Marsversorger ALPHA VI
zu kleinen und zu schmalen marsianischen Sitze gegen irdische Fabrikate auszutauschen, war es in dem Vierfünftel-Rund des Schalttisches etwas eng geworden. Man konnte aber noch schnell und bequem all jene Schalter, Knöpfe und Hebel erreichen, über deren Funktion wir uns noch lange nicht im klaren waren.
Fest stand nur, daß von hier aus sämtliche technische Anlagen des Superschlachtschiffes beherrscht werden konnten.
Dies hätte einen »Einmann-Flug« mit der BAPURA bedeutet! Tatsächlich waren bei der Feuereröffnung auf die drei ins irdische Sonnensystem eingeflogenen Hypnoschiffe Farbsymbole sichtbar geworden, die wir vorher niemals bemerkt hatten.
Auch beim Notleistungshochfahren der Großkraftwerke waren Kontrollorgane in Tätigkeit getreten. Das hatten wir zwar beobachtet und vorsichtshalber auch gefilmt, aber jedermann hatte sich bislang gehütet, die geheimnisvollen Schalter und Knöpfe auch nur zu berühren.
Einige davon waren ohnehin erst in dem Augenblick aus vorher unsichtbaren Vertiefungen gesprungen, als die Geschütze zu donnern und die Atomkraftreaktoren zu tosen begannen.
Wenn die Theorie richtig war, konnte die BAPURA notfalls von einem Mann exakt beherrscht werden. Die Frage war nur, welche Qualitäten dieser Mann besitzen mußte! Scheuning hatte behauptet, er müßte mindestens über fünfzig tadellos funktionierende Gehirne und einhundert Arme mit zweihundert Händen verfügen. Andernfalls wären die zahllosen Kontroll- und Hauptsteuerorgane nicht zu bedienen.
Die wichtigste Aussage zu dieser Hypothese war aber noch bedenklicher!
Wenn die BAPURA infolge eines Ausfalls aller normalerweise tätigen Besatzungsmitglieder von nur einer Person übernommen wurde, dann bedeutete das fraglos, daß sich sämtliche positronischen Hilfsgehirne automatisch auf die Hauptsteuerkonsole umschalteten. Vielleicht wurde auch eine größere Anzahl davon lahmgelegt, weil sie infolge der Notlenkung nicht nur überflüssig, sondern sogar gefahrbringend wurden.
Niemand wußte genau, welche Möglichkeiten dieser vierfünftelrunde Schalttisch bot. Jedenfalls war er vor undenklichen Zeiten der Platz des marsianischen Kommandanten oder gar des Oberbefehlshabers, Admiral Saghon, gewesen.
Der angeordnete Bereitschaftsalarm hatte mehr Aufregung verursacht, als ich mir vorgestellt hatte. Ich bemerkte überall Männer und Frauen, die normalerweise dringend Ruhe gebraucht hätten.
Die Mitglieder des führenden wissenschaftlichen Teams erschienen nach und nach. Weit über uns flammte ein Bildschirm nach dem anderen auf.
Die BAPURA-Ortung hatte die beiden gemeldeten Objekte einwandfrei erfaßt. Nun begannen die zahlreichen Automatiken mit einem Auswertungsverfahren, das wir uns zwar geistig vorstellen, in der Praxis aber nicht überprüfen konnten. Es war jedoch sicher, daß die Fremdobjekte eingehend getestet wurden.
Ich stieg zum Hauptschalttisch hinauf und tippte dem Zweiten Chefpiloten auf die Schulter.
Stepan Tronsskij hob mühevoll den Kopf. Ich schaute in zwei verquollene, rotgeäderte Augen.
»Keine Albernheiten, Stepan«, sagte ich. »Ich löse Sie ab. Sie legen sich nebenan im Bereitschaftsraum flach. Wenn wir Sie brauchen, werden wir Sie schon auf die Beine bringen.«
»Kommen Sie mit den Befehlsschaltungen klar?« erkundigte er sich mit rauher Stimme. Ein Hustenanfall folgte.
»Worauf Sie sich verlassen können.«
Petronko zwängte sich an mir vorbei und löste die Anschnallgurte. Sie hatten sich bei den teils sehr heftigen Flugmanövern gut bewährt.
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