bloß an einem einzigen Abend derart blamieren? Hätte ich ein Schild mit der Aufschrift »ERWIESENE UNZURECHNUNGSFÄHIGKEIT - BITTE ABSTAND HALTEN« um den Hals gehabt, wäre er vielleicht vorher gewarnt gewesen. Was er bloß denken mag?
    Selbstverständlich sollte es mir scheißegal sein, was Lewis von mir denkt, angesichts der Tragweite meiner Probleme bereits um halb zehn an einem völlig beschissenen Mittwochvormittag. Ist es aber nicht. Weil ich nämlich immer noch. Ziemlich. Scharf auf ihn bin.
    »Nein, Ant, ich gehe heute nicht zur Arbeit«, erwidere ich.
    »Solltest du dann nicht Bescheid sagen, bevor du noch das zusätzliche Problem hast, deinen Job zu verlieren?«
    »Gute Idee«, sage ich. »Ich ruf gleich mal an ... Dann kann ich denen nämlich sagen, dass ich kündige.«
    »Wow. Hier steht die neue, entschlussfreudige Amy, die von nun an hart durchgreift.«
    »Ha ha, sehr witzig.«
    »Dann sattelst du jetzt also definitiv auf die Schriftstellerei um?«
    »Das bezweifle ich.«
    Ich erzähle ihm, dass ich Jacobsons Angebot abgelehnt habe.
    »Oh«, lautet seine einzige Reaktion. Findet der überhaupt noch irgendwas erstaunlich?
    »Bestimmt hältst du mich jetzt für schwachsinnig«, sage ich.
    »Nein, eigentlich nicht. Ich glaube, das war richtig von dir.«
    »Im Ernst?«
    »Wer möchte schon mit jemandem zu tun haben, dem man nicht über den Weg trauen kann?«, entgegnet er, wobei er aus Erfahrung spricht (als einer, dem man auch nicht über den Weg trauen kann). »Egal, jedenfalls bist du Nummer eins der Bestsellerliste. Bestimmt leckt sich inzwischen jeder Verleger die Finger nach dir.«
    Wow, ich habe tatsächlich einen Nummer-eins-Bestseller geschrieben. Vor meinem geistigen Auge taucht plötzlich ein Bild auf. Ich sitze an einem Tisch in einem riesigen Buchladen. Vor mir liegt ein riesiger Stapel mit meinen Büchern. Die Schlange erwartungsvoller Fans zieht sich bis auf den Bürgersteig hinaus. Sogar bis um den nächsten Block. Und noch ein paar Häuserblöcke weiter bis hin zu irgendeiner hohen Gefängnismauer. Darin ist ein kleines, vergittertes Fenster eingelassen. Und daraus starrt meine Mutter mit traurigem Blick und eingefallenen Wangen auf die Straße.
    »Im Moment habe ich nicht die Zeit, über irgendwelche Verleger nachzudenken, Ant«, sage ich, und Tränen steigen mir in die Augen. »Mich beschäftigt nämlich nur eines: Meine Mutter sitzt im Knast.«
    »Ruf deinen Vater an. Von ihm erfährst du bestimmt mehr.«
    »Das geht nicht. Er hasst mich.«
    »Quatsch. Ruf ihn an. Mittlerweile hat er sich bestimmt wieder eingekriegt.«
    »Also gut, ich ruf ihn an«, verkündet die neue, entschlussfreudige Amy. »Aber erst später... Zuerst muss ich im Büro Bescheid geben.«
    Woraufhin ich zum Hörer greife und die Nummer wähle.
    »Deedee Harris, bitte«, sage ich, als die Zentrale sich meldet.
    Während ich

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