Marsrevolte problematisch
Kopfstoß hätte auch genügt.«
»Ich wollte sehen, ob er wirklich so stark ist.«
Ich seufzte. Der Zwerg hatte wieder einmal einen Goliath besiegen wollen.
»Besorge dir eine Steinschleuder«, sagte ich geistesabwesend.
»Was? Ich – oh, man hat verstanden. Die biblische Geschichte, nicht wahr?«
»Allmählich zeigte sich deine Intelligenzsteigerung. Achtung, Boris handelt.«
»Druckhelme schließen, auf Autarksysteme der Schutzanzüge umschalten«, dröhnte es aus allen Kommunikationsgeräten. »Gehörschutz der Helme ausfahren, optimaler Wirkungsgrad. Ich möchte später keinen Taubgewordenen mit zerrissenen Trommelfellen herumlaufen sehen. Für die Neulinge an Bord: Die Geschütze erzeugen enorme Zellenvibrationen. Auch die Marsianer konnten das nicht ganz beseitigen. Es kommt durch die einseitig abgestrahlte Energieentladung, die in Wirklichkeit eine Atomexplosion auf engstem Raume ist. Das gibt einen Rückschlag. Er wird fast hundertprozentig durch Kraftfelder aufgefangen, aber eine Spur kommt doch durch. Das genügt schon, den Kugelrumpf in eine dröhnende Glocke zu verwandeln – ach was, in tausend Kirchenglocken. Richten Sie sich danach. Zur Information: Es können Druckwellen auftreten. Sie sind in den einzelnen Abteilungen verschieden stark. Also Helme schließen und fest anschnallen. Es soll mir keiner auf die absurde Idee kommen, nach dem Muster von unrealistischen Fernsehfilmen während eines Feuerschlages oder während schneller Manöver durch die Gegend zu laufen. Sich an Sessellehnen oder Tischkanten festhalten zu wollen, hindert Gevatter Tod nicht, sein Werk zu vollziehen. Ha be ich mich klar ausgedrückt?«
Ja, das hatte Boris Petronko getan. Ein Mann mit gepflegten Manieren war er ohnehin nie gewesen, aber sein Herz saß genau an der richtigen Stelle.
*
Boris hatte untertrieben, aber ich wußte plötzlich, warum mein unbekannt gebliebener Gesprächspartner mit keinem Wort auf meinen Vorhalt eingegangen war, das Thermofeuer von fünftausend gleichzeitig angreifenden Raumjägern der Erde könnte auch er nicht verkraften.
Die ferngelenkten, unbemannten Diskusscheiben griffen gnadenlos an. Ich sah ihre Marsgeschütze aufblitzen, obwohl sie aus der Sonne kommend auf uns niederstießen. Das nützte ihnen infolge unserer phantastischen Ortung wenig, aber der optische Eindruck wurde erheblich gestört.
Die grellen Abschußblitze waren nicht einmal geistig erfaßt – da waren die Schußbahnen auch schon da. Es war völlig anders als bei der Demonstration über Abessinien.
Hier, im luftleeren Weltenraum, war das Feuer viel enger gebündelt. Die Todesbahnen, in ihrem Kern sonnenheiß und auf den Oberflächen noch vierhundertfünfzigtausend Grad Celsius messend, streuten bei weitem nicht so stark. Das hinderliche Medium »Luft« war eben nicht vorhanden.
Mir wurde klar, warum diese Hochenergie-Thermokanonen eine Spezialwaffe für Weltraumschlachten waren. Es waren Punktfeuergeschütze, die einen gegnerischen Schutzschirm um so besser durchschlagen konnten, je enger und härter sie gebündelt waren. Dann konnte sich ihre durchschlagende Wirkung verhundertfachen.
Laut Plan hatten wir mindestens eine volle Salve zu erdulden. Es mußte echt aussehen.
Wir standen mit der »1418« bereits über der jetzigen Dunkelzone des Mondes. Sie war mit der Rückseite identisch.
Hier mußten irgendwo die Fremden gelandet sein. Sicherlich würden sie den Jägerangriff anmessen und auch unsere Gegenwehr registrieren. Meine Ausgangsbasis sollte noch etwas verbessert werden.
Die Strahlbahnen
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