Marsrevolte problematisch
heil; abgestellte Kraftfahrzeuge wurden von ihren Standplätzen gerissen.
Angst überfiel mich. Wenn sich jetzt noch jemand auf den Straßen aufhielt, war er mit hoher Sicherheit verloren. Ich verließ mich jedoch auf den Bericht des Stadtkommandanten, daß auf den Straßen und Plätzen keine Menschen mehr waren.
Ich verfolgte das Tosen und Heulen auf den Normalbildschirmen. Obwohl der Kreuzer längst verschwunden war, tobte über der Großstadt noch immer der Sturmwind. Er ließ jedoch schnell nach. Die aufgewühlten Luftmassen beruhigten sich.
Minuten später kam der Kreuzer über die Fluchtfestung an. Er bremste mit so hohen Werten, daß auch hier ein heißer Orkan ausbrach.
Unsere stark gefährdeten Bewachungsflugzeuge waren längst verschwunden. Die Männer der afrikanischen Wachdivision lagen in vorzüglichen Deckungen. Die GWA-Spezialbrigade befand sich ohnehin in der Felsenburg.
Das konnten die Zuschauer in aller Welt aber nicht sehen. Auf ihren Bildschirmen erblickten sie nur das von mir provozierte Grauen. Sie hörten das ohrenbetäubende Tosen mächtiger Atomtriebwerke.
Die »1418« stand genau über der Festung in fünftausend Meter Höhe still in der Luft, gehalten von ihren Antigravitations-Energieschirmen und zarten Korrektur-Schubstößen.
Ich schaute erneut auf mein Quarzchronometer. Es war genau fünfzehn Uhr fünfunddreißig am 14. September 2010.
Als das Heulen des Bremsschubes verklang, meldete ich mich sofort. Ich ignorierte die Zurufe meiner Gesprächspartner.
»Meine Herren, es ist soweit. Sie bezweifelten meine Macht über den Robotkommandeur ZONTA. Ferner behaupteten Sie, ich könnte den Kreuzer nicht starten, sondern lediglich etwas schießen lassen. Sie zwingen mich, der mithörenden und zuschauenden Menschheit demonstrativ die Wahrheit zu unterbreiten. Sie haben die Völker dieser Welt getäuscht. Sie, die Verantwortlichen, waren verantwortungslos. Sie haben die Konsequenzen zu tragen. Meine Herren, ab fünfzehn Uhr vierzig läuft die Zeit. Von da an haben Sie genau eine Stunde Frist, um das Hochgebirgsland rings um den Tana-See evakuieren zu lassen. Der Marskreuzer ›1418‹ wird pünktlich um sechzehn Uhr vierzig das atomare Wirkungsfeuer auf den See und die umliegenden Gebirgszüge eröffnen. Sehen Sie zu, wie Sie die dort lebenden Menschen und Tiere in Sicherheit bringen. Das wäre alles.«
Ich erhob mich und neigte mit einem zynischen Lächeln den Kopf.
Reling schrie in maßloser Erregung. Drei oder vier Schüsse dröhnten auf. Gorsskij hatte die Selbstbeherrschung verloren und mit seiner Dienstwaffe gefeuert.
Die Geschosse schlugen gegen die Panzerplastwand und explodierten. Die mächtigsten Geheimdienstmänner der Erde gingen fluchtartig vor dem Splitterregen in Deckung.
Das wirkte unwahrscheinlich echt!
Ich schritt lachend auf die hintere Tür zu. Meine Gardisten rissen die Marsstrahler an die Schultern. Flimmernde Abstrahlmündungen drohten nach drüben.
»Dr. Nang-Tai, warten Sie, bitte«, rief Reling außer sich. Er spielte seine Rolle großartig.
»Warten Sie! Nahe dem See gibt es einige größere Städte, darunter Chinzela, Anaco am Westufer und die Großstadt Gondar nördlich. Sie ist ein Verkehrsknotenpunkt. Die neuen Autobahnen kreuzen sich dort. Sir …«
»Das weiß ich«, erklärte ich gelassen. »Eben deshalb werde ich den tüchtigen Moohrkoner Moma feuern lassen. Er brennt darauf. General, Sie werden meinem besten Mann doch nicht den Spaß verderben wollen. Evakuieren Sie! Ich komme in einer Stunde zurück.«
Ich verließ schleunigst den Erfassungsbereich der Kamera. Allmählich wurde es zuviel.
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