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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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mutiert, und als sie dann wieder aufwachten, da stellten sie fest, dass sie die Nachbarn von nebenan vergewaltigt und ermordet hatten.«
    Ein Bauer trat auf die Straße und bedeutete ihnen mit erhobener Hand anzuhalten. Holly drückte fester aufs Gaspedal und zwang ihn so, zur Seite zu springen. Die Schar Gänse, die seine Frau soeben über die Straße führen wollte, sprengte in sämtliche Richtungen davon. Die Gänse schnatterten empört, und der Bauer schrie etwas.
    »Das sollte den Audi wenigstens ein paar Minuten aufhalten«, meinte Holly mit einem Blick in den Rückspiegel. »Sehen wir zu, dass wir ein wenig Vorsprung gewinnen. Nur noch ein paar Kilometer, dann biegen wir von der Straße ab.«
    Nach etwa drei Kilometern erreichten sie die Hauptstraße.
    »Sieht fast so aus, als wären wir sie los«, stellte Kat erleichtert fest.
    »Sieht fast so aus, ja«, bestätigte Holly.
    Doch Kat entging nicht, dass sie dennoch immer wieder nervös in den Spiegel sah.
    Sie folgten der Wegbeschreibung der Mutter Oberin und gelangten schließlich zu einem kleinen Bungalow, der ein Stück zurückversetzt war von den anderen Häusern. Eine junge Frau öffnete die Tür.
    »Wir sind auf der Suche nach Soraya Imamovi ć «, begann Kat, wobei sie ihren italienischen Ausweis zückte.
    »Das bin ich«, erwiderte die Frau in gebrochenem Italienisch.
    Kat brauchte einen Moment, ehe sie begriff. Sie hatte eine viel ältere Person erwartet. Diese hübsche dunkelhaarige Frau konnte nicht viel älter sein als sie.
    Als sie ihre Verwirrung bemerkte, wurde Soraya misstrauisch. »Was wollen Sie?«
    »Wir würden gerne mit Ihnen über Ihre Tochter sprechen. Und über Jelena Babi ć und Barbara Holton.«
    Einen kurzen Moment lang dachte sie, Soraya könnte ihnen die Tür vor der Nase zuknallen. Dann aber hielt sie sie ihnen widerstrebend auf.
    »Sie können für zehn Minuten reinkommen. Dann muss ich kochen.«
    Während sie sich unterhielten, schnippelte sie Gemüse. Kat hatte den Verdacht, dass sie das hauptsächlich tat, um ihnen nicht in die Augen sehen zu müssen. Aber das war in Ordnung: Hauptsache, sie sprach offen mit ihnen.
    »Ich muss mit Ihnen über das Birds’ Nest sprechen«, sagte Kat so sanft wie möglich. »Ich weiß, das ist schwer für Sie, aber ich bin überzeugt, dass es uns helfen könnte zu verstehen, was mit Barbara und Jelena passiert ist.«
    »Sind sie tot?«, erkundigte Soraya sich.
    »Leider ja.«
    »Tut mir leid. Sie waren gute Menschen.«
    Kat wartete ab, bis sie weitersprach.
    »Ja, ich war mit Jelena zusammen im Birds’ Nest«, sagte sie schließlich. »Das war, nachdem die Kroaten zum Rückzug gezwungen waren. Als die Serben dieses Gebiet einnahmen, waren sie sehr wütend. Sie gingen von Haus zu Haus, suchten nach Männern. Diese brachten sie auf einen Sportplatz, wo sie sie schlugen, bis sie ihnen eingebläut hatten, wer die Stärkeren waren. Anschließend brachte man sie in die Wälder und erschoss sie. Mein Vater war unter ihnen, genau wie mein Bruder.«
    Sie ließ die Schultern hängen. Dennoch fuhr sie leise fort.
    »Dann kamen sie zurück und holten sich die Frauen. Wir wurden alle nach draußen auf die Straße beordert, wo wir uns in Reih und Glied aufstellen mussten. Über den Lautsprecher des Lastwagens war laute Musik zu hören, ein serbisches Marschlied. Wir mussten unsere Kleider ablegen, noch ehe das Lied endete, so befahlen sie uns, sonst würden sie uns umbringen. Als wir alle nackt dastanden, trafen sie ihre Wahl. Ich war eine von ihnen. Sie vergewaltigten uns, direkt dort auf der Straße, während all unsere Nachbarn zusehen mussten. Ein paar, die Widerstand leisteten oder sie baten aufzuhören, wurden auf der Stelle getötet.«
    Sie hielt kurz inne, überwältigt von den Erinnerungen.
    »Hinterher dachte ich nur, wenigstens ist es vorüber. Ich wäre zwar lieber tot gewesen, aber zumindest konnte ich so entscheiden, wie und wann ich mich umbringen würde. Dann aber luden sie einige von uns auf die Lastwagen und brachten uns zu einem Bauernhof oben in den Bergen. Den nannten sie Birds’ Nest, weil er so hoch oben gelegen war. Weit weg von jeder Zivilisation.«
    Einen Augenblick lang schwieg sie und schnitt weiter ihre Karotten klein. Kat bemerkte, dass Holly wie vereinbart alles mitschrieb. Die längeren Pausen dazwischen ermöglichten es ihr aufzuholen.
    »Wir waren achtzehn. Einige Kroatinnen, der Rest Bosnierinnen«, sagte Soraya schließlich. »Jeden Tag kamen serbische Soldaten in

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