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Marsha Mellow

Marsha Mellow

Titel: Marsha Mellow Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Beaumont
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sechzehnjährigen Akneopfer, das bei uns die Kopierer wartet, mindestens fünfzig schlechte Promiimitationen angehört. Sogar mit den Fußballern habe ich geplaudert. Alan, Julies Flamme, hat mir erklärt, was ein Außenverteidiger ist, und es handelt sich nicht um einen Ministerposten. Und ein total süßer Kerl namens Sol, der angeblich für England spielt, hat mir die Viererkette erläutert. Als er mir auch noch Abseits erklären wollte, bin ich ihm ins Wort gefallen: »Hey, ich bin keins von diesen Hühnern, das keine Ahnung von Fußball hat und dem man Abseits mühselig mit Salz- und Pfefferstreuer erklären muss.«
    Ich kann nicht mehr.
    Der einzige Grund, weshalb ich weiter mitspiele, ist der, dass mir mein beschissener kleiner Erpresser von der Pelle bleibt, solange ich mit jemandem rede. Er sitzt an der Theke und lässt mich schon den ganzen Abend nicht aus den Augen.
    »... Nö, ich hab schon seit Ewigkeiten keinen Nassabzug mehr gesehen«, sagt Vic aus der Produktion, mein aktuelles Konversationsprojekt.
    »Wirklich?«, entgegne ich und bemühe mich um einen möglichst interessierten Gesichtsausdruck.
    »Das ist so. Die Digitaltechnik war der Todesstoß. Heutzutage läuft alles nur noch über Scheiß-Pixel. Da kann man mit der Zeit echt bekloppt von werden.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sage ich, ohne den leisesten Schimmer zu haben, was ein Pixel ist, und in der Hoffnung, dass er es mir nicht anmerkt.
    »Wie auch immer, Herzchen, tu uns doch einen Gefallen und behalte mein Getränk im Auge, während ich mal kurz aufs Klo verschwinde. Mir platzt nämlich gleich die Blase.«
    Daraufhin reicht er mir seine Flasche, dreht sich um und lässt mich mit aufkeimender Panik im Regen stehen. Kein Gesprächspartner in Sicht. Colin Mount hat seine Chance bereits gewittert und rutscht von seinem Barhocker. Verzweifelt schweift mein Blick durch das Lokal auf der Suche nach jemandem (irgendwem), an den ich mich dranhängen kann. Sol macht einen leicht gelangweilten Eindruck, aber mir fällt zu Fußball nichts mehr ein, und ich möchte auch nicht eingestehen müssen, dass ich von Abseits nicht die leiseste Ahnung habe. Mein Blick fällt auf das sechzehnjährige Akneopfer, und ich überlege, ob ich auch noch ein fünftes Mal so tun kann, als fände ich die abgedroschenen Sprüche komisch. Gerade versuche ich mir durch das Gewimmel einen Weg zu bahnen, aber ich schaffe es nicht. Deedee packt mich am Arm. Ich wusste gar nicht, dass sie auch hier ist, und das offenbar schon seit einer Weile, da sie nicht mehr ganz nüchtern wirkt - sie hält mich nicht fest, sondern sie hält sich an mir fest.
    »Amy, echt klasse Party«, lallt sie. Anscheinend hat sie vergessen, dass sie mich noch vor wenigen Stunden feuern wollte.
    »Ja?«, entgegne ich und registriere über ihre Schulter hinweg, dass der Fettsack sich zum Glück wieder auf seinen Barhocker gepflanzt hat.
    »Puh, hier sind lauter Fußballer«, stöhnt sie.
    »Tja, das liegt an Julies Verlobtem - der macht das quasi beruflich.«
    Jetzt bleibt ihr Blick an Julie hängen, deren Körper gerade mit Alans verknotet ist. Sieht aus, als stoße seine Zunge in Tiefen vor, die noch kein Zahnarzt je erforscht hat. Die Glückliche. Beneidenswert. Die hat keine Sorgen. Jedenfalls keine größeren als einen großen, durchtrainierten Kerl, der es nicht erwarten kann, ihr den BH von La Perla für 250 Pfund vom Leib zu reißen.
    »Meine Güte, die beiden sind ja nur mit einem Wasserwerfer voneinander zu trennen«, bemerkt Deedee.
    Obwohl auch ich etwas Neid verspüre, macht mich ihr Ton dennoch wütend.
    »Aber«, lästert sie weiter, »das hält ohnehin nicht. Maximal sechs Monate.«
    »Immerhin hat sie jemanden. Im Gegensatz zu uns beiden.«
    »Tja, ich hüpfe eben nicht mit jedem in die Kiste«, erwidert sie eingeschnappt.
    »Vielleicht solltest du das gelegentlich ausprobieren, dann wärst du bestimmt auch nicht mehr so zickig«, gebe ich zurück. Mein Gott, habe ich das tatsächlich laut gesagt? Muss wohl am Alkohol liegen.
    Aber Deedee hat mir ohnehin nicht zugehört. Ihre Aufmerksamkeit konzentriert sich auf eine Brünette an der Theke, die darauf wartet, bedient zu werden. Im Grunde bräuchte sie gar nicht mit dem Zwanziger in der Hand zu wedeln, um den Barmann auf sich aufmerksam zu machen - das bewirken ihre Lippen, ihr Dekollete und ihre Gazellenbeine von ganz allein. Obwohl sie der Blickfang schlechthin ist, ist es nicht ihre Schönheit, die mich in ihre Richtung starren

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