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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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Käse und Gurke?«
    »Warte, das ist noch nicht alles.«
    »Wie? Willst du etwa sagen, dass er sich auch noch eine Cola light geholt hat?«
    »Du kannst mich mal, Amy. Er hatte ein Exemplar vom Guardian unter dem Arm. Unglaublich, was?«
    Lisa nimmt einen Schluck von ihrem Wein, während mir langsam ein Licht aufgeht. In den Augen unserer Mutter kann unser Vater lediglich eine einzige Sünde begehen, die noch schlimmer ist als Ehebruch: für Labour stimmen. Natürlich ist der Besitz des Guardian vor Gericht noch kein schlüssiger Beweis, mit dem radikalen Sozialismus zu sympathisieren, aber unserer Mutter würde es genügen. »Aber, Schatz, das war doch nur das eine Mal. Ich habe sie wegen des Cricket-Berichts gekauft. Ich schwöre hoch und heilig, dass ich die politischen Kommentare nicht gelesen habe. Es hat keine weitere Bedeutung. Du weißt, an die Mail kommt nichts heran.« Der arme Kerl könnte seine Unschuld beteuern, bis er (Tory-)blau im Gesicht anläuft, und Mum würde nichtsdestotrotz seine Kleider aus dem Schrank ziehen und sie innerhalb von sage und schreibe sechzig Sekunden im Vorgarten verstreuen.
    Ich schüttle den Kopf. Dad bewegt sich auf extrem dünnem Eis. Aber wer von uns tut das nicht? Mich verfolgt der Gedanke an Lisas Triaden-Drogenschmuggler-Schlägertyp. Und sie denkt ernsthaft darüber nach, mit ihm um den halben Erdball zu ziehen, damit er sie als Sklavin verkaufen kann?
    »Hast du dich eigentlich schon wegen Hongkong entschieden?«, frage ich beunruhigt.
    »Der reinste Albtraum. Er setzt mich unheimlich unter Druck, damit ich mich endlich entscheide.«
    »Ich wusste es. Er schlägt dich also doch.«
    »Nicht die Art von Druck. Er möchte einfach wissen, wie ich mich entscheide und ...«
    Meine Aufmerksamkeit wird abgelenkt, als ich draußen plötzlich ein Gesicht wahrnehme. Über Lisas Schulter hinweg starre ich durch das Fenster auf die Straße.
    »Was hast du denn, Amy?«
    »Sieh jetzt nicht hin, aber da draußen drückt sich ein Typ die Nase an der Scheibe platt. Der starrt direkt in unsere Richtung.«
    »Wie sieht er aus?«
    »Mitte dreißig. Anzug und Krawatte. Brille. Gelocktes Haar. Etwas stämmig. Macht einen leicht gestörten Eindruck... Mann, der starrt tatsächlich mich an.«
    »Ist er allein?«
    »Sieht so aus ... Oh, Scheiße, jetzt kommt er rein ... Er sieht zu uns herüber ...Jetzt steuert er unseren Tisch an.«
    Ich beobachte, wie er zielstrebig auf mich zukommt, als würde er mich kennen.
    »Scheiße, der ist bestimmt von der Presse. Was soll ich jetzt tun?«
    Lisa kommt nicht dazu, zu antworten, weil der Typ mittlerweile unseren Tisch erreicht hat und vor uns stehen bleibt. Ich sehe zu ihm hoch, während er sich herabbeugt und ...
    Lisa einen Kuss gibt - einen feuchten, mit Zunge, nicht ganz angemessen für eine allererste Begegnung. Empört springe ich statt ihrer auf. »Hey, was zum Teufel...«
    Daraufhin hebt Lisa die Hand und bringt mich zum Schweigen. »Amy, das ist Dan.«
    »Ich könnte dich umbringen, Lisa«, fahre ich sie an, nachdem Dan an die Theke gegangen ist.
    »Woher sollte ich denn wissen, dass er es ist? Du hast mir ja verboten, mich umzudrehen. Außerdem müsste ich eigentlich sauer sein. Zuerst unterstellst du ihm, dass er ein Schläger ist, und dann sagst du auch noch, er macht einen gestörten Eindruck.«
    »Warum hast du mir nicht gesagt, dass er kommt?«, entgegne ich, wobei ich ihre absolut begründeten Einwände einfach übergehe, so schrecklich peinlich ist mir das jetzt.
    »Es sollte eine Überraschung sein. Egal, er kann sowieso nicht lange bleiben - morgen früh fliegt er nämlich nach Chicago. Und, wie findest du ihn? Abgesehen von dem gestörten Eindruck, den er macht?«
    Ich schaue zu Dan hinüber, der mit einem Zwanziger wedelt in der Hoffnung, endlich bestellen zu können. Er scheint einer dieser Menschen zu sein, die in dem Moment unsichtbar werden, wenn sie Getränke organisieren sollen. Vermutlich sind seine Einsachtundsechzig auch nicht gerade hilfreich.
    »Ich habe ihn mir etwas anders vorgestellt«, sage ich zögernd.
    Nun, zunächst einmal ist er weiß, und obwohl mein Wissen über Verbrechersyndikate äußerst dürftig ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ihn dieses Merkmal sowohl für die Triaden als auch für die jamaikanischen Yardies disqualifizieren würde.
    Und noch was: Bei ihren Freunden hat Lisa bisher immer großen Wert auf ein gutes Äußeres gelegt, wohingegen Dan ...
    Was soll ich sagen? ... Tja, schließlich zählt

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