Marsversorger ALPHA VI
durchschritt die Schleusenkammer mit ihren vielfältigen Abwehrwaffen und versteckt eingebauten Identifizierungseinrichtungen. In diese Hauptzentrale kam niemand hinein, der vorher nicht von der schiffsautarken Großpositronik anerkannt und als betretungsberechtigt eingestuft worden war.
Vor mir öffnete sich der Steuerraum; nach menschlichen Begriffen ein riesiger, dreiviertelrunder Saal mit gewölbter Decke und einer gerade verlaufenden Abschlußwand.
Entlang dieser Panzerwand standen die weniger wichtigen Schaltkonsolen für die Bord-zu-Bord- und Außenbordkommunikation.
Die Konsolen ringsum der Dreiviertelrundung waren wesentlich wichtiger. Sie enthielten Kommandogeräte aller Art. Von hier aus wurde der Gigant der Porcupa-Klasse gestartet, gelandet, im Raumflug gelenkt und zu überlichtschnellen Flugmanövern gezwungen.
Über den Schaltkonsolen, fast jede war hufeisenförmig ausgebildet, um dem in dieser Vertiefung sitzenden Besatzungsmitglied einen optimalen Überblick zu bieten, waren mehr oder weniger große Bildschirme von verschiedenartigsten Formgebungen angebracht.
Die größten unter diesen Schirmen reichten bis zum Zenit der domartigen Deckenwölbung.
Wenn sie gleichzeitig von Aufnahmegeräten, die wir längst nicht alle gefunden oder in ihrer Bedeutung begriffen hatten, belichtet wurden, entstand der Eindruck, als befände man sich draußen vor dem Schiff oder inmitten des freien Weltenraumes.
Noch abenteuerlicher und sinnverwirrender wurde es, wenn die BAPURA zum überlichtschnellen Flug ansetzte.
Unsere Fachwissenschaftler hatten dafür bestimmte Begriffe. So war eine Reise durch die physikalisch fremdartige und verstandesmäßig kaum erfaßbare »Resonanz-Krümmungszone« identisch mit einem millionenfach überlichtschnellen Flugmanöver im »Resonanz-Krümmungsraum«.
Das waren Bezeichnungen aus einer neuen Wissenschaft, deren grundlegende Kenntnisse wir der marsianischen Hinterlassenschaft zu verdanken hatten. Nur wenige Jahre zuvor hätte sich nicht einmal unser physikalisches As, Professor Dr. Dr. Emanuel Scheuning, derart verwirrende Ausdrücke einfallen lassen.
Nun mußte er sie gebrauchen, weil ihm zum Zwecke der Verdeutlichung keine andere Wahl blieb.
Professor Josua Aich, unser auf das Erbe des Mars spezialisierter Ultraenergiephysiker, hatte die Zustandsform einer eins- bis zehnmillionenfach überlichtschnellen Fortbewegung als »Hochsturz-Parabolik« bezeichnet; in Kurzform »HPR-Flug« genannt.
An diese Dinge mußte ich denken, als die Männer und Frauen der Zentralebesatzung aufstanden und Haltung annahmen.
Ich wollte diese Geste, die mir in Anbetracht unseres gemeinsamen Schicksals überflüssig und etwas übertrieben vorkam, lautstark untersagen. Dann aber unterließ ich es. Es war eine Art Instinkthandlung.
Dreitausend Menschen aus allen Völkern der Erde, unter ihnen eintausend Koryphäen aus allen naturwissenschaftlichen und technischen Bereichen, sowie zweitausend Soldaten aus den Eliteeinheiten irdischer Machtblöcke, durften in einer Lage wie der unseren auf keinen Fall einen gewissen Grad von Disziplin vergessen.
Man hatte mir vor dem ersten Marseinsatz den Rang eines Brigadegenerals verliehen. Das war dem Chef der GWA als psychologische Notwendigkeit erschienen, denn ich hatte während des Schauspiels auf dem Roten Planeten mit rund achtundvierzigtausend Menschen arbeiten müssen.
Ganz allgemein fühlte ich mich nicht als General; wenigstens nicht als General, wie er bei
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