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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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ist als all ihre Exfreunde zuvor - schlimmer als der Bigamist, der mit Crack dealte, der alkoholkranke Autodieb und der schizophrene Buchmacher zusammen. Vielleicht ist der leicht gestörte Eindruck ja nur Tarnung, um etwas Dunkles und wahrhaft Gefährliches zu verbergen.
    »Was läuft da zwischen euch beiden? Warum diese Heimlichtuerei? Dan scheint doch ausgesprochen nett zu sein«, versuche ich sie aus der Reserve zu locken. »Freundlich, klug, zuverlässig ... Ich gebe ja zu, dass ich niemals gedacht hätte, dass er dein Typ ist, aber...«
    »Ganz genau, Amy«, sagt sie plötzlich laut. »Nicht mein Typ.«
    »Ich wollte damit aber gerade sagen, dass das was Positives ist. Ist doch egal, du liebst ihn. Alles andere spielt doch keine Rolle.«
    »Na schön, weißt du noch, was ich damals in mein Tagebuch geschrieben habe? Unter der Überschrift: Mein absoluter Traummann.«
    Ich nicke. Ich kann mich sogar noch sehr gut daran erinnern. Und zwar geht es um die Zeichnung von einem Typen, der wie Tim Roth nach einem Crashkurs über Anabolika und einem Besuch im Schnelltätowierstudio aussieht. Daneben stand eine Auflistung des Anforderungsprofils. Er musste Bassgitarre und Trash Metal spielen können, sich auf den Bau von Briefbomben mit Semtex verstehen (um diese an Wissenschaftler zu adressieren, die Tierversuche machten), und er musste über einen durchsetzbaren Plan für den Umsturz des weltweiten Kapitalismus verfügen.
    »Dan entspricht nicht unbedingt diesem Bild, oder?«, meint Lisa.
    »Damals warst du vierzehn. Jetzt bist du erwachsen. Sieh mal, es ist offensichtlich, dass du auf ihn abfährst. Eigentlich sollte ich das gar nicht sagen, weil ich dich ganz schlimm vermissen werde, aber hör endlich mit dem Jammern auf und begleite ihn nach Hongkong.« Das entspricht zwar ganz und gar nicht meiner Meinung, aber irgendwie muss ich ja die Wahrheit aus ihr herauskitzeln. »Wenn du es nicht aushältst, kannst du jederzeit zurückkommen. Und bring ihn das nächste Mal mit und stell ihn Mum vor. Bring es endlich hinter dich. Mir ist sowieso schleierhaft, warum du dir Sorgen machst. Sie wird bestimmt ganz begeistert von ihm sein.«
    »Das ist ja das Problem«, murmelt Lisa.
    »Wie bitte?«, rufe ich fassungslos aus. »Das ist also dein Problem? Dass du dich in einen Typen verliebt hast, der Mum gefallen könnte?«
    Verschämt hebt Lisa die Schultern. Ausgerechnet Lisa, für die Scham normalerweise ein Fremdwort ist. So habe ich sie noch nie erlebt. Schließlich reißt sie sich zusammen und faucht zurück: »Also schön, Amy, du sollst es wissen, aber danach will ich von diesem Thema nichts mehr hören.«
    Scheiße, jetzt kommt sie ans Licht. Die hässliche, dunkle Wahrheit. Ich stimme mich seelisch darauf ein.
    »Es stimmt, Dan ist einfach großartig«, sagt sie. »Und es ist auch richtig, dass Mum von ihm begeistert wäre. Und das nicht nur, weil er einen so verdammt seriösen Eindruck macht. Sie wäre sicherlich völlig hin und weg, weil...« Sie verstummt.
    »Weil?«
    »Wegen dieser Rücktrittsgeschichte.«
    »Was war er denn? Vorsitzender vom Ku-Klux-Klan?«
    »Nicht schlecht geraten. Er sollte eigentlich für die nächsten Parlamentswahlen kandidieren. Für den Wahlkreis Chingford ...«
    »Er ist in der Politik? Schön, das ist zwar nicht gerade Rock ´n Roll, aber deswegen geht die Welt nicht unter.«
    »... als Kandidat für die beschissenen Konservativen.«
    Lisa hätte sich die Bemerkung eben sparen können, zumal ich dieses Thema ohnehin nicht weiter vertiefen könnte, selbst wenn ich wollte - vor lauter Lachen bin ich nämlich nur noch in der Lage, mich am Boden zu wälzen.

KAPITEL 14
    Erstaunlich, was in wenigen Wochen so alles passieren kann.
    Vor zwei Wochen - nachdem mein hysterischer Anfall nach Lisas Offenbarung wieder vorüber war - holte mich die Realität auf brutale Art wieder ein. Tagsüber hatte ich mich von dieser ungeheuren Woge der Inspiration für mein neues Buch nach der Begegnung mit Kia tragen lassen. Aber das konnte nicht ewig dauern, und kaum hatte ich die Kneipe verlassen, schwirrte mir wieder der Kopf vor lauter Sorgen. Sie wissen schon, Fragen wie: Wie beichte ich Mum meinen heimlichen, anstößigen Karriereerfolg, wie soll ich weiter mit Dads heißer Affäre verfahren, wie soll ich über die Tatsache hinwegkommen, dass sowohl Jake als auch Lewis dem Klub der Heuchler, Charakterschweine und Perversen angehören, und wie soll ich um Himmels willen meine Schwester dazu bringen, dass sie

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