Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Marsrevolte problematisch

Marsrevolte problematisch

Titel: Marsrevolte problematisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
Vom Netzwerk:
heil; ab­ge­stell­te Kraft­fahr­zeu­ge wur­den von ih­ren Stand­plät­zen ge­ris­sen.
    Angst über­fiel mich. Wenn sich jetzt noch je­mand auf den Stra­ßen auf­hielt, war er mit ho­her Si­cher­heit ver­lo­ren. Ich ver­ließ mich je­doch auf den Be­richt des Stadt­kom­man­dan­ten, daß auf den Stra­ßen und Plät­zen kei­ne Men­schen mehr wa­ren.
    Ich ver­folg­te das To­sen und Heu­len auf den Nor­mal­bild­schir­men. Ob­wohl der Kreu­zer längst ver­schwun­den war, tob­te über der Groß­stadt noch im­mer der Sturm­wind. Er ließ je­doch schnell nach. Die auf­ge­wühl­ten Luft­mas­sen be­ru­hig­ten sich.
    Mi­nu­ten spä­ter kam der Kreu­zer über die Flucht­fes­tung an. Er brems­te mit so ho­hen Wer­ten, daß auch hier ein hei­ßer Or­kan aus­brach.
    Un­se­re stark ge­fähr­de­ten Be­wa­chungs­flug­zeu­ge wa­ren längst ver­schwun­den. Die Män­ner der afri­ka­ni­schen Wach­di­vi­si­on la­gen in vor­züg­li­chen De­ckun­gen. Die GWA-Spe­zi­al­bri­ga­de be­fand sich oh­ne­hin in der Fel­sen­burg.
    Das konn­ten die Zu­schau­er in al­ler Welt aber nicht se­hen. Auf ih­ren Bild­schir­men er­blick­ten sie nur das von mir pro­vo­zier­te Grau­en. Sie hör­ten das oh­ren­be­täu­ben­de To­sen mäch­ti­ger Atom­trieb­wer­ke.
    Die »1418« stand ge­nau über der Fes­tung in fünf­tau­send Me­ter Hö­he still in der Luft, ge­hal­ten von ih­ren An­ti­gra­vi­ta­ti­ons-Ener­gie­schir­men und zar­ten Kor­rek­tur-Schub­stö­ßen.
    Ich schau­te er­neut auf mein Quarz­chro­no­me­ter. Es war ge­nau fünf­zehn Uhr fünf­und­drei­ßig am 14. Sep­tem­ber 2010.
    Als das Heu­len des Brems­schu­bes ver­klang, mel­de­te ich mich so­fort. Ich igno­rier­te die Zu­ru­fe mei­ner Ge­sprächs­part­ner.
    »Mei­ne Her­ren, es ist so­weit. Sie be­zwei­fel­ten mei­ne Macht über den Ro­bot­kom­man­deur ZON­TA. Fer­ner be­haup­te­ten Sie, ich könn­te den Kreu­zer nicht star­ten, son­dern le­dig­lich et­was schie­ßen las­sen. Sie zwin­gen mich, der mit­hö­ren­den und zu­schau­en­den Mensch­heit de­mons­tra­tiv die Wahr­heit zu un­ter­brei­ten. Sie ha­ben die Völ­ker die­ser Welt ge­täuscht. Sie, die Ver­ant­wort­li­chen, wa­ren ver­ant­wor­tungs­los. Sie ha­ben die Kon­se­quen­zen zu tra­gen. Mei­ne Her­ren, ab fünf­zehn Uhr vier­zig läuft die Zeit. Von da an ha­ben Sie ge­nau ei­ne Stun­de Frist, um das Hoch­ge­birgs­land rings um den Ta­na-See eva­ku­ie­ren zu las­sen. Der Mar­s­kreu­zer ›1418‹ wird pünkt­lich um sech­zehn Uhr vier­zig das ato­ma­re Wir­kungs­feu­er auf den See und die um­lie­gen­den Ge­birgs­zü­ge er­öff­nen. Se­hen Sie zu, wie Sie die dort le­ben­den Men­schen und Tie­re in Si­cher­heit brin­gen. Das wä­re al­les.«
    Ich er­hob mich und neig­te mit ei­nem zy­ni­schen Lä­cheln den Kopf.
    Re­ling schrie in maß­lo­ser Er­re­gung. Drei oder vier Schüs­se dröhn­ten auf. Gor­ss­kij hat­te die Selbst­be­herr­schung ver­lo­ren und mit sei­ner Dienst­waf­fe ge­feu­ert.
    Die Ge­schos­se schlu­gen ge­gen die Pan­zer­plast­wand und ex­plo­dier­ten. Die mäch­tigs­ten Ge­heim­dienst­män­ner der Er­de gin­gen flucht­ar­tig vor dem Split­ter­re­gen in De­ckung.
    Das wirk­te un­wahr­schein­lich echt!
    Ich schritt la­chend auf die hin­te­re Tür zu. Mei­ne Gar­dis­ten ris­sen die Mar­ss­trah­ler an die Schul­tern. Flim­mern­de Ab­strahl­mün­dun­gen droh­ten nach drü­ben.
    »Dr. Nang-Tai, war­ten Sie, bit­te«, rief Re­ling au­ßer sich. Er spiel­te sei­ne Rol­le groß­ar­tig.
    »War­ten Sie! Na­he dem See gibt es ei­ni­ge grö­ße­re Städ­te, dar­un­ter Chin­zela, Ana­co am Westu­fer und die Groß­stadt Gon­dar nörd­lich. Sie ist ein Ver­kehrs­kno­ten­punkt. Die neu­en Au­to­bah­nen kreu­zen sich dort. Sir …«
    »Das weiß ich«, er­klär­te ich ge­las­sen. »Eben des­halb wer­de ich den tüch­ti­gen Moohr­ko­ner Mo­ma feu­ern las­sen. Er brennt dar­auf. Ge­ne­ral, Sie wer­den mei­nem bes­ten Mann doch nicht den Spaß ver­der­ben wol­len. Eva­ku­ie­ren Sie! Ich kom­me in ei­ner Stun­de zu­rück.«
    Ich ver­ließ schleu­nigst den Er­fas­sungs­be­reich der Ka­me­ra. All­mäh­lich wur­de es zu­viel.

Weitere Kostenlose Bücher