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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Holt
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Zeiten standen auf Krieg, nicht auf das Säubern von schmutzigen Babypopos.«
    »Und was von beidem hat dir besser gefallen«, fragte Kat hinterlistig, »der Krieg oder Mama den Hintern abzuwischen?«
    Nonna Renatas Blick schoss zu ihrer Tochter, um zu überprüfen, ob die zuhörte. »Der Krieg! Das war die beste Zeit meines gesamten Lebens. Hinterher dachten wir, alles würde so weitergehen, doch selbstverständlich wollten die Priester und die anderen Männer, dass alles wieder so lief wie früher. Also mussten wir uns abermals mit Kindern und Küche begnügen.«
    »Ich glaube, ich hätte den Krieg auch gut gefunden.«
    Nonna Renata nickte. »Du kommst ganz nach mir, das dachte ich mir schon immer. Und jetzt erzähl mal, wie läuft denn dein Krieg so?«
    »Ich mach meinen ersten Mord«, gestand Kat voller Stolz.
    Einen kurzen Augenblick lang wirkte die alte Frau etwas verwirrt. »Wie, du willst jemanden umbringen? Ich dachte eigentlich, das wäre heute nicht mehr erlaubt.«
    »Entschuldige, Nonna – ich meinte natürlich, ich ermittle gerade in meinem ersten Mordfall. Die Leitung hat ein richtig guter Colonnello inne, einer, der bereits mehr als ein Dutzend Mordermittlungen hinter sich hat.«
    Später, als sie dabei half, das schmutzige Geschirr in die Küche zu tragen, meinte ihre Mutter dazu: »Jetzt sag mal, wann lernen wir denn nun endlich diesen Aldo Piola kennen?«
    »Du hast unser Gespräch mitgehört?«
    »Ich konnte es ja schlecht nicht mitkriegen – ihr habt euch mindestens zwanzig Minuten lang über nichts anderes unterhalten. Er sieht doch wohl gut aus, will ich hoffen?«
    Kat stöhnte. »Mamma, er ist mein Boss.«
    »Aber das eine schließt das andere doch nicht aus, oder?«
    »Außerdem ist er verheiratet.«
    »Verheiratet!« Ihre Mutter wirkte schockiert, als hätte sie Piola soeben bei einem schrecklichen Verbrechen ertappt.
    »Klar. Warum sollte er das denn nicht sein?«
    Ihre Mutter antwortete ihr nicht sofort. »Ich weiß noch, wie die Carabinieri keine weiblichen Beamten in ihren Reihen aufnahmen«, entgegnete sie schließlich mit scharfer Zunge.
    »Das war vor mehr als zehn Jahren. Und ehe du noch was sagst, nein, er ist der perfekte Gentleman. Kein Lustmolch, kein Grapscher. Und er respektiert meine Arbeit.« Noch bevor diese Worte über ihre Lippen kamen, wurde ihr klar, dass ihre Mutter dieses Gesicht ziehen würde, das Gesicht, das ihr sagen sollte, Kat sei immer noch zwölf Jahre alt und wüsste nichts von der wirklichen Welt. Sie hätte am liebsten geschrien: Ich bin eine Beamtin der Carabinieri, Mamma! Ich sehe jeden Tag Menschen, die man erschossen und in einen der Kanäle geworfen hat! Ich habe mit Gangstern zu tun und mit Kriminellen! Ich glaube, ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen!
    Doch stattdessen seufzte sie nur und sagte: »Ich gehe und rede lieber mit papà , oder, bevor er noch einschläft?«

26
    Eigentlich hatte sie nach dem Sonntagsessen im Kreis der Familie direkt nach Hause gehen wollen, doch das Gespräch mit ihrer Mutter hatte einen fahlen Nachgeschmack hinterlassen, einen Rest von Verärgerung, der, so wusste Kat aus jahrelanger Erfahrung, nicht einfach so mit einem Fernsehabend und ein bisschen Surfen auf Facebook verschwinden würde. Daher machte sie einen Umweg.
    Sie redete sich selbst ein, nur einen kleinen Spaziergang machen zu wollen. Zwar stimmte es, dass sie diese kalten Winternachmittage in Venedig liebte, wenn der bora , jener kalte Nordwind, winzige Schneeflocken von den Bergen herunterwehte und wenn die Luft zu funkeln schien, als wäre sie mit Goldpartikeln erfüllt. Es war einer der ereignisloseren Monate, die nicht lange währende Nebensaison, in der die sechzigtausend Einwohner der Stadt für kurze Zeit nicht zahlenmäßig von den sechs Millionen Touristen übertrumpft wurden. Kat kostete dies zu ihrem Vorteil aus und schlenderte in Richtung Campo San Zaccaria, ohne dass ihr zunächst klar war, dass sie genau dorthin strebte.
    Sie ging ins Hauptquartier, in der Erwartung, das Zimmer leer vorzufinden. Sie wollte ein paar Stunden darauf verwenden, Bürokram zu erledigen und ihre Berichte der vergangenen Tage zu schreiben, damit sie völlig unbelastet in die neue Woche gehen konnte.
    Zu ihrer Überraschung entdeckte sie eine Frau in Piolas Büro, das nur durch Glaswände abgetrennt war. Als diese sich erhob und sich nervös umsah, bemerkte Kat, dass sie unter ihrer Lederjacke ein tief ausgeschnittenes Oberteil trug.
    Piola kehrte soeben mit einer

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