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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Tory-Mitglied. Schwulenhasserin. Sitzt in U-Haft.«
    »Du meinst deine Mutter? Hat sie ein Problem damit?«
    »Nun ja ... sie hätte definitiv... ähm ... ein Problem damit, wenn sie ... äh ...«
    »Sie weiß es nicht?«
    Was gibt es denn da zu lachen? So komisch ist das nun auch wieder nicht, was gibt es da also verdammt noch mal zu lachen? Ist das alles, was man nach zwei Jahren Einsamkeit erwarten kann? Einen nackten Mann mit zwei unterschiedlich hohen Brustwarzen, der sich in meinem Bett vor lauter Lachen bepisst, als wäre das das Lustigste, was er jemals gehört hat? Nun ja, vielleicht hat er ja nicht Unrecht. Vielleicht ist es ja der größte Schwachsinn aller Zeiten, und vielleicht sollte ich dem endlich einmal ein Ende bereiten ...
    Moment mal, und warum muss ich jetzt lachen?
    Wo ist Ant, wenn ich ihn dringend brauche? Sein Spaziergang muss extrem ausgedehnt sein, denn er ist seit einer Ewigkeit unterwegs. So wie ich ihn kenne, hat er wahrscheinlich eine versteckte Lichtung zwischen irgendwelchen Büschen entdeckt und hat jetzt alle Hände voll zu tun, um den ersten Schwulentreff im Priory-Park zu organisieren.
    Ich nehme einen Stift und fange an zu schreiben.
    Ant - bin bei meinen Eltern. Die Zeit ist reif. Falls ich bis 18 Uhr nicht zurück bin, verständige den Leichenbestatter, der auf meinen AB gesprochen hat. Wo treibst du dich herum? Brauche dich nicht als Begleitung (das wäre der helle Wahnsinn), sondern ab moralische Stütze (sagt man doch so, oder?). Küsse -
    Amy
    P.S. Falls ich bis 18 Uhr nicht zurück bin, können du und Lisa meine CD-Sammlung unter euch aufteilen, aber überlass ihr bitte meine Klamotten.
    PPS. Lewis weiß alles und hat nicht die Flucht ergriffen! Du bist ein Genie!
    Ich falte den Zettel einmal und lehne ihn gegen die leeren Kaffeetassen auf dem Couchtisch.
    »Möchtest du, dass ich mitkomme?«, fragt Lewis.
    »Danke, aber ich fürchte, dass ist nicht gerade die beste Gelegenheit, um dich meinen Eltern vorzustellen. ›Mum, Dad, ich bin die furchtbare Frau, die diesen schmutzigen Schund schreibt, und das ist Lewis, mein neuer Freund.‹«
    Ups. Was ist mir denn da rausgerutscht? Ist er denn überhaupt mein neuer Freund? Verstohlen werfe ich einen Blick in seine Richtung und stelle fest, dass er sich nicht aus dem Fenster stürzt. Vielleicht ist er es wirklich.
    »Es wird schon nicht so schlimm«, sagt er. Woraufhin ich ihm meinen patentierten Du weißt einen Scheiß über die Bickerstafß-Blick zukommen lasse.
    »Bist du sicher, dass ich nicht doch mitkommen soll?«, fragt er erneut. »Vorschlag: Ich fahre dich dorthin und warte im Auto - sozusagen als dein Fluchtfahrer.«
    Langsam schreite ich durch die Diele in meinem Elternhaus und frage mich, warum sich meine Haare feucht anfühlen. Vor dem Spiegel halte ich inne. Meine Haare sind von Schweineblut getränkt, mein Gesicht ist mit Schweineblut verschmiert, und mein weißes Satin- ... Ist das ein Ballkleid? Noch etwas fällt mir auf. Etwas weitaus Beunruhigenderes. Ich habe mich in Sissy Spacek verwandelt. In diesem Moment vernehme ich oben Schreie und stürze die Treppe hoch ... erreiche den Treppenabsatz ... sehe die ausgezogene Leiter der Falltür... und stehe schließlich auf dem Speicher. Mein Blick fällt auf sie. Krank und dem Wahnsinn verfallen, weil Gott sie verstoßen hat. Meine Mutter. Sie bemerkt mich nicht. Ihre Konzentration richtet sich darauf, eine Messerklinge durch Ants schlaffe Hand zu bohren. Sozusagen das große Finale, denn ihr restliches Satan-Küchen-Set steckt bereits durch seinen Körper hindurch in den Dachbalken, sodass es aussieht, als wäre er auf makabre Weise gekreuzigt worden.
    Im nächsten Moment schlägt Ant flatternd die Augen auf und sieht mich über ihre Schulter hinweg an.
    »Vergib ihr«, sagt er schwach, »denn sie weiß nicht, was sie tut.«
    Jetzt dreht sie sich um und nimmt mich wahr.
    »Du bist heimgekehrt, Carrie«, sagt sie.
    »Mein Name ist nicht Carrie«, entgegne ich.
    »Nein«, kreischt sie schrill, »denn du bist Marsha Mellow!«
    »Am liebsten würdest du dich davor drücken, nicht?«, meint Lewis, der mich glücklicherweise aus meinen Carrie-Fantasien reißt, bevor diese nahtlos mit Der Exorzist verschmelzen und ich den Kopf um 360 Grad drehe und giftgrüne Galle spucke und meine Mutter derb auf Latein beschimpfe.
    »Ja, am liebsten würde ich mich davor drücken«, bestätige ich mit starrem Blick auf die Ampel vor uns, um sie dazu zu beschwören, für, sagen wir, die

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