Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
Vom Netzwerk:
brechende Pornografie schreibe, aber ich bezweifle dennoch, dass ich dazu fähig bin, mich Mum oben ohne zu präsentieren.«
    Während ich sein Lachen vernehme, das aus dem Schlafzimmer schallt (er findet mich unheimlich witzig), kommt mir der Gedanke, dass das doch ein absolut brillanter und gelungener Schlusssatz wäre.
    Das war‘s nämlich.
    Ende der Geschichte.
    Und sie lebten glücklich bis in alle Ewigkeit und so weiter.

KAPITEL 15
    Nein, im Ernst.
    Das war‘s Ende.
    Aus.
    Amy Bickerstaff tritt von der Bühne ab.

KAPITEL 16
    Zu schön, um wahr zu sein.
    Die beiden letzten Kapitel waren gelogen. Reines Wunschdenken. Auch völliger Blödsinn genannt. Bis auf die Kleinigkeit mit dem Angebot von Jacobson. Mittlerweile steht es bei 703 000. (Wozu eigentlich die 3000 extra? Als würde das den Ausschlag für ihn geben.) Neuerdings ruft er regelmäßig bei Mary an. Man könnte es fast schon als Telefonterror bezeichnen. Und obwohl ich eigentlich vor lauter Freude völlig aus dem Häuschen sein müsste, kommt es mir vor, als nehme der Albtraum kein Ende. Mit jeder Erhöhung des Angebots schnellt auch mein Blutdruck weiter nach oben.
    Weil ich nämlich nicht fähig bin, es meiner Mutter zu sagen, und demzufolge mir als einzige Option bleibt, das Land zu verlassen und ihr eine Postkarte aus meinem monegassischen Steuerexil zu schicken, was im Grunde gar keine echte Option ist, da ich keine Lust habe, an einen Ort zu ziehen, wo mit Ausnahme von Prinzessin Caroline nur Rentner leben und die Pudel in ihrem eigenen Porsche fahren. Mag sein, dass ich spießig bin, aber mir gefällt es eben in Crouch End.
    Zu den altbekannten Gründen, weshalb ich es Mum nicht sagen kann, ist vor kurzem ein neuer hinzugekommen. Ich habe nämlich den Eindruck, dass Mum allmählich überschnappt. Mittlerweile hat sie ihren schrägen Edwina-Currie-Look wieder abgelegt und kleidet sich jetzt ausschließlich in Schwarz.
    Ich meine damit nicht das kleine Schwarze oder verführerisches schwarzes Leder, sondern das Schwarz, das man aus Südeuropa kennt. Das Vom-Kopftuch-bis-zu-den-Schuhen-Schwarz, wie es alte Frauen tragen. Genauer gesagt, Witwen. Gut, ich weiß ja, dass mein Vater von eher stillem Gemüt ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er noch nicht tot ist. Es ist auch nicht nur das Schwarz. Dazu kommt das Rasseln ihres Rosenkranzes aus Holz, an dem sie permanent herumfingert. Genau wie an dem dicken Kreuz um ihren Hals. Ach was, dick. Wenn sie das Monstrum in der Luft schwingt, kann sie damit sogar Arnold Schwarzenegger außer Gefecht setzen. Und als wäre das alles noch nicht schlimm genug, rief sie mich vor ein paar Tagen abends an.
    »Amy, ich habe soeben etwas ganz Erstaunliches gesehen.«
    »Und was?«
    »Die Madonna.«
    Im beschaulichen Finchley?, ging mir durch den Kopf. Geht ihre angebliche Liebe zu London nicht etwas zu weit?
    »Und wo?«, fragte ich.
    »In einer Kartoffel...«
    Manometer. Mir ist ja bekannt, dass sie gern in ausgefallene Klamotten schlüpft, aber Madonna als Nachtschattengewächs?
    »... die ich gerade in der Hand halte. Ich habe gerade Kartoffeln geschält für das Huhn heute Abend, und da war sie plötzlich. Die Heilige Maria persönlich ...«
    Ach so, die Madonna.
    »... Sie sah mir direkt aus einer Sieglinde in die Augen. Ich habe sie zwar in Frischhaltefolie eingewickelt und in den Kühlschrank verfrachtet, aber ich habe trotzdem Angst, dass sie mir verschrumpelt. Deshalb habe ich mir gedacht, ich mache ein paar Fotos von ihr, füge ein kurzes Begleitschreiben bei und schicke das Ganze an den Vatikan. Und ich brauche unbedingt Anthonys Nummer. Der wird bestimmt ganz aus dem Häuschen sein, wenn er das erfährt. Unglaublich, was? Unsere Jungfrau Maria, die Mutter von Jesus, ausgerechnet in einer Kartoffel.«
    Mein Plädoyer ist damit abgeschlossen.
    Und ich gebe Ant die Schuld dafür.
    Leider kann ich ihm nicht die Leviten lesen, da dieser ganze Vater-Anthony-Blödsinn ja auf meinem eigenen Mist gewachsen ist.
    Am liebsten würde ich meinen Vater um Rat fragen, aber der ist zu beschäftigt...
    Mit Miss Riemchenpumps.
    Und obwohl ich sein Verhalten verwerflich finde, kann ich ihm keinen Vorwurf machen. Man muss immerhin bedenken, wen der arme Trottel geheiratet hat: nämlich eine Frau, die Trauerkleidung trägt, als läge er bereits unter der Erde, und der himmlische Visionen in Nachtschattengewächsen erscheinen. Da würde ich auch Zuflucht bei einer Wasserstoffblondine mit kirschroten Zehennägeln

Weitere Kostenlose Bücher