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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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nicht einmal, dass ich das Zimmer betrete.
    »Hi«, sage ich leise.
    »Scheiße«, kreischt sie und springt unvermittelt vom Sofa auf. »Wie lange stehst du da schon?«
    »Seit eben ... Wie geht es Mum? Hast du mit ihr gesprochen?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Dad lässt mich nicht in ihre Nähe.«
    »Wie verhält er sich dir gegenüber?«
    »Was glaubst du denn? Ich kann nicht fassen, dass ich ihn gestern Abend in diesem Zimmer beschuldigt habe, dass er sich einen hat blasen lassen ... Genau das waren meine Worte«, fügt sie leise mit betretener Stimme hinzu.
    »Das war nicht gerade eine Glanzleistung«, pflichte ich ihr bei. »Muss Mum vor Gericht?«
    »Bis jetzt nicht. Anscheinend werden ihr zwei Fälle von Sachbeschädigung zur Last gelegt. Aber ihr Anwalt geht davon aus, dass sie keine Haftstrafe bekommt.«
    »Na, da können wir aber alle verdammt froh sein, nicht?«, sage ich, angesteckt von dem Sarkasmus-Bazillus. Ich nehme neben ihr Platz. Wir verfallen in Schweigen und verfolgen, wie Ann Robinson wildfremde Menschen dazu bringt, sich gegenseitig zu hassen.
    »Wo warst du heute?«, fragt Lisa nach ein paar Minuten. »Ich habe nämlich versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich hatte den Telefonstecker herausgezogen ... Lewis war nämlich bei mir.«
    »Na, großartig. Fantastisch. Traumhaft. Lewis war bei dir.«
    Offenbar ansteckend, dieser Sarkasmus.
    »Wir sind alle kurz davor, durchzudrehen, und du hast nichts Besseres zu tun, als Lewis von der Arbeit abzuhalten und mit ihm zu vögeln?«
    »Wer hat was von vögeln gesagt?«, gebe ich entrüstet zurück.
    »Warum hast du denn sonst den Stecker herausgezogen?«
    Ich übergehe geflissentlich ihre brillante Schlussfolgerung und entgegne: »Ich hab ihm alles erzählt.«
    »Wie kannst du nur«, meint sie entsetzt. »Du kennst ihn doch kaum.«
    »Es ist Zeit, dieser ganzen Heimlichtuerei ein Ende zu setzen«, zitiere ich Ant - schließlich hat sein Plan bis jetzt funktioniert.
    »Freut mich zu hören, zumal es ohnehin nicht mehr lange dauern kann, bis alles auffliegt. Hast du heute schon einen Blick in die Mail geworfen?«
    Sie deutet auf die zusammengefaltete Zeitung auf dem Couchtisch. »WANTED« lautet dieses Mal die Schlagzeile. Lisa schlägt die Zeitung auf, um mir das Bild auf der unteren Hälfte der Titelseite zu zeigen.
    Eine starre Maske mit toten Augen, die mir stark ähnelt.
    »Fuck«, will ich fluchen, aber es kommt kein Ton über meine Lippen. Schlagartig verspüre ich eine heftige Übelkeit, und hätte ich nicht bereits vorher schon aus Lewis‘ Wagen gekotzt, müsste ich mich jetzt auf dem Teppich übergeben. Die Riverdance-Truppe ist wieder auf die Bühne zurückgekehrt, dieses Mal mit einer Gruppe zu allem entschlossener palästinensischer Selbstmordattentäter im Schlepptau.
    »Richtig unheimlich, was?«, meint Lisa.
    Ich nehme die Zeitung in die Hand und betrachte das Phantombild genauer. Unheimlich ist gar kein Ausdruck. Obwohl es sich lediglich um eine digitale Montage anhand der Beschreibungen handelt, die (vermutlich) von Jacobson stammen, erkenne ich mich eindeutig wieder. Dieselbe Frisur, dieselbe Nase, dasselbe Kinn und sogar derselbe Leberfleck wie bei mir auf der rechten Wange, der zu groß ist, um als Schönheitsfleck durchzugehen. Und noch was. Das Bild hat die typische Wirkung einer Phantomzeichnung. Man sieht darauf zwangsläufig kriminell aus. Ich meine, jeder denkt bei so einer Skizze doch automatisch, dass man Dreck am Stecken hat. So wirkt noch der kleinste Ladendieb auf einem Phantombild wie ein Kinderschänder und Tierquäler. Selbst mit einem Drei-Tage-Bart und einer zehn Zentimeter langen Narbe im Gesicht hätte das Porträt von mir nicht finsterer ausfallen können. Verglichen damit sieht das Polizeifoto der platinblonden Myra Hindley aus wie das Porträt der Babysitterin des Jahres.
    »Amy, beruhig dich wieder. Du hyperventilierst«, sagt Lisa. »Das bist du nicht wirklich. Das ist bloß eine Fotomontage.«
    Ich bin zu keiner Antwort fähig, aber in dem Chaos, das in meinem Kopf herrscht, sticht eine Überlegung kristallklar heraus: Was auch immer nötig ist, ungeachtet aller Folgen, ich muss es ihnen endlich sagen. Und zwar heute noch.
    »Ich muss es ihnen sagen, Lisa«, flüstere ich fast tonlos.
    »Ich weiß ... Aber lass uns mal kurz das Thema wechseln«, sagt sie in unbeschwertem Ton, der nicht aufgesetzter klingen könnte, würde man ihr eine Waffe an den Kopf halten. »Es geht um mich und Dan.«
    »Dan?«, frage ich

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