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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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mit einem umwerfenden Tory an das andere Ende der Welt zieht?
    Im Nachhinein wirkt das alles so harmlos.
    Mary hatte Recht. Es kommt nie so schlimm, wie man befürchtet.
    Aber von vorn:
    Mum war wegen der Marsha-Mellow-Geschichte ganz aus dem Häuschen. Ja, ich habe es ihr erzählt. Frei von der Leber weg. Einfach so.
    »Mum«, habe ich gesagt, »ich schreibe Hardcore-Pornos. Was sagst du dazu?«
    »Ich hoffe, du schreibst nicht über Natursekt oder Tiere?«, fragte sie nervös.
    »Niemals. Das ist nämlich ekelhaft.«
    »Gut«, seufzte sie erleichtert. »Du musst dir Grenzen setzen.
    Und, lohnt es sich?«
    »Es ist außerordentlich lukrativ.«
    »Dem Himmel sei Dank. Ich habe mir nämlich schon Sorgen gemacht, dass du bei dieser Zeitschrift versauerst. Ich bin so froh, dass du einen Beruf gefunden hast, der sowohl finanzielle Sicherheit als auch intellektuelle Herausforderung bietet«, meinte sie, während sie nebenbei die Küchenschränke abwischte.
    Was Dad betrifft, so war das alles ein großes Missverständnis. Wie sich herausstellte, handelte es sich bei Miss Riemchenpumps um meine ältere Schwester, von der ich bislang nichts wusste. Mum und Dad hatten geglaubt, sie für immer durch ein tragisches Versehen im Krankenhaus verloren zu haben - anscheinend verschwand sie damals spurlos von der Entbindungsstation, weil man sie versehentlich mit der Bettwäsche in einen Wäschekorb gepackt hatte. Unsere Eltern hatten es nicht über sich gebracht, Lisa und mir von ihr zu erzählen. Eines Tages ist Dad ihr bei einer internationalen Kleiderbügelkonferenz in Wembley wiederbegegnet, und er hat sie wohl sofort erkannt. Sie hat nämlich nicht nur die unverkennbare Bickerstaff- Oberweite, sondern sie arbeitet zudem in derselben Branche wie er - Drahtbügel haben sie schon als junges Mädchen magisch angezogen, was offenbar genetisch bedingt ist. Wie auch immer, irgendwann brachte Dad sie mit nach Hause, damit die Familie wieder vereint war, und ... O Mann ... Das war vielleicht bewegend. Genau wie in diesen Überraschungsshows, bloß dass keine Kameras dabei waren. Das hätten Sie live erleben müssen.
    Mildred - so heißt sie unglücklicherweise, aber da sie so ein Schatz ist, spielt es keine Rolle - ist jetzt eine von uns. Morgen fahren wir alle gemeinsam in den Urlaub - zum allerersten Mal überhaupt vollzählig, jetzt, da Mildred zu uns gehört. Wir machen eine Kreuzfahrt in der Karibik, finanziert von Jacobsons dickem Vorschuss, der sich zu guter Letzt auf siebenhundert Riesen belief.
    Zudem habe ich mir überlegt, dass ich genug auf dem Bankkonto habe, um den Kapitän zu einem kleinen Umweg nach Hongkong zu überreden, wo wir Lisa und Dan absetzen und sie ihr neues Leben als Mr. und Mrs. Rushe beginnen. Irgendwann hat Lisa erkannt, wie dämlich sie die ganze Zeit war, genau wie ich vorhergesehen hatte. Ihr ist klar geworden, dass es keine Rolle spielt, wenn man jemanden aufrichtig liebt, wenn derjenige dafür eintritt, die Prügelstrafe wieder einzuführen, den Austritt Großbritanniens aus der EU zu forcieren und Asylsuchende zusammen mit Schwulen, Drogenabhängigen und allein erziehenden Müttern in Arbeitslager zu stecken.
    Ach, und raten Sie mal, wer noch an der Kreuzfahrt teilnimmt?
    Jason!
    Ganz genau, Jason Donovan.
    Neulich sind wir in Soho auf der Straße zusammengestoßen, und es war Liebe auf den ersten Blick. Zumindest, was ihn betrifft - schließlich hat er mich zum ersten Mal in seinem Leben gesehen (abgesehen von dem Abend damals im Groucho , aber da hat er mich ja nicht richtig wahrgenommen), während es mich schon in jungen Jahren bei »Too Many Broken Hearts« erwischt hat.
    Jason trägt mich auf Händen. Er ist süß, zärtlich und rücksichtsvoll, und zudem labert er nicht ständig von seiner Vergangenheit als Star - außer wenn ich ihn bitte, in der Öffentlichkeit diese verrückte Zeit damals Wiederaufleben zu lassen und sich selbst zu imitieren. Und das Allerbeste ist, dass ich dank ihm die beiden Mistkerle völlig vergessen habe ... Wie hießen sie noch gleich? Jack und Lewis? Jim und Leroy? Scheißegal. Versager.
    Jason liest mir jeden Wunsch von den Augen ab. Er kocht gerade das Abendessen (irgendwas ganz Raffiniertes mit Ente und Paprika, bei dem unsere Fernsehköche vor lauter Neid tot umfallen würden) und packt zwischendurch noch meinen Koffer für die Kreuzfahrt.
    »Jason«, rufe ich, »vergiss nicht, die Bikini-Oberteile einzupacken. Mag ja sein, dass ich unanständige, jedes Tabu

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