Marsrevolte problematisch
Jedes Spiel mußte einmal ein Ende nehmen, auch dieses! Es war ohnehin ein maximales Wagnis.
Obwohl wir bereits vor zwei Tagen mit der Evakuierung begonnen hatten, konnte es zu Versagern gekommen sein. Allerdings würden wir die Städte nicht angreifen, aber ich hatte damit zu drohen.
Generell gesehen, sollte der Tana-See verdampft und die umliegenden Gebirgszüge in Magma verwandelt werden. Die Berechnungen waren exakt, die Auswirkungen bekannt.
Trotzdem hatte ich ein unbehagliches Gefühl.
Hannibal lag mit halb geschlossenen Augen auf einer Couch im Nebenraum. Sein Gesicht wirkte erstarrt.
»Kein Kontakt, alles sauber«, flüsterte er. »Kiny fliegt die Beschußgegend ab. Sie kann weder Mensch noch Tier telepathisch orten. Das Gebiet ist geräumt.«
»Hoffentlich unauffällig genug«, gab ich zu bedenken. »Ich werde das Gefühl nicht los, daß wir im falschen Boot sitzen.«
Von draußen drangen Befehle herein. Sie wurden in gedämpftem Ton gegeben.
Die Männer der GWA-Spezialbrigade eilten an der TV-Station vorbei. Sie trugen schwere Kampfanzüge und schußfeste Visierhelme. Jeder besaß einen Marsstrahler.
Jeder kannte auch seine Position. Wenn sich die Unbekannten jetzt verlocken ließen, der Felsenfestung nochmals einen Besuch abzustatten, würden sie eine peinliche Überraschung erleben. Es war unser Ziel, mindestens einen Fremden lebend und möglichst unverletzt gefangenzunehmen. Leicht würde es nicht sein.
Wenn das gelang, war das Theater wenigstens sinnvoll geworden.
*
Die ›1418‹ feuerte mit den beiden Poltürmen der Kugelzelle.
Sonnenhelle und lichtschnelle Strahlbahnen, über vierhundertfünfzigtausend Grad heiß und von gewaltiger Auftreffwucht, durchpeitschten die Atmosphäre über dem abessinischen Hochgebirge.
Captain Ing. Listerman feuerte bei weitem nicht mit der vollen Energieleistung, aber auch das bemerkte niemand von den Zuschauern.
Die Übertragung erfolgte von einigen Flugzeugen aus. Sie hielten sich in respektvoller Entfernung von den tosend aufreißenden Luftmassen, die anschließend in weißglühendem Zustand expandierten und zusätzliche Druckwellen erzeugten.
Eine radioaktive Strahlung entstand nicht. Marsgeschütze feuerten »partikelsauber«.
Der Tana-See verdampfte in wenigen Augenblicken. Das intermittierende Thermofeuer schwenkte auf die Gebirge über. Wenig später gab es keine Grate und Kämme mehr, nicht einmal normalrunde Erhebungen, sondern nur noch glutflüssige Lava.
Sie rann an den Gebirgsflanken herunter, wurde aber von dem dort ebenfalls entstehenden Glutbrei derart aufgestaut, daß es schließlich zu wasserfallähnlichen Strömen kam.
Die Luft erhitzte sich so rasch, daß der erwartete Orkan schneller als gedacht ausbrach. Weiter nördlich regneten die Wasserdampfmassen des ehemaligen Tana-Sees ab. Nach unseren Berechnungen würden die Wolken bis zur Sahara treiben.
Listerman stellte sein Feuer ein. Boris meldete in üblicher Pose den Erfolg und fragte nach weiteren Befehlen.
Ich lehnte einen zweiten Feuerüberfall mit der Begründung ab, meine Macht ausreichend demonstriert zu haben.
Die Kommentare in World-TV waren teils hektisch, teils sachlich. In allen Berichten wurde aber von der Unbesiegbarkeit dieses relativ kleinen Schiffes gesprochen.
Ich wartete, bis sich das Tosen gelegt hatte und die heißen Sturmwinde abflauten.
Die »1418« erschien wieder über der Steinzeitfestung und blieb diesmal in tausend Meter Höhe über dem zerklüfteten Gelände stehen.
Ich meldete mich. Wiederum ignorierte ich die erregten Fragen
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