Marsha Mellow
dem Türschild steht PR VAT ETEK I PARAMO NT (IN ERNATI AL), was man als eine finstere Warnung in Latein auffassen könnte, würden nicht einfach nur mehrere Buchstaben fehlen.
»Mann, was für eine Absteige«, sage ich. »Nichts wie weg, bevor es zu spät ist.«
»Du kannst jetzt keinen Rückzieher mehr machen. Halt einfach die Klappe und überlass mir das Reden«, gibt Lisa zurück und öffnet die Tür.
»Immer herein«, dröhnt gleich darauf eine raue Stimme. Sie gehört einem schwitzenden Fettsack in mittleren Jahren, der hinter einen kleinen Schreibtisch gezwängt ist. Das wird ja immer besser. Der Hörer klebt an seinem Ohr, und er hält die Sprechmuschel zu. »Parkt eure süßen Hintern dorthin«, sagt er weiter und deutet auf zwei Plastikstühle.
Nachdem Lisa und ich die Ordnerstapel von den Stühlen genommen haben, setzen wir uns und warten darauf, dass er das Telefongespräch beendet.
KAPITEL 10
»Ich weiß, dass es stockfinster war, Arthur ...Ja, ja, und du musstest auf einen Baum flüchten ... Deine verflixte Hüfte, das ist mir alles bewusst, aber trotzdem solltest du als Allererstes überprüfen, ob du die verdammte Schutzkappe abgenommen hast... Na schön, Magnum hat zwar nie in Sachen Ehebruch ermittelt, aber wenn doch, dann kannst du deinen Arsch darauf verwetten, dass er diese beschissene Schutzkappe abgenommen hätte ... Du willst wissen, was du tun sollst? Du sollst wie eine Sackratte weiter an dem Kerl dran kleben ... Nein, das war bildlich gemeint... Ach, und was soll ich bitteschön seiner Alten präsentieren? Etwa meine Urlaubsfotos? ... Klemm dich einfach dahinter... Bitte ...Ja, du mich auch.«
Er legt den Hörer auf und bemerkt meinen Blick zu Lisa aus zusammengekniffenen Augen. Wozu habe ich mich da bloß wieder von ihr überreden lassen?
»Sorry, Ladys, dass ihr warten musstet. Das war einer meiner älteren Mitarbeiter. Ich glaube, das war der letzte Auftrag, den er von mir bekommen hat«, erklärt er, wobei er uns von oben bis unten mustert - was bei Lisa nicht weiter verwunderlich ist, zumal ihr Rock nicht einmal die Knie einer Barbiepuppe bedecken würde. Im nächsten Augenblick stemmt er sich hoch und streckt uns seine fleischige Hand entgegen. »Bringen wir als Erstes die Formalitäten hinter uns. Colin Mount -Hauptgeschäftsführer und Hauptermittler der Privatdetektei Paramount International. Also, womit kann ich dienen?«, fragt er Lisas Beine.
Lisa kramt eifrig in ihrer Handtasche nach dem einzigen Foto von Dad, das sie auf die Schnelle finden konnte. Darauf steckt er mit sichtlichem Unbehagen in einem Nikolauskostüm anlässlich eines Weihnachtsbasars der Torys. Sein Gesichtsausdruck scheint zu sagen: Warum zum Teufel habe ich mich auf diesen Schwachsinn eingelassen? Wie der Vater, so die Tochter - wie die Mutter, so die andere Tochter. Schließlich zieht Lisa den Schnappschuss hervor und gibt ihn dem Fettsack. Der wirft einen Blick darauf und fängt an zu lachen. »Soll ich den etwa beschatten? Hat man dich denn nicht aufgeklärt, Herzchen? Den gibt‘s nämlich nicht wirklich, der ist bloß eine Fantasiegestalt.« Als er unsere ausdruckslosen Gesichter sieht, erstirbt sein Gelächter. »Tut mir Leid ... konnte nicht widerstehen.«
»Er hat eine Geliebte«, kommt Lisa direkt zum Punkt.
»Hat sich wohl an seinen kleinen Helfern vergriffen, was?«, feixt er erneut mit unterdrücktem Kichern. »Tut mir Leid, tut mir Leid, vergesst, was ich gesagt habe. Heute Morgen geht mal wieder alles drunter und drüber. Da tut es mal gut, zwischendurch zu lachen. Er hat also eine Geliebte? Das ist aber gar nicht erfreulich. Und mit welcher von euch beiden Prinzessinnen ist er verheiratet?«
»Er ist unser Vater«, entgegnet Lisa in einem Ton, der vermuten lässt, dass ihr allmählich dämmert, dass es doch keine so gute Idee war, das Branchenbuch aufzuschlagen und den erstbesten Privatdetektiv anzurufen.
»Euer Vater? Und ich dachte schon, Santa Claus wäre so blöd, eines von euch beiden reizenden jungen Dingern zu betrügen. Gut, ohne mich selbst loben zu wollen, ihr seid bei mir an der richtigen Adresse. Ich bin nämlich auf Ehebruch spezialisiert. Mir entgeht keine Hose, die heruntergelassen wird. Ihr sagt mir, was ihr wisst, und danach unterhalten wir uns über die richtige Strategie.«
»Privatdetektei Paramount? Heruntergelassene Hosen?«, platze ich heraus, als wir wieder auf die Straße stolpern. »Hast du gehört, wie der uns genannt hat? Reizende junge Dinger . Und
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