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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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doch nicht. Ich allein treffe die Entscheidung, genau wie ich dir die Entscheidung überlassen habe, ihr endlich von deinem blöden Buch zu erzählen ... Was du niemals tun wirst. Echt erbärmlich.«
    »Wirst du mir jemals verzeihen?«, wimmere ich.
    »Warum sollte ich? Außerdem klingst du, als wärst du hackedicht. Wie viel hast du dir denn hinter die Binde gekippt, um dir Mut für dieses Telefonat anzutrinken?«
    »Es tut mir wirklich Leid, Lisa.«
    Schweigen.
    Ich beschließe, Dads Taktik auszuprobieren - schnell das Thema wechseln.
    »Dad hat eine Geliebte«, sage ich.
    »Mann, du bist tatsächlich stockbesoffen.«
    »Das ist kein Quatsch. Er betrügt Mum.«
    »Dad? Nie und nimmer.«
    »Doch. Ich hab sie gesehen. Sie ist blond und trägt Riemchenpumps und hat lackierte Zehennägel, und er benutzt ihretwegen sogar Aftershave.«
    »Ich bin sofort bei dir. Pass bloß auf, dass du nicht ohnmächtig wirst.«
    »Was zum Teufel sollen wir bloß tun?«, frage ich.
    »Ihn natürlich damit konfrontieren«, entgegnet Lisa, als läge das auf der Hand.
    Sie ist jetzt seit einer Stunde hier. Mittlerweile ist die vierte Flasche geleert, und sie wollte es anfangs nicht glauben. Ant hat sich die ganze Zeit äußerst bedeckt gehalten, was ganz untypisch für ihn ist und wahrscheinlich daran liegt, dass er von uns allen am meisten getrunken hat. Doch jetzt möchte er offenbar etwas sagen.
    »An eurer Stelle würde ich mich da raushalten.«
    »Wie kannst du das sagen, Ant?«, ruft Lisa empört. »Schließlich geht es hier um unseren Vater. Wir können nicht zulassen, dass er sich zum Vollidioten macht.«
    »Klar könnt ihr das. Immerhin ist er erwachsen. Wer seid ihr denn, dass ihr ihn verurteilt? Euch ist es doch auch zuwider, wenn sich eure Eltern in euer Leben einmischen - euch vorschreiben, mit wem ihr beziehungsweise mit wem ihr nicht... ähm, beispielsweise nach Hongkong auswandern dürft?«
    »Das ist was anderes«, braust Lisa wütend auf. »Ja, Lisa hat Recht«, stärke ich ihr den Rücken - schließlich hat sie immer noch einen dicken Hals auf mich, da kann man mit so was punkten.
    »Bevor ihr euch da reinhängt und vorschnell urteilt, solltet ihr die genauen Fakten kennen«, wendet Ant ein.
    »Was für Fakten?«, erwidert Lisa. »Er vögelt mit einem Flittchen in Riemchenpumps.«
    »Gott, du solltest dich mal selbst hören. Du klingst wie der Pöbel im finstersten Mittelalter. Riemchenpumps! Verbrennt die Hexe! Alles, was ihr wisst, ist, dass der arme Kerl mit ihr in einer Kneipe saß«, sagt Ant.
    »Ja, aber Mum hat er erzählt, er fährt nach Birmingham, um sich Kleiderbügelmaschinen anzusehen. Wenn er unschuldig ist, warum lügt er dann?«, frage ich.
    »Na schön, vielleicht geht er ja fremd. Trotzdem kennt ihr nicht die ganze Wahrheit«, meint Ant geheimnisvoll - aber vielleicht bilde ich mir das in meinem Rausch auch nur ein.
    »Was meinst du damit?«, will Lisa wissen. Ant zuckt die Achseln.
    »Moment mal«, kreische ich los. »Das hat bestimmt mit Mums Beichte zu tun. Was hat sie dir anvertraut, Ant?«
    »Wovon zum Teufel redest du eigentlich?«, fragt Lisa.
    »Mum war gestern Abend während meiner Abwesenheit hier«, erkläre ich. »Sie hat die Beichte bei Vater Anthony von den Warmen Brüdern abgelegt. Er will mir zwar partout nicht verraten, was sie gesagt hat, aber es hat bestimmt etwas mit Dad und seiner Riemchenpumpsschnalle zu tun.«
    »Völlig falsch«, widerspricht er. »Und bevor du fragst, Lisa, auch wenn du mich folterst, du bekommst kein Wort aus mir heraus.«
    Lisa wirft ihm einen finsteren Blick zu, den er jedoch ignoriert. »Hört mal, am besten, ihr vergesst die Sache mit euren Eltern. Sollen die mal alleine machen. Kümmert euch um euren eigenen Mist... Das wäre nämlich dringender, meine ich.«
    »Halt die Klappe, Ant«, fährt Lisa ihm über den Mund. »Wenn die Ehe von deinen Eltern auf dem Spiel stehen würde, würdest du nicht anders reagieren.«
    »Na schön, und was wollt ihr unternehmen? Einen Eheberater zum Sonntagsbraten bei Mutti einladen? Oder einen Privatdetektiv beauftragen?«
    Das hätte er besser nicht gesagt.
    Wirklich, das hätte er besser nicht gesagt.
    »Warum habe ich mich bloß darauf eingelassen?«, murmle ich, während ich hinter Lisa eine baufällige Treppe in einem heruntergekommenen alten Gebäude in Clerkenwell hochsteige.
    »Weil es das Richtige ist«, entgegnet sie im Brustton der Überzeugung.
    Oben angekommen, stehen wir vor einer schäbigen grünen Tür. Auf

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